Anwohner in Unteraichen fürchten um ihre Katzen, sie fordern Kontrollen in der Nacht. Foto: dpa

Samtpfoten kommen an der unteren Stuttgarter Straße in Leinfelden-Unteraichen regelmäßig unter die Räder. Anwohner fordern von der Verwaltung nächtliche Geschwindigkeitskontrollen.

Leinfelden - Auf dem unteren Teil der Stuttgarter Straße werden seit Jahren regelmäßig Katzen überfahren. Die Familie von Tierarzt Stephan Schroth hat selbst vier ihrer Haustiere auf diese Art verloren. Vor Kurzem hat es die Samtpfote eines Nachbarn erwischt. Das Tier, das ein hübscher Freigänger war und den deshalb alle Nachbarn gut kannten, hat offenbar nach dem Unfall noch gelebt, ihm wurde aber nicht geholfen. „Es wurde brutal liegen gelassen“, beklagt Grünen-Stadtrat Frank Mailänder, der mit seiner Familie in der Nähe wohnt.

Sieben Katzen haben ihr Leben gelassen

Insgesamt sieben Katzen haben laut Stephan Schroth an dieser Stelle in Unteraichen schon ihr Leben gelassen. Sie sind unter die Räder gekommen, weil sie nachts um die Häuser streifen und Autofahrer just zu dieser Zeit und just an dieser Stelle zu schnell unterwegs sind. Dazu muss man wissen, dass die Stuttgarter Straße in diesem Bereich eine Anliegerstraße ist. Verkehrsteilnehmer dürfen auf dem Weg, der direkt zur Firma Roto Frank führt, eigentlich nur Tempo 30 fahren. Tagsüber parken entlang dieser Straße sehr viele Autos. Abends, wenn die Durchfahrt wieder freier ist, wird laut den Anwohnern auf die Tube gedrückt. Frank Mailänder schätzt, dass mancher Verkehrsteilnehmer dann mit mindestens 60 Kilometer pro Stunde an seinem Grundstück vorbeibraust.

Stephan Schroth spricht von nächtlichen Autorennen, die auf der Stuttgarter Straße veranstaltet werden. „Es wird immer schlimmer“, sagt er. Der Tierarzt fordert einen „gescheiten Verkehrswegeplan“ für Leinfelden-Echterdingen ein. Denn der untere Teil der Stuttgarter Straße werde oft auch als Schleichweg und Abkürzung zur nahen Autobahn genutzt, wenn andere Straßen verstopft sind. Früher gab es vor seiner Haustür auch Pflanztröge, in denen Bäume wuchsen. Diese hätten das nächtliche Rasen erschwert. Sie wurden von der Stadtverwaltung – nach einem entsprechenden Beschluss des Gemeinderates – allerdings entfernt.

Bäume in Kübeln dienen nicht mehr als Bremse

Zur Erinnerung: Das Gremium hatte im Frühjahr auf seiner Klausurtagung beschlossen, dass alle Baum- und Pflanzkübel in der Stadt entfernt werden sollen. Auch um zu sparen, sollte dem Bauhof die arbeitsintensive Pflege der Baum- und Pflanzkübel im Stadtgebiet abgenommen werden. Dazu sagt Jutta Rößler, Vizeleiterin des Bürger- und Ordnungsamtes: „Bäume in Kübeln. Das hat gar keinen Sinn ergeben. Der Bauhof ist mit dem Gießen gar nicht mehr nachgekommen.“

Zurück zu den Katzen: Die Familie Schroth hat inzwischen schon mehrere Briefe an die Verwaltungsspitze von Leinfelden-Echterdingen geschrieben. Die Tochter hat ihren Unmut in sozialen Netzwerken veröffentlicht. Stadtrat Mailänder hat das Thema in der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses angesprochen und die Verwaltung um mehr Geschwindigkeitskontrollen gebeten.

Nun ist den Anwohnern aufgefallen, dass das neue Blitzer-Fahrzeug der Stadtverwaltung mittlerweile fast täglich vor deren Haustür steht – allerdings tagsüber, wenn nicht gerast wird. Sie fordern nächtliche Kontrollen ein. Darauf angesprochen sagt Jutta Rößler: „Ich nehme das mit.“ Zumindest bis 22 Uhr abends könne das Amt die Mitarbeiter des Gemeindevollzugsdienstes losschicken. „Wir blitzen jetzt auch abends und am Wochenende – das ist neue Politik in L.-E.“, sagt Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell.