Natürlich ist auch Wehmut dabei. Gertrud Pfitzer hat mehr als zwei Jahrzehnte die Geschicke der Foto: Georg Friedel

Gertrud Pfitzer geht in Ruhestand. Als Leiterin der Bachschule hat sie vieles bewegt. Ohne das offizielle Brimborium hat sich die Rektorin im kleineren Kreise von ihrer Schulgemeinde verabschiedet.

Stuttgart-Feuerbach - Das kam für viele doch ein wenig überraschend: Ohne das offizielle Brimborium und den großen Bahnhof zum Abschied hat sich Gertrud Pfitzer nach 22 Jahren als Rektorin der Bachschule eher im kleineren Kreise von ihrer Schulgemeinde verabschiedet.

„Ich werde dich sehr vermissen! Ich, hoffe, dass es dir später gut geht“, schreibt die kleine Emily aus der 3 A. Viertklässler Jonas hat seiner ehemaligen Schulleiterin zwei Blumen zum Abschied gemalt und einen kleinen Reim dazu geschrieben: „Rektorin, die Beste, das ist klar. Du bist ein Star!“ Als solchen sieht sich Gertrud Pfitzer freilich nicht. Eher als eine Teamspielerin, der es ganz gut gelungen ist, eine positive Atmosphäre für notwendige Veränderungen an ihrem Haus zu schaffen.

Ein Riesenkraftakt

„Eine Schule ist immer so gut, wie sich ihr Kollegium, ihre Eltern, ihre Freunde und ihre Kooperationspartner aktiv engagieren und einbringen“, schreibt Pfitzer im Grußwort der Bachschul-Zeitung. So gesehen ist die Feuerbacher Grundschule sehr gut aufgestellt. Der Übergang zur teilgebundenen Ganztagsschule war allerdings ein „Riesenkraftakt“, sagt die 63-Jährige. Von 2010 bis 2012 glich die Grundschule eher einer Großbaustelle denn einem Ort des Lehrens und Lernens. Mit dem inzwischen fertiggestellten Erweiterungsbau wurden die räumlichen Kapazitäten, die für einen Ganztagsbetrieb notwendig sind, erst geschaffen.

4,4 Millionen Euro hat die Stadt in das Projekt investiert. Der Anbau am Westhang entstand bei laufendem Schulbetrieb. Gleichzeitig lief aber auch noch der Umbau der alten Halbtagsschule zur neuen Ganztagsschule. Eine derartige Dreifach-Belastung an einer Einrichtung mit 300 Schülern zu schultern – das lässt erahnen, dass hier das pädagogische Können und Fingerspitzengefühl der Lehrer in ganz besonderem Maße gefragt war. Aber der Aufwand hat sich gelohnt. „Der größte Teil der Arbeit ist geschafft. Wir haben eine tolle Schule erhalten, innen wie außen“, sagt sie. Am Außengelände ist allerdings noch einiges zu tun.

Die Zeit ging herum wie im Fluge

Was das pädagogische Konzept zur Unterrichts- und Ganztagszeit angeht, ist die Bachschule weiter als viele andere Schulen in Stuttgart. Ganz wichtig sei, dass „Unterrichts- und Ganztageszeit, beziehungsweise Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte eine Einheit bilden, beide Bereiche müssen gut miteinander verzahnt werden“, sagt die Grundschulpädagogin.

22 Jahre bestimmte Gertrud Pfitzer die Geschicke der Feuerbacher Bachschule mit. Die Zeit in Feuerbach ging herum wie im Fluge. Davor war sie Konrektorin an der Zuffenhäuser Silcherschule. In den 70er Jahren studierte Pfitzer an der pädagogischen Hochschule Esslingen. Danach sattelte sie noch Sozialpädagogik an der Universität Tübingen obendrauf.

„Jedes einzelne Kind ist wichtig“

Die Studienzeit in Tübingen lieferte ihr wichtiges Hintergrundwissen und Grundlagen für ihre spätere Alltagsarbeit an den Schulen. „Ich habe damals im Rahmen des Sozialpädagogikstudiums eine Befragung zur Lebenssituation ausländischer Mitbürger durchgeführt.“ Das Verständnis für andere Lebenswirklichkeiten zu entwickeln, gehört auch zum Handwerkszeug eines Lehrers. Die bunte Mischung an Schülern aus verschiedenen Kulturen an der Bachschule hat die gebürtige Stuttgarterin stets als Bereicherung, aber auch als Herausforderung erlebt: „Jedes einzelne Kind ist wichtig und hat seinen Platz. Keines darf scheitern“, heißt ihr Credo. Die Grundschule soll für alle da sein. In ihrem Herzen ist sie eine Verfechterin der Gesamtschule. Anders als in Skandinavien gelinge es der hiesigen Bildungspolitik nicht, einen längeren Atem bei den dringend notwendigen Schulreformen zu entwickeln. Mehr Mut und Standfestigkeit wäre notwendig. Stattdessen prescht man erst vor, dann rudert man wieder zurück. Das ist ihr Eindruck.

„Die Bachschulzeit hat mir viel Spaß gemacht, sie war mein halbes Leben. Doch alles hat seine Zeit“, meint Gertrud Pfitzer. Zuletzt hätte sie doch festgestellt, wie die Kraft im Job immer mehr nachgelassen habe. Deshalb ist nun mit 63 Jahren Schluss. Damit noch genug Zeit und Platz für einen neuen Lebensabschnitt bleiben.