29 Jahre lang hat Frank Stüber den Stadtjugendring in Leinfelden-Echterdingen geleitet. Zum August übernimmt Sandra Fromme. Was macht sie aus? Welche Impulse will sie setzen?
Frank Stüber ist niemand, der sich aufdrängt. Er möchte nicht im Mittelpunkt stehen, nicht allzu persönlich werden. Obwohl sein Name seit fast drei Jahrzehnten mit dem Stadtjugendring Leinfelden-Echterdingen fest verknüpft ist – und obwohl seine Zeit als Geschäftsführer dieser Organisation nun zu Ende geht.
Sein Fokus liegt jetzt auf den Kindern und Jugendlichen dieser Stadt. Für sie wollte er stets Bedingungen schaffen, die es ihnen ermöglichen, möglichst gut heranzuwachsen. „Dafür braucht es Vereine, Verbände, Jugendgruppen und Jugendhäuser. Dafür ist die offene Kinder-, und Jugendarbeit elementar“, sagt er. Neben Familie, Schule und Betreuungseinrichtungen müsse es ein Feld geben, in dem sich Kinder und Jugendliche frei entfalten können – „mit echten Gestaltungsmöglichkeiten, mit ernst gemeinter Beteiligung“, betont er.
Die verschiedenen Akteure der Jugendarbeit zusammenzuführen, ein Netzwerk zu schaffen, das beschreibt er als „die zentrale Idee“ des SJR, oder den „roten Faden“ seiner Arbeit. Nur durch eine Vernetzung, nur durch Kooperationen entstehe immer wieder Neues. „Immer wieder neue Generationen heranwachsen zu sehen, ihnen die Chance zu geben, ihr Programm mitzugestalten“ sei der Sinn seiner Tätigkeit. Die Kinderspielstadt Kid City, die 1996 ins Leben gerufen wurde, zählt der Diplompädagoge zu den Highlights der vergangenen Jahre. „Das ist das größte Ferienprojekt dieser Stadt. Dort lernen Kinder und Jugendliche, sich aktiv zu beteiligen.“
Sehr gerne erinnere er sich auch an die Veranstaltung „Alles für Euch“, einem Kinder-, Jugend-, und Familienfestival, bei dem an einem Samstag im Juni 2023 mehr als 30 Vereine, Verbände und Organisatoren zusammengefunden haben. „Das war eine erfolgreiche Aktion“, sagt Stüber. Nach zwei durch Corona geprägte Jahre wollte der Stadtjugendring zeigen, was es in Leinfelden-Echterdingen alles für Kinder und Jugendliche gibt.
Auf schwierige Zeiten, wie während der Pandemie, hätte er dagegen gerne verzichtet. Gerade bei der Jugend habe diese Zeit des Verzichts und Rückzuges tiefe Spuren hinterlassen. „Nachzuholen, was damals nicht möglich war, da sind wir immer noch dabei“, sagt er. „Corona hat bei den Kindern und Jugendlichen viel Unsicherheit geschaffen“, sagt auch Sandra Fromme. Den Heranwachsenden wieder Mut zu machen, ihre persönliche Entwicklung zu stärken, dazu könne die außerschulische Bildungsarbeit viel beitragen, sagt die Kulturmanagerin und Musikpädagogin.
Im August wird Sandra Fromme die Geschäftsführung des Stadtjugendrings übernehmen. Denn Frank Stüber hat sich für ein Altersteilzeitmodell entschieden. In wenigen Tagen schon beginnt seine Freizeitphase. Die Neue kommt mit vielen Ideen, hat sich vorgenommen, den Austausch zwischen den Mitgliedsorganisationen des SJR noch mal mehr zu fördern. Auch sie setzt auf Kooperationen, Partizipation und Teilhabe.
Die 39-Jährige war zuvor Vizeleiterin der Musik-, und Kunstschule Nürtingen und wohnt in Stuttgart-Vaihingen. „Meine Brille ist noch mal mehr auf die Kultur gerichtet“, sagt sie. Ihre Themen sind Demokratiebildung, Diversität, Inklusion, Chancengleichheit. Sie will den Vereinen und Organisationen helfen, Schutzkonzepte zu entwickeln und der Frage begegnen: Was ist präventiv zu tun, dass Kinder und Jugendliche vor sexualisierter Gewalt und anderen Grenzüberschreitungen geschützt sind? „Wir müssen hier einen wachen Blick haben“, sagt sie. Es müsse auch gut überlegt werden, wie alle Familien Zugang zu den Angeboten der offenen Arbeit bekommen, wie beeinträchtigte Kinder integriert werden können.
Zunächst aber will sie die Stadt in Ruhe ansehen und schauen: „Was haben wir für Kinder und Jugendliche in der Stadt? Was sind die Themen der Vereine und der Jugendlichen? Wo gilt es, beratend tätig zu sein? Wo muss noch Wissen angeeignet werden?“ Dazu hat sie gemeinsam mit Frank Stüber schon einige Gespräche geführt. Ihr Motto lautet: „Dinge möglich machen – auf vielfältige Weise.“
„Seit drei Wochen arbeiten wir zusammen“, sagt Frank Stüber. „Jetzt weiß ich, dass ich meine Aufgaben in gute Hände lege.“ Das mache es leichter für ihn zu gehen. Seinen Abschied hat Frank Stüber mit „einem gemütlichen Zusammensein“ an einem seiner Lieblingsorte dieser Stadt gefeiert: auf der Jugendfarm. Statt Geschenke hat er um eine Spende für die Farm gebeten.
Er freue sich darauf, mehr Zeit zu haben für seine Familie. Er werde die Muse haben, die ein oder andere Rad- und Wandertour in seinem Heimatort Kirchheim-Teck oder auch in Frankreich zu unternehmen. „Eine große Weltreise plane ich nicht“, sagt er.
Der Stadtjugendring Leinfelden-Echterdingen
Gründung
Der Stadtjugendring wurde 1988 gegründet. Er versteht sich als der Kern eines lebendigen Netzwerks der Kinder- und Jugendarbeit in Leinfelden-Echterdingen. Er will die verschiedenen Akteurinnen und Akteure und ihre Angebote miteinander verknüpfen. Der Verein ist als Träger der Freien Jugendhilfe und der außerschulischen Jugendbildung anerkannt. Die Stadt Leinfelden-Echterdingen unterstützt die Arbeit des Stadtjugendrings mit einem festen Budget.
Mitglieder
Im SJR sind 49 Vereine und Organisationen zusammengeschlossen. Elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt das Team. Die Organisation bieten Ferienprogramme an. Mitarbeitende sind an den Schulen der Stadt, bieten dort Programm für die Mittagspause oder Hausaufgabenbetreuung an. Auch das Jugendbüro GO!ES gehört zum SJR. Dort erhalten junge Menschen Hilfe, die zwischen Schule, Ausbildung und Beruf stehen.