Immer wieder sucht die Stadt L.-E. neue Mitarbeiter Foto: Natalie Kanter

Ständig Überstunden, zu viel Arbeit auf dem Schreibtisch: Davon können auch die städtischen Mitarbeiter in L.-E. ein Lied singen. Die Stadträte diskutieren dennoch kontrovers über den Ruf der Verwaltung nach mehr Personal.

Leinfelden-Echterdingen - Die Aufgaben, die es abzuarbeiten gilt, werden immer mehr. Termine jagen sich, Überstunden häufen sich, berichten städtische Mitarbeiter. Der Ruf nach mehr Personal wird laut. Der Gemeinderat hat immer wieder neue Stellen zu bewilligen. Allein 2017 wurden knapp 9,5 Stellen geschaffen – für die Kinderbetreuung, in der Bauverwaltung und im pädagogischen Bereich. Und damit ist man noch lange nicht am Ende. Denn auch im IT-Bereich muss laut Personalchef Gerold Henzler aufgestockt werden. Ein externes Büro untersucht derzeit die Finanzverwaltung und prüft, ob auch dort neue Stellen geschaffen werden müssen.

Doch mit dem beständigen Stellenzuwachs tun sich manche Fraktionen schwer. Das haben die Haushaltsberatungen gezeigt. „Bei der Kinderbetreuung, in der Ausländerbehörde, in der Bauverwaltung: Überall fehlt es laut der Verwaltung an Mitarbeitern“, sagt Eberhard Wächter, Sprecher der Freien Wähler, auf Nachfrage. Das ganze Jahr über solle der Gemeinderat neue Stellen bewilligen. „Das läppert sich“, erklärt er. Um den Überblick nicht zu verlieren, hat die Fraktion in der Debatte zum Etat 2018 einen vorausschauenden Stellenplan gefordert. Also einen Plan, der einmal im Jahr beschlossen wird und an den sich dann gehalten werde.

Aufgaben auch umverteilen

Im jüngsten Verwaltungsausschuss sagte Wächter: „Ich kann nicht bei jeder Aufgabenmehrung neue Stellen schaffen.“ Aufgaben müssten auch umverteilt werden, bestimmte Dinge auch mal wegfallen. „Den Wunsch nach mehr Transparenz kann ich gut verstehen“, erklärte FDP-Stadträtin Judith Skudelny. Auch Barbara Sinner-Bartels (SPD) sagte: „Ich kann den Antrag gut verstehen. Aber: „Wir haben auch eine Fürsorgepflicht. Noch mehr Überstunden draufsatteln, dass kann niemand wollen.“ Die Verwaltungsspitze sicherte zu, dem Gemeinderat jedes halbe Jahr die aktuelle Personalentwicklung darzustellen.

Auch im Technischen Ausschuss waren fehlende Mitarbeiter ein Thema. Die Diskussion wurde bei einem Haushaltsantrag durch die CDU-Fraktionsvorsitzende Ilona Koch entfacht. Demnach sollte die „Stabsstelle für Mobilität zur Beschleunigung von Planungsprozessen und Umsetzungsverfahren neu ausgerichtet“ werden.

Diese wird jedoch von der Region mit dem Ziel gefördert, die Mobilitätspunkte zu vervollständigen und deren Aufbau vor-anzutreiben. „Wenn die Ausrichtung einen anderen Fokus einnehmen soll, ist eine neue Stelle erforderlich“, sagte Oberbürgermeister Roland Klenk. Während Hans Huber (Freie Wähler-Fraktionschef) sich dagegen aussprach, lobte Ingrid Grischtschenko (Fraktionschefin der Grünen) die Argumentation der Stadtverwaltung. „Es ist nicht damit getan, etwas investiv zu fordern und dann zu merken, dass wir keine Leute haben“, sagte sie. Wenn es mehr Arbeit gebe, brauche man dafür auch Mitarbeiter. „Dann müssen wir eben eine neue Stelle schaffen“, sagte die Stadträtin.

Dem widersprach Jürgen Kemmner, Fraktionsvorsitzender L.E. Bürger/FDP: „Wir können nicht für jede neue Aufgabe eine Stelle schaffen“, sagte er. Er machte sich für eine Vergabe von Arbeiten nach außen stark. Fraktionskollege Wolfgang Haug sprach sich für eine engere Zusammenarbeit mit Ingenieurbüros aus, um einen Verlust von Kompetenz zu verhindern.

Die Große Kreisstadt wächst beständig

Bürgermeisterin Eva Noller erklärte: „Wenn in der Verkehrsplanung mehr passieren, es schneller vorangehen soll, brauchen wird dafür Mitarbeiter.“ Das vorhandene Personal sei mit den Sanierungsmaßnahmen ausgelastet. „Es ist unser Anspruch in der Führung, mit dem Thema Überlastung sensibel umzugehen“, sagte Noller. Die Stadt wachse. Das bedeute mehr Infrastruktur, mehr Verkehr und mehr Instandhaltung. OB Klenk ergänzte: „Stellen sie sich eine erfolgreiche Baulandentwicklung vor.“ Das bedeute zwei- bis dreitausend Einwohner mehr.

Auch in der nächsten Gemeinderatssitzung am Dienstag, 12. Dezember, wird es um das Thema Stellen gehen. Die Verwaltung will den Fraktionen im kommenden Jahr Details dazu liefern. Dann soll es auch darum gehen, wie neue Mitarbeiter gewonnen und bisherige gehalten werden können. Die Stadt will sich laut Personalchef Henzler als noch attraktiverer Arbeitgeber positionieren. Der Hintergrund: „In 13 Jahren werden 50 Prozent der derzeitigen Mitarbeiter älter als 65 Jahre alt sein“, sagt er.