Wie viele Felder müssen noch auf den Fildern für den Bauboom weichen? Auch diese Frage wirft die sogenannte Filderstudie auf. Foto: Malte Klein

Die Böden der Filder sind hochwertig. Dennoch drängen immer mehr Firmen in die Region, und es braucht Wohnungen. Lösungsansätze will die Filderstudie bieten. Auch für Leinfelden-Echterdingen hat sie Ideen – doch diese stoßen auf Kritik.

Leinfelden-Echterdingen - Wie könnte die Filderregion in 20, 30 Jahren aussehen? Auf diese Frage liefert die sogenannte Filderstudie erste Anhaltspunkte. Ein Bauboom ist zu erwarten. Die Macher der Studie empfehlen hier Mut zu einer kommunalen Zusammenarbeit, was die SPD-Fraktion von L.-E. als eine der wichtigsten Erkenntnisse der Studie erachtete.

Mehr aber liefert das Werk, mit dem der Verband Region Stuttgart und der Kommunale Arbeitskreis Filder das Frankfurter Architektur- und Stadtplanungsbüro Albert Speer und Partner (AS+P) beauftragt hat, dann zunächst einmal nicht. Abstrakte Raumbilder müssen von den Kommunen selbst mit Leben gefüllt werden. Sie werden entscheiden, was sie genau von den Inhalten der Studie umsetzen wollen.

Für Leinfelden-Echterdingen gilt: Die Filderstudie soll die Basis für ein integriertes Stadtentwicklungskonzept bilden, das es noch zu erarbeiten gilt, wie Baubürgermeisterin Eva Noller am Dienstag im Gemeinderat erklärte. AS+P-Gesellschafter Stefan Kornmann stellte die Filderstudie den Kommunalpolitikern an diesem Abend vor. Die im Anschluss hitzige Diskussion unterstrich, dass noch viele Fragen offen sind. Stadträte unterschiedlicher Couleur löcherten den Planer mit Fragen und sprachen Ungereimtheiten an. Die für L.-E. skizzierte Lösung einer neuen Mitte stößt insbesondere bei den Landwirten auf erhebliche Kritik.

Aber der Reihe: Die Planer des Büros AS+P schlagen zum einen einen großen Gewerbegürtel rund um den Flughafen vor, von dem alle Filderkommunen profitieren könnten. Denn dort entstehe mit Stuttgart 21, der Verlängerung der S-Bahn nach Neuhausen und der Verlängerung der U6 zum Flughafen „eine neue Mobilitätsdrehscheibe“, wie Kornmann sagte. Ähnliche Entwicklungen gebe es in Frankfurt, Zürich und München. Über die gesamte Filderebene verteilt sollen zudem neue Wohngebiete entstehen. Die Innen- und Außenentwicklung tritt in Konkurrenz zu Natur-, Erholungsräumen sowie der Landwirtschaft auf „hochwertigen, ertragreichen Böden“.

Eine neue Mitte für Leinfelden-Echterdingen

Für Leinfelden-Echterdingen sieht die Studie eine neue Mitte vor, die sich zwischen den Stadtteilen Leinfelden und Echterdingen entwickeln soll. Gewerbe, aber vor allem Wohnraum soll dort entstehen. Ob an dieser Stelle Platz für die rund 3000 Wohnungen ist, die laut SPD-Fraktion bis 2030 im Stadtgebiet, gebaut werden müssen, ist derweil offen. Ungeklärt ist auch, wie die Menschen zu diesem neuen Zentrum gelangen sollen – zumindest dann wenn künftig auch in L.-E. mehr Bus und Bahn gefahren wird. Denn das neue Zentrum liegt zwischen den Bahnhöfen Leinfelden und Echterdingen. Kornmann brachte auf Nachfrage Elektro-Zubringer ins Spiel, beispielsweise E-Bikes.

Bauern üben Kritik

Die neue Mitte kommt insbesondere bei den Landwirten gar nicht gut weg. „Filder kommt von Felder“, sagte Walter Vohl (Freie Wähler). Der Stettener Bauernchef erinnert daran, dass es sich dabei just um jene Stelle handelt, die man als Grünluftschneise und landwirtschaftliche Nutzfläche festgelegt habe. Karl Kizele, ebenfalls FW und Bauer von Beruf, hofft, dass die Filderstudie viele Menschen wachrüttelt. „Die dann sagen, dass sie dies auf jeden Fall so nicht wollen.“

Judith Skudelny (FDP) stellte fest, dass hier wohl ein paar Dinge übereinandergelegt wurden. Denn auch die Studie sieht Grünschneisen vor, eine davon läuft mitten durch die neue Mitte von L.-E.. „Wie passt das zusammen“, wollte Fraktionskollege Wolfgang Haug wissen. Dazu sagte Kornmann: „Auch über eine Bebauung fließt Frischluft.“ Ingrid Grischtschenko (Grüne) sagte: „Sie wussten eigentlich, dass die Filderregion ein bereits überfrachteter Raum ist.“ Und erklärte, dass sich nun schon die Frage aufdrängt: „Wann finden wir endlich ein Maß für die Filder?“