Das historische Bauernhaus (links) ist als Solitär bei der Waldhorn-Sanierung erhalten geblieben. Prägendes Element am neuen Zeppelinplatz ist das Echterdinger Carré. Foto: Norbert J. Leven

Die Stadtverwaltung erklärt die Umgestaltungen im Stadtteil Echterdingen nach 16 Jahren für beendet. Vier Sanierungssatzungen verlieren deshalb nun ihre Gültigkeit. Grundstückseigentümer werden von August an zur Kasse gebeten.

Leinfelden-Echterdingen - Das ist eine sehr, sehr positive Entwicklung, wenn ich auf den Zeppelinplatz schaue.“ Die Erste Bürgermeisterin Eva Noller, Chefin im Technischen Dezernat der Großen Kreisstadt Leinfelden-Echterdingen, lobt das sichtbare Ergebnis der sogenannten Waldhorn-Sanierung im Herzen Echterdingens über den grünen Klee. Es sei „wunderbar“, dieses Projekt nun abschließen zu können, sagte sie in der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses.

Mit diesem Großprojekt, dessen Ziel es war, einen attraktiven und lebendigen Stadtkern zu sichern, haben sich seit dem Jahr 2000 drei Dezernenten beschäftigt. Das gesteckte Ziel sieht die Bürgermeisterin nun, zum förmlichen Schlusspfiff, als erreicht an: „Ohne die Sanierung hätten wir Rewe nicht in die Ortsmitte holen können – mit entsprechend negativen Folgen für den innerörtlichen Einzelhandel.“

„Nicht alles geschafft“

Die Bürgermeisterin gibt allerdings zu, dass man „nicht alles geschafft“ habe. Diese Aussage bezieht sich hauptsächlich auf den östlich der Hauptstraße gelegenen Teil des Sanierungsgebiets. Vor allem gegenüber dem Zeppelinplatz ist die Neuordnung auf unbestimmte Zeit verschoben. Insbesondere Stadtrat Wolfgang Haug kritisiert das: „Es ist problematisch, wenn die hässlichsten Gebäude der Stadt gehören.“

Die Waldhorn-Sanierung, die oft auf die Neuordnung des Nanzareals und die Unterbringung des Supermarkts im heutigen Echterdinger Carré an der Ecke Haupt-/Kanalstraße reduziert wird, hatte tatsächlich weitere, allerdings von der Öffentlichkeit weniger stark beachtete Schwerpunkte: Entstanden ist beispielsweise an der Ecke Haupt-/Tübinger Straße ein zentrumsnahes Wohngebiet. Zuvor galten die Grundstücke dort wegen ihrer Zuschnitte als unbebaubar.

Elf Straßen und Plätze neu gestaltet

Insgesamt, führt die Stadtverwaltung nun in einer Bilanz auf, wurde der Abbruch alter Gebäude auf 16 Grundstücken mit Sanierungsmitteln in Höhe von etwa einer halben Million Euro bezuschusst. Private Sanierungen und Modernisierungen wurden ebenfalls (mit etwa 370 000 Euro) gefördert. Fast zwei Millionen Euro wurden ausgeben, um elf Straßen und Plätze neu zu gestalten. Dazu gehören die Hinterhofstraße und die Waldhornstraße ebenso wie der Kapellenweg, die Kanalstraße und der neu entstandene Zeppelinplatz. Im Paket der Maßnahmen verblieben ist auch der im April dieses Jahres in Betrieb genommene Neubau eines Kinderhauses im Sanierungsgebiet.

Die Kosten der Sanierung betragen über den gesamten sechzehnjährigen Zeitraum 12,4 Millionen Euro. Größte Brocken darin sind mit fast sieben Millionen Euro Grundstückskäufe und mit 3,5 Millionen Euro sonstige Ordnungsmaßnahmen. Dem stehen Einnahmen in Höhe von 8,9 Millionen Euro gegenüber. Vier Millionen Euro hat das Land Baden-Württemberg aus dem Landessanierungsprogramm nach Leinfelden-Echterdingen überwiesen. 4,5 Millionen Euro hat L.-E. aus dem Verkauf von Grundstücken eingenommen. Kosten in Höhe von 3,5 Millionen Euro bleiben an der Stadt hängen.

Stadt schöpft Teil der Wertsteigerung ab

In der Bilanz tauchen auch sogenannte Ausgleichszahlungen auf. Einen Teil der durch die Sanierung ausgelösten Wertsteigerung schöpft die Kommune wieder bei den Grundstückseigentümern ab. Zwischen 2008 und 2010 haben sich bereits zahlreiche Eigentümer auf eine rabattierte vorzeitige Ablösung eingelassen und insgesamt 184 000 Euro überwiesen. Etwa 200 000 Euro erwartet die Stadt nach Abschluss der Sanierung nun noch an Ausgleichszahlungen von Eigentümern. Die Verhandlungen mit den Betroffenen laufen nach Darstellung der Verwaltung „besser als gedacht“, obwohl die Wertsteigerung oft „schwer vermittelbar“ sei. Teilweise würden fünfstellige Beträge fällig. Ein gutes Drittel der Erörterungsgespräche habe man bereits geführt. Von August an sollen die Bescheide verschickt werden.