Jetzt ist Schluss: Nachdem vor Jahren der Käsewagen wegblieb, fehlt nun auch der Gemüsestand in Stetten. Foto: Stadt Leinfelden-Echterdingen

Den Wochemarkt in Stetten gibt es seit Donnerstag nicht mehr. Zuletzt war dort nur noch die Gärtnerei Walker mit einem Obst- und Gemüsestand zu finden. Es kamen zu wenig Kunden.

Leinfelden-Echterdingen - Aller Werbeeinsatz hat nichts genützt: Der Wochenmarkt auf der Poststraße in Stetten gehört seit gestern der Vergangenheit an. Zuletzt war dort nur noch die Echterdinger Gärtnerei Walker mit ihrem Gemüsestand zu finden. Jetzt hat auch sie den Kampf gegen den Kundenschwund aufgegeben.

„Das hat keinen Wert mehr“, sagt der Inhaber der Gärtnerei, Matthias Walker. Es seien zu wenig Kunden gekommen. Mit dem Stand habe er nichts mehr verdienen können. Bei einem Tagesverdienst von 150 Euro hat sich das nicht gelohnt. Eine ähnliche Situation gebe es auch in Musberg. Dort wird die Gärtnerei deshalb von heute an auch keinen Stand mehr aufbauen. „In Degerloch und Leinfelden läuft das Geschäft auch nicht viel besser.“ Das Problem sei, dass der Verkaufspreis der Supermärkte unter seinem Einkaufspreis liege.

„Viel Lokalpatriotismus gezeigt“

„Herr Walker hat wirklich viel Lokalpatriotismus gezeigt, das muss man ihm hoch anrechnen“, sagt dazu der Ordnungsamtsleiter von Leinfelden-Echterdingen, Gerd Maier. Drei Jahre lang war die Gärtnerei Walker zum Schluss mit ihrem Stand allein auf dem Markt. Seit 2011 habe man versucht, den Handel zu fördern, sagt Maier. Marktbeschicker seien angeschrieben worden. Im Amtsblatt habe man für den Markt geworben, entlang der Stettener Hauptstraße seien entsprechende Plakatständer aufgestellt worden.

Ein Vierteljahr lang habe die Stadt auf die Standgebühr (ein Euro pro laufender Meter) verzichtet. Trotzdem sei nicht viel passiert. Schließlich habe man einen Metzger-, Käse-, Feinkost- sowie den Obst- und Gemüsestand gehabt. Um die Attraktivität des Markts zu steigen, sei er schließlich im Jahr 2013 von der Jahnstraße zur Poststraße - dort, wo sich ein Bäcker, eine Metzgerei und eine Bank befinden – verlegt worden.

Doch auch dort florierte der Markt nicht. Es sei ein Teufelskreis, sagt Maier. Man gewinne zu wenig Stände, deshalb bleibe die Kundschaft weg. Und weil zu wenig Kunden kommen, sei der Markt für die Beschicker nicht lukrativ. „Wir müssen jetzt in Klausur gehen und überlegen, wie wir mit der Situation umgehen“, sagt Ordnungsamtsleiter Maier zur Zukunft des ehemaligen Marktstandorts Stetten.

„Qualität hat ihren Preis“

Nach Meinung von Ivo Jurak müssen die Bürger mehr Einsatz zeigen, wenn sie einen Markt am Wohnort haben wollen. Ihm gehören vier Käsewagen, die auf verschiedenen Märkten unterwegs sind. Vor drei Jahren sei seine Frau Ellen mit einem Verkaufwagen einige Wochen lang auch nach Stetten gefahren. „Das hat sich aber überhaupt nicht gelohnt“, sagt Jurak, „da sind nur zwölf Kunden gekommen.“ Drei davon hätten richtig eingekauft. „Der Rest brauchte nur einen Sahnebecher, weil er den im Supermarkt vergessen hatte.“

Die Leute müssten sich bewusst werden, dass Qualität eben auch ihren Preis habe. Man könne nicht bei Lebensmitteln anfangen zu feilschen. „Einen Käse, der drei Jahre lang gereift ist, kann man nicht für ein Butterbrot erwerben“, sagt der Käsehändler.