Einer runder Tisch im Jahr sei zu kurz gesprungen, sagt der Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell. Foto: Norbert J. Leven

Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell hat sich vor drei Jahren bei seiner Antrittsrede die Kultur auf die Fahnen geschrieben – nun sollen Taten folgen.

Leinfelden-Echterdingen - Vor drei Jahren ist Carl-Gustav Kalbfell auch deshalb ins Bürgermeisteramt gehoben worden, weil er sich die Kultur auf die Fahnen geschrieben hat. Der Mann, der innerhalb der Verwaltung so einige Hüte auf hat und von 2015 an zunächst durch die Flüchtlingskrise stark gefordert war, schickt sich nun an, dieses Wahlversprechen einzulösen. Dennoch hat sich der Bürgermeister zunächst einmal einiges an Kritik anhören müssen. Aber der Reihe nach.

Ein moderierter Workshop ist für Samstag, 7. Juli, geplant. An diesem Tag sollen alle Kulturschaffenden an einen Tisch geholt werden. Die Veranstaltung trägt den Titel „Kultur gut stärken“. Kalbfell spricht gegenüber unserer Zeitung von einem ersten Auftakt. „Es geht zunächst ums Kennenlernen und Vernetzen“, sagt er. Neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit sollen gefunden werden, damit der hohe Standard gehalten werden kann, heißt es dazu in einem Papier der Verwaltung. Denn bereits jetzt braucht sich die Große Kreisstadt in Sachen Kultur nicht zu verstecken. Museen locken mit interessanten Ausstellungen. Der Spielkartenschatz ist über die Region hinaus bekannt. Dem Kulturkreis L.-E. gelingt es, bekannte Künstler nach Musberg zu holen. Die Ehrenamtlichen des Fördervereins Stadtbücherei sorgen seit Jahren dafür, dass sich die Jugend auch in den Stadtteilen Stetten und Musberg mit Lesestoff versorgen kann. Hinzu kommt das Programm von Theatern, Galerien, Musikvereinen sowie Organisationen von und für Migranten.

Dieses Kulturangebot soll dennoch optimiert werden. In kommunalpolitischen Kreisen wird auch von einer Neuausrichtung gesprochen. In dem bereits erwähnten Schriftstück der Verwaltung ist die Rede von einem jährlichen „Runden Tisch Kultur in L.-E.“ Die Themen des Workshops im Juli sollen zudem unter der Überschrift: „Was kann ich für meine Stadt tun“ stehen. Auch das ist in dem Papier nachzulesen. Insbesondere der letzte Satz ist bei Stadträten und Kulturschaffenden nicht gut angekommen. Das war in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses zu spüren. Bürgermeister Kalbfell kam in Erklärungsnot.

Ein fehlplatzierter Satz und unklare Ziele

Weil sich die örtlichen Kulturschaffenden bereits sehr viel für die Kultur der Stadt einsetzen, sei dieser Satz völlig fehlplatziert, kam es von Seiten der Grünen. „Die Frage muss vielmehr lauten, was die Stadt für eine vielfältige Kultur tun kann“, sagte Petra Bär. „Die Ziele, die Sie formulieren, sind sehr unklar“, ergänzte Eva Barth-Rapp. Die Christdemokraten hätten es gerne gesehen, wenn Kalbfell die Aufgabe zu seiner persönlichen Sache gemacht hätte. Das hätte zu seiner Antrittsrede vor drei Jahren gepasst. Auch Freie Wähler-Stadtrat Eberhard Wächter sagte: „Diese Veranstaltung kann nur ein erster Aufschlag sein.“

Aber nicht nur der Gemeinderat übt Kritik: Uwe Janssen, Vorsitzender des Fördervereins Stadtbücherei und Sprecher des Grünen-Stadtverbandes, schreibt im Internet: „In der Vorstellungsrede vor seiner Wahl hat Bürgermeister Kalbfell die Entwicklung einer Kulturkonzeption für Leinfelden-Echterdingen angekündigt.“ Von diesem Versprechen könne keine Rede mehr sein. Es solle nur einen „runden Tisch Kultur in LE“ geben, der jedes Jahr einmal tagt. Das zeige, wie wenig Wertschätzung der Kultur entgegengebracht wird. Janssen fordert eine Bestandsaufnahme und die Entwicklung einer Konzeption – gemeinsam mit den Kulturtreibenden.

Darauf angesprochen sagt Kalbfell: „Ein runder Tisch im Jahr – das ist freilich zu kurz gesprungen.“ In dem Juli-Workshop sollen fünf Ziele definiert werden und auch schon Ansätze gefunden werden, wie diese umzusetzen sind. Danach werde man sehen wohin die Reise führt. Kalbfell will nicht ein Kulturkonzept verordnen, er setzt auf die Ideen der Kulturschaffenden. In der Sitzung sagte er: „Die Ziele sollen noch mit Leben gefüllt werden.“