Für den Um- und Neubau der Turn- und Festhalle wird die Stadt sehr viel Geld in die Hand nehmen. Foto: Natalie Kanter

Schon wieder Ärger in Musberg. Die Kosten für den Um- und Neubau der Turn- und Festhalle gehen erneut nach oben. Die Stadt wird nun mehr als zwölf Millionen Euro dafür bezahlen müssen. Wir erklären, warum.

Leinfelden-Echterdingen - Der Ärger ist groß: Der Um- und Neubau der Turn- und Festhalle wird erneut teurer. 12,3 Millionen Euro soll das Bauprojekt in der Musberger Ortsmitte nun kosten. Damit wird die Stadt L.-E. fast doppelt so viel für das Gebäude ausgeben, als einst dafür vorgesehen war. Dazu muss man wissen, dass der Gemeinderat im Jahr 2015 eine finanzielle Obergrenze für das Vorhaben gesetzt hatte. Diese lag bei 6,9 Millionen Euro. Als die Fraktionen Ende 2016 dann den Bau tatsächlich beschlossen haben, stand fest, dass dieser Rahmen nicht zu halten ist. 9,23 Millionen wurden damals für das Projekt berechnet. Jetzt geht die Summe erneut um 3,2 Millionen Euro nach oben.

Mit mehr als 12 Millionen Euro hätte die Stadt das Gebäude auch komplett dem Erdboden gleich machen und dann von Grund auf neu bauen können, kritisieren Stadträte. Dies bestätigt auch Bürgermeisterin Eva Noller unserer Zeitung: „Im Nachhinein wäre das vielleicht besser gewesen.“ Dann hätte man aber teure Interimslösungen gebraucht. Gerade ist es so, dass der TSV Musberg Teile des Gebäudes trotz der Bauarbeiten weiter nutzt. Dort befindet sich der Ringerraum – um den sich der Kraftsportverein KSV und der TSV zanken. Die Wohnungen in dem Gebäude sind weiterhin bewohnt.

Der Baustart verzögerte sich

Hauptgrund für die Kostenexplosion ist laut Noller die boomende Baukonjunktur. Weil die Auftragslage mehr als gut ist, können sich die Handwerker ihre Aufträge gezielt aussuchen und scheuen komplexe Projekte, wie jenes in Musberg. Noller formuliert es so: „Diese Aufgabe ist nicht so attraktiv wie andere.“ Es seien Arbeiten im Bestand mit dabei, ein Teil des Betriebes müsse aufrecht gehalten werden. Das Bauprojekt ist eine Mischung aus Neu- und Umbau. Ein Teil des bisherigen Gebäudes wurde abgerissen und soll neu gebaut werden, ein anderer Teil wird saniert.

Alle Gewerke mussten mehrfach, einige sogar dreifach ausgeschrieben werden. Die wenigen Angebote, die bei der Stadtverwaltung eingingen, fielen deutlich teurer aus, als zunächst geplant. Allein für den Rohbau muss die Stadt 910 000 Euro mehr bezahlen. Auch dieses Gewerk musste mehrfach ausgeschrieben werden. Die dann beauftragte Firma startete später, die Arbeiten dauern aufgrund der Wintermonate länger an, als gedacht. Derzeit werden Decken und Wände aus Stahlbeton erstellt, erklärt Noller auf Nachfrage.

Probleme hatte auch eine Wand im Bestandsgebäude gemacht. Sie bildet die Schnittstelle zwischen Neu- und Altbau. Es stellte sich heraus, dass sie nicht so stabil war, wie sie sein sollte. Die Mauer musste zunächst saniert werden. Dadurch ergaben sich zusätzliche Kosten von 230 000 Euro. Durch die intensive Beteiligung der Musberger Dorfgemeinschaft und des TSV Musberg seien laut Noller zudem im Laufe der Zeit auch Dinge hinzugekommen, die zunächst nicht geplant waren. Es gab Änderungen bei der Gastronomie und der Küche. Das Dach war zunächst flacher angedacht gewesen.

Es gilt eine bittere Pille zu schlucken

Immerhin: In dem Mehr von drei Millionen Euro ist laut der Bürgermeisterin nun ein Puffer für Unvorhergesehenes miteingeplant. Die Halle soll im Frühsommer nächsten Jahres fertig sein.

Nur zähneknirschend hat der Finanzausschuss die neue Summe abgesegnet. Der Technische Ausschuss befasst sich am Dienstag damit. Alle Fraktionen zeigten sich verärgert und forderten, die Angelegenheit aufzuarbeiten. „Das ist eine bittere Pille, die wir schlucken müssen“, sagte Eberhard Wächter (Freie Wähler). „Wir sollten uns überlegen, ob es sinnvoll ist, immer an den alten Kisten herumzuschrauben.“ Sabine Onayli (L.E. Bürger) stieß ins gleiche Horn: „Wir sollten aufhören, in diese Richtung zu marschieren.“

„Die Bürger werden nicht verstehen, warum da so viel Geld reingebuttert wird“, sagte Claudia Zöllmer (CDU). Erich Klauser (SPD) spielte auf das Moschee-Projekt in Oberaichen an: „Bei anderen Projekten werden ganz andere Maßstäbe angesetzt.“ Wolfgang Haug (FDP) ärgert sich, dass man auch bei den Schulen bisher nur sanieren will. „Da werden wir noch unser blaues Wunder erleben.“