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Der umstrittene Ziegenstalls soll im Winter nun doch zur Tierhaltung genutzt werden.

Leinfelden-Echterdingen - Womöglich kommt Leinfelden-Echterdingen mit seinem bundesweit bekanntgewordenen Ziegenstall relativ unbeschadet aus den Schlagzeilen. Wie die Stadt in dürren Zeilen meldet, wird der Neubau im Winter nun doch zur Tierhaltung genutzt: für Ziegen und Rinder.

Das Projekt Ziegenstall dürfte eines der skurrilsten der vergangenen Jahre auf den Fildern sein. Tröpfchenweise sickerten immer mehr Ungereimtheiten an die Öffentlichkeit - und ganz Deutschland schüttelte den Kopf. Bundesweite Aufmerksamkeit hatte die Geschichte etwa durch Fernsehsendungen wie den "Länderspiegel" erlangt, der die städtischen Fehlleistungen in seinem "Hammer der Woche" anprangerte.

Ziegen grasen im Dienste der Stadt

Doch nicht nur dem Spott der Nation konnte sich die Stadt in den vergangenen Wochen sicher sein. Es drohten auch massive finanzielle Einbußen. Denn durch zahlreiche Medienberichte wurde auch das Umweltministerium auf den Fall aufmerksam. Das Land hatte über den Naturschutzfonds immerhin 77.000 Euro an den Gesamtkosten getragen. Die, so die Drohung der Behörde, müsse die Stadt nun zurückerstatten - die Vorgänge würden geprüft. Dies sei auch weiterhin der Fall, sagte am Donnerstag nun ein Sprecher des Ministeriums, nachdem er mit den Neuigkeiten aus Leinfelden-Echterdingen konfrontiert worden war. Erst nächste Woche werde entschieden, ob die Zuschüsse nun am Eichberg bleiben.

Dort hat die Stadt das Holzhaus für 35 Ziegen gebaut, obwohl, wie sich erst spät herausstellte, kein Bedarf war. Die Ziegen, die im Dienste der Stadt den Steilhang bei Musberg am Rande des Naturschutzgebiets Eichberg abgrasen, hatten längst eine Winterbehausung. Die Stadt baute trotzdem.

Nun besteht urplötzlich angeblich doch Bedarf. Eine Erklärung hat die Sprecherin der Stadt, Gisela Fechner, parat: Der Ziegenhalter, der seine Tiere in den Dienst der Kommune stellt, habe deren Unterschlupf ohne Genehmigung vergrößert. Weil sein Stall damit rechtlich gar nicht existent ist, sei der Mann nun doch bereit, den von der Stadt erstellten Neubau zu nutzen. Bisher habe er das abgelehnt, weil ihm der Weg dorthin zu weit sei. Der Mann hat sich nun aber mit einem Landwirt geeinigt, der in dem umstrittenen Holzbau drei Hochlandrinder unterstellt. Auch dieses Trio wird künftig den Steilhang beweiden, der Halter hat sich bereiterklärt, auch die 25 Ziegen dort pflegerisch über den Winter zu bringen. Die Verträge seien am 6. Oktober unterzeichnet worden, atmet man bei der Stadt hörbar auf.

Leinfelden-Echterdingen investiert 2870 Euro pro Ziege

Ob das Gemecker damit ein Ende hat? Für die Stadt zumindest ist die Sache zufriedenstellend geklärt. "Wir wollen ja weiterhin die Beweidung durch Ziegen", sagt Fechner. Die Pflege der steilen Hanglage auf vier Hektar komme die Kommune sonst viel teurer: "Da wären fünf Männer mit dem Freischneider einen Monat lang beschäftigt", so Fechner. Dies entspreche jedes Mal Ausgaben von 23.000 Euro. Die Kosten für den Stall hätten sich damit sehr schnell amortisiert.

Nicht zu klären war am Donnerstag, ob diese Auskunft der Stadt den Eintrag ins Schwarzbuch des Bunds der Steuerzahler (BdST) erspart. Das werde zentral in Berlin entschieden, sagte auf Anfrage Michael Weiß, Medienreferent bei BdST Baden-Württemberg. Kritisch untersucht werde aber weniger der Bedarf, sondern vielmehr, ob die Stadt für ein Holzhaus ohne Strom- und Wasseranschluss zu viel Geld ausgegeben habe. "Es ist einfach die Frage, ob das Ding so teuer sein musste."

Leinfelden-Echterdingen investiert 2870 Euro pro Ziege

OB Roland Klenk hat dies kürzlich vor dem Gemeinderat damit begründet, an dem Steilhang habe mit viel Aufwand erst das Gelände eingeebnet werden müssen. Die Kosten seien deshalb höher als bei anderen Ziegenställen im Bundesgebiet, aber geringer als bei wieder anderen. Konkret: Leinfelden-Echterdingen investiert 2870 Euro pro Ziege, andernorts waren es mehr als 5000 Euro.

Dass der Stall untauglich sein könnte, wurde gestern von städtischer Seite ebenfalls entkräftet: Wasser und Strom würden noch aus der direkten Umgebung rübergelegt.