Im Simos-Gebäude geht es eng zu – sowohl Verkehrsleitzentrale (Foto) als auch Rettungsleitstelle brauchen mehr Platz und Sanierungen Foto: Lichtgut/Max Kovalenko/Lichtgut/Max Kovalenko

Seit 2006 sitzen die Stuttgarter Verkehrsleitzentrale und die gemeinsame Leitstelle von Feuerwehr und Rettungsdienst im Simos-Gebäude in Bad Cannstatt. Dort herrscht massiver Platzmangel. Um einen Zusatzbau ist jetzt ein Streit ausgebrochen.

Stuttgart - Es sind heftige Vorwürfe, die da vonseiten der Stuttgarter Feuerwehr und der Gewerkschaft Verdi kommen. Von einem „Skandal innerhalb der Stadtverwaltung“ spricht ein Beteiligter bei der Feuerwehr. Die Sicherheit der Bürger sei auf Sicht gefährdet. Verdi stellt in einer Veröffentlichung gar die Frage, ob das Projekt Simos, das gemeinsame Gebäude für die Verkehrsleitzentrale sowie die Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst, gescheitert sei.

Das 2006 eröffnete Gebäude neben der Feuerwache in Bad Cannstatt galt als großer Wurf. „Allerdings war die Leitstelle damals schon zu klein, es fehlen mehrere Arbeitsplätze“, heißt es bei der Feuerwehr. Verdi spricht davon, die Leitstelle laufe „absolut an der Belastungsobergrenze und benötigt dringend Personal und Arbeitsplätze“. Das besage auch ein aktuelles Gutachten. Die Verkehrsleitzentrale wiederum braucht dringend eine technische Auffrischung und Sanierung. Zusätzlich benötigt die Stadt spätestens mit Inbetriebnahme des Rosensteintunnels eine Tunnel-Überwachungszentrale. Auch sie soll noch zusätzlich ins Simos-Gebäude. Land unter bedeutet das laut den Beteiligten.

Tatsächlich haben sich die zuständigen städtischen Referate längst Gedanken über Lösungsmöglichkeiten gemacht. Unter Federführung der Branddirektion ist gemeinsam mit Tiefbauamt und Amt für öffentliche Ordnung ein Konzept entstanden. Es sieht einen zusätzlichen Modulbau neben dem Simos-Gebäude vor. Dorthin könnten Mitarbeiter während der Sanierung ausgelagert werden, nach Fertigstellung wäre eine dauerhafte Weiternutzung zum Beispiel für die Tunnelüberwachung denkbar. Kostenpunkt: 2,53 Millionen Euro. „Dieses Konzept hat sich als wirtschaftlichste und nachhaltigste Lösung herauskristallisiert“, heißt es in der Verdi-Veröffentlichung.

Kritik an den Fachbürgermeistern

Nur: Es ist in den derzeit laufenden Haushaltsberatungen des Gemeinderats bisher kein Thema gewesen. Und taucht der Bau dort nicht auf und wird von den Stadträten dementsprechend auch nicht abgesegnet, sieht es düster aus für das gemeinsame Konzept der Ämter. Intern herrscht darüber großer Unmut – und die Schuldfrage wird von einigen eindeutig beantwortet: Die zuständigen Bürgermeister, heißt es, hätten sich nicht einigen können und das Projekt deshalb zurückgezogen. „Die Ämter stehen dahinter, aber die obere Ebene ist sich uneins“, sagt ein Beteiligter. Die Rede ist vom „Verwaltungsversagen“.

Inzwischen hat sich auch der Gesamtpersonalrat der Stadt eingeschaltet und sich an Oberbürgermeister Fritz Kuhn gewandt. Das scheint bisher allerdings nichts gebracht zu haben. Deshalb geht man jetzt in die Offensive: In den vergangenen Tagen sind sowohl die Fraktionen im Gemeinderat als auch der OB noch einmal angeschrieben worden. Auch die Gewerkschaft Verdi will ihren Einfluss geltend machen, um Druck aufzubauen, damit das Konzept doch noch auf der Liste landet. Die Hoffnung: Eine oder mehrere Fraktionen setzen das Thema doch noch bei den Haushaltsberatungen auf die Tagesordnung.

Das Thema soll im neuen Jahr auf die Agenda

Bei der Stadt versucht man, die Gemüter zu beruhigen. Es sei richtig, ist in der Verwaltung zu hören, dass die entsprechende Vorlage zurückgezogen worden sei. Es gebe dazu noch offene Fragen. „Simos ist eine einzigartige Leitstelle. Sie ermöglicht eine schnelle und koordinierte Reaktion auf jede Gefahrenlage“, sagt Rathaussprecher Sven Matis. Die Verwaltung setze auf eine moderne Leitstelle, in der die Kollegen gute Arbeitsbedingungen vorfänden. „Allerdings ist Simos in die Jahre gekommen, muss saniert und erweitert werden“, so Matis.

Um während des Umbaus funktionsfähig zu sein, sollen Büros in einem Interim genutzt werden, bestätigt er. Dieses Interim solle nach Plänen der Verwaltung auf dem Gelände der Feuerwache 3 in Bad Cannstatt gebaut werden. „Der Rat soll im ersten Quartal 2020 darüber entscheiden“, so der Sprecher. Die Vorwürfe von Verdi träfen nicht zu, betont man im Rathaus. Die Verwaltung arbeite an zielführenden, tragfähigen Lösungen für Simos.

Gleichwohl bleibt Verdi bei den aufgestellten Forderungen. „Die Führungsspitze der Stadt muss handeln“, heißt es dort.