In Leinfelden-Echterdingen fehlen Plätze zur Kinderbetreuung. Foto: dpa

Die Stadräte in Leinfelden-Echterdingen watschen den Vorschlag der Verwaltung ab, dringend benötigte Kinderbetreuungsplätze im ehemaligen Musikschulgebäude einzurichten. Die Absage ist gut begründet.

Leinfelden-Echterdingen - In Sachen Kinderbetreuung bleibt es im Stadtteil Echterdingen spannend. Denn der Sozialausschuss hat am Dienstag den Lösungsvorschlag der Verwaltung abgelehnt. Mit Ausnahme der Grünen, die in der durchaus emotionalen Debatte auf den „enormen Zeitdruck“ aufmerksam machten, konnten sich die Stadträte nicht damit anfreunden, Räume an der Echterdinger Stadionstraße 6 für mehr als 8500 Euro pro Monat anzumieten sowie das Haus für 420 000 Euro umzubauen und neu auszustatten.

Die Verwaltungsspitze wollte dort Platz für zwei Kindergartengruppen und die Betreuung von zehn Kleinkindern schaffen und so ein drängendes Problem lösen. Die Stadt muss, wie berichtet, bis zum Herbst mehr als hundert Kitaplätze im gesamten Stadtgebiet schaffen. Insbesondere in Echterdingen kommt die Kommune in Zugzwang.

Derzeit werden alternative Räume geprüft

Nun aber heißt es für die Verwaltungsmitarbeiter, nach alternativen Räumen zu suchen. Geprüft wird dabei auch, ob die Stadt auf den städtische Grünflächen in der Nähe der Gaststätte Paulaner und des Echterdinger Friedhofes Container aufstellen kann, um so zumindest übergangsweise Betreuungsplätze zu schaffen, bis eine langfristige Lösung gefunden ist. Diese Vorschläge hatten die SPD und L.E. Bürger in der Sitzung ins Spiel gebracht.

Das Vollgremium des Gemeinderates wird sich Ende Juni mit dem Thema erneut befassen. Ob bis dahin eine neue Lösung auf dem Tisch liegt, ist offen. „Unser Ziel bleibt es, jeder Familie einen Platz anbieten zu können“, sagte Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell unserer Zeitung am Tag nach der Entscheidung. Manfred Kern, Leiter des Amtes für Schulen, Jugend und Vereine hatte in der Sitzung gesagt: „Es gibt derzeit keine Alternativen.“ Worauf der Bürgermeister ergänzt hatte: „Die Konsequenz ist, dass wir die Eltern vertrösten müssen.“

Der Standort ist zu teuer und zu gefährlich

Zum Verständnis: Das von der Verwaltung vorgeschlagene Gebäude liegt neben dem Jobcenter und damit in direkter Nähe zum Echterdinger Busbahnhof. Es hat keinen Garten. Was mehrere Stadträte in der Sitzung moniert haben. „Die Lösung ist für uns absolut suboptimal“, sagte beispielsweise Barbara Sinner-Bartels (SPD). Fraktionskollege Jens Zellmer erklärte unserer Zeitung: „Der Standort ist zu teuer, zu gefährlich und hat keine Außenflächen. Das müssen wir besser können.“ Die SPD bekam in der Sitzung unter anderem Unterstützung von Eberhard Wächter (Freie Wähler): „Die verkehrliche Lage ist für einen Kindergarten nicht geeignet“, sagte er. „Wir brauchen eine kurzfristige Lösung bis September. Wir müssen aber auch bauen.“

Den fehlenden Garten wollte die Verwaltung in Absprache mit dem Landesjugendamt mit größeren Spielflächen im Inneren der Kita ausgleichen. Zudem hätten die Erzieherinnen mit den Kindern Spielplätze im Gebiet am Ziegelhain aufgesucht. Auch über eine Mitnutzung des Außengeländes des Kinderhauses Gärtlesäcker und einer Obstbaumwiese wurde gesprochen. „Fakt ist, das Gebäude wäre genehmigungsfähig gewesen“, sagte Kalbfell unserer Zeitung.

Die Stadt würde sich lächerlich machen, so der Vorwurf

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das Haus eine Vorgeschichte hat. Die städtische Musikschule war in dem Gebäude 20 Jahre lang untergebracht. Auch damit die Stadt keine Miete mehr für diese Räume bezahlen muss, wurde der Altbau der Zeppelinschule für knapp vier Millionen Euro umgebaut. Dort ist die Musikschule nun seit zweieinhalb Jahren beheimatet. „Die Stadt hat in das Gebäude an der Stadionstraße bereits viel Geld versenkt“, sagte FDP-Stadträtin Judith Skudelny. Und: „Wir haben drei Anläufe gebraucht, die Musikschule da rauszubekommen.“ Es sei bereits viel über den Standort gestritten worden. Anstatt diese Räume erneut anzumieten und umzubauen, forderte sie eine nachhaltige Lösung. Sabine Onayli (L.E. Bürger): „Wir haben uns sehr über diesen Vorschlag aufgeregt.“ Nachdem die Musikschule an den Zeppelinweg gezogen ist, würde sich die Stadt mit der Eröffnung einer Kita an der Stadionstraße lächerlich machen.

Um die Kinderbetreuung in den Jahren 2017/18 sicher zu stellen, hat die Verwaltung zudem vorgeschlagen, eine weitere Gruppe im Echterdinger Waldorfkindergarten einzurichten. Auch im Stettener Gudrun-Mebs-Kinderhaus soll es eine zusätzliche Gruppe geben. Diese Vorschläge hat der Ausschuss für gut befunden. Doch auch hier hat das Vollgremium des Gemeinderates in seiner Sitzung am 27. Juni das letzte Wort.