Das Bild haben Wolfgang und Ursula Haug im Freilichtmuseum Beuren anfertigen lassen: In traditioneller Echterdinger Tracht und mit den Accessoires der Jahrhundertwende. Foto: fri

Wolfgang Haug ist in Leinfelden-Echterdingen Stadtrat, ehrenamtlicher Chef des Stadtmuseums und Gründer eines Trachtenvereins. Der Heimatpflege widmet er sich seit fast 50 Jahren – dafür ist er nun ausgezeichnet worden.

Echterdingen - Von dort, wo Wolfgang Haug im ersten Stock des Stadtmuseums steht, sind es nur wenige Meter bis zu seinem Elternhaus. Da steht zwar mittlerweile ein Neubau, aber früher stand dort das Haus, in dem Haugs Mutter einen Gemischtwarenladen hatte und sein Vater einen Flaschnerbetrieb. Im Krieg ist das Haus zerstört worden, später in mühevoller Eigenarbeit wieder aufgebaut. Haug hat dort seine Kindheit und Jugend verbracht, ist dort aufgewachsen, mit Echterdingen verwachsen. „Heimat“, sagt er, „muss man sich ein Stück weit erarbeiten. Damit meine ich aktive Arbeit, passives Konsumieren ist keine Arbeit.“

Und das hat er getan. Am Montag 16. April, ist Wolfgang Haug nach Schwäbisch Hall gereist, wo er die Ehrennadel des Arbeitskreises Heimatpflege verliehen bekommen hat. Seit 44 Jahren engagiert er sich in Leinfelden-Echterdingen für die Heimatpflege. „Ich will keine Lobhudelei“, sagt Haug, „aber diese Anerkennung für meine Arbeit ist sehr schön.“ Es ist nicht die erste, und es wird wohl nicht die letzte sein. 2004 hat er etwa das Bundesverdienstkreuz bekommen, außerdem Ehrungen von Stadt, Kreistag, Städtetag – die Liste ist lang.

Seit den Anfängen des Stadtmuseums werkelt er mit

Die Liste seiner Tätigkeiten ist aber noch länger: Seit 1971 sitzt er im Gemeinderat, seit 1984 im Kreistag. Auch als Stadtrat setzt er sich für die Heimatpflege ein, etwa beim Sanierungsgebiet Historische Mitte Echterdingen oder der Aussegnungshalle am Echterdinger Friedhof.

1975 hat er angefangen, das Stadtmuseum aufzubauen, genau in der Zeit des Zusammenschlusses zur Kreisstadt Leinfelden-Echterdingen: „Der damalige Oberbürgermeister Walter Schweizer hat zu mir gesagt: Das Haus gehört der Kommune, du machst da eine Heimatstube hinein!“, erinnert sich Haug und lacht. „Schweizer wusste, dass ich mich für Heimatkunde begeistere.“ Nach zwei Jahren hat er angefangen, Wechselausstellungen zu organisieren, damals noch an den Wochenenden, unterstützt von seiner Frau Ursula und den beiden Kindern. 1985 hat Wolfgang Haug den Verein Echterdinger Tracht gegründet. „Nach dem Krieg waren auch die meisten Trachten zerstört oder verbrannt“, sagt Haug. Ihm ging es darum, dieses wichtige Stückchen Heimat zu bewahren: die Echterdinger Tracht, das „Häs“, mit allen Teilen, mit Schürze und Häubchen für die Frauen, mit Knöpfen, bestickten Hosenträgern und Hemdschnalle für die Männer.

Die Enkelinnen sind mit ihm beim Volkstanz dabei

Zum Verein gehört auch eine Volkstanzgruppe, in traditioneller Tracht tanzen sie etwa beim Krautfest oder bald wieder bei der Aufstellung des Maibaums. In der Tanzgruppe sind auch alle vier Enkelinnen von Haug dabei. „Erst gestern habe ich mit meiner 16-jährigen Enkelin Walzer getanzt, den Bändertanz“, erzählt Haug. „So etwas macht mich glücklich.“ Stolz macht ihn, dass das Interesse an der Volkstanzgruppe und am Trachtenverein nicht nachlässt: Nachwuchssorgen hat der Verein keine. Dafür arbeitet Haug allerdings auch: Der 75-Jährige, im Berufsleben Lehrer und vor der Pensionierung vor zwölf Jahren langjähriger Leiter der Lindachschule Stetten, besucht regelmäßig Kindergärten und Schulen, um den Kindern von der Echterdinger Tracht und dem Stadtmuseum zu erzählen. „Jeder Mensch sucht nach Identität“, sagt er. „Virtuelle Welten kann man nicht anfassen und untersuchen. Wenn ich mithelfen kann, dass die Kinder Interesse haben an dem Ort, an dem sie leben, dann reicht mir das.“ Und die Arbeit hört nicht auf: Haug kann schlecht still sitzen, ständig hat er neue Ideen. Zum internationalen Museumstag am 13. Mai möchte er eine Kinderausstellung machen, Pläne für den Ausbau des Museums hegt er ebenfalls, Ausstellungsmaterial ist schon vorhanden.

Zum Artikel in der Zeitung möchte Haug lieber kein Foto von sich alleine haben. „Meine Frau soll auch zu sehen sein“, das wünscht er sich. Seit 1965 sind sie verheiratet, sie ist bei seinen vielen Aktivitäten dabei, macht mit, unterstützt, hilft. „Sie steht nicht hinter mir“, sagt Haug, das ist ihm wichtig, „sondern sie steht neben mir.“