Kita-Plätze sind in vielen Städten Mangelware, auch in Leinfelden-Echterdingen. Nicht überall kann die Stadt der Nachfrage nachkommen. Foto: dpa/Monika Skolimowska

Die Stadt Leinfelden-Echterdingen wächst, das macht sich auch bei der Kinderbetreuung bemerkbar. Im Stadtteil Stetten fehlen 63 Plätze. Die katholische Gemeinde lässt die Bagger anrollen.

Leinfelden-Echterdingen - Ein Bagger frisst sich am Leinfelder Fichtenweg durch das Erdreich. Die katholische Kirchengemeinde Leinfelden-Echterdingen baut ihren Kindergarten St. Franziskus neu. Das Gemeindehaus wird mit einem zweigeschossigen Neubau verbunden. Platz für eine weitere Kindergartengruppe wird geschaffen. Die Schützlinge werden derweil an der Musberger Filderstraße in einem ehemaligen Kindergarten betreut.

Auch an der Stettener Wiesentalstraße sollen noch in diesem Herbst die Bauarbeiter loslegen. Die katholische Gemeinde hat sich bereit erklärt, auf ihrem Grundstück eine Kita mit Platz für zwei Kleinkindgruppen und drei Kindergartengruppen zu bauen. Auch Räume für ein Kinder- und Familienzentrum und Angebote für die Eltern soll es dort geben. Weil die Kirche den Platz stellt, bezuschusst die Stadt den viereinhalb Millionen Euro teuren Bau nach Abzug des Landeszuschusses zu 95 Prozent. Dazu hat der Gemeinderat vor Kurzem grünes Licht gegeben.

Kirchenpfleger Hans-Jürgen Jung sagt: „Wir hoffen, dass wir bis Ende 2020 einziehen können.“ Das würde Druck aus dem Kessel nehmen. Denn im Stadtteil Stetten gibt es 25 Familien, die einen Krippenplatz suchen, aber denen die Kommune derzeit keinen anbieten kann. Bei den Kindern im Kindergartenalter fehlen 38 Plätze.

Die Situation hat sich nie wirklich entschärft

Insgesamt tut sich in dem Ort also eine Lücke von 63 Plätzen auf. Die Kommune braucht sich laut dem Statistischen Landesamt bei der Kinderbetreuung zwar nicht zu verstecken. Im Jahr 2018 lag die Quote der Kinder im Alter von bis zu drei Jahren, die in Leinfelden-Echterdingen in einer Kita oder von Tageseltern betreut werden, bei 35,9 Prozent. Doch Leinfelden-Echterdingen wird immer größer. Immer mehr Unternehmen und damit auch Familien ziehen in das Stadtgebiet.

Kirchenpfleger Jung sagt dazu: „Die Situation hat sich in den vergangenen Jahren nie wirklich entschärft.“ Die katholische Gemeinde hatte das Gelände an der Wiesentalstraße einst gekauft, um dort ein Gemeindehaus zu bauen, erinnert er sich. Die Idee wurde aber zurückgestellt. Auch das Angebot einer Wohnungsbaugesellschaft, das Gelände aus seinem Dornröschenschlaf zu holen, wie es Jung formuliert, hat die Gemeinde jüngst ausgeschlagen. Zwölf Wohnungen hätten darauf gepasst. „Wir hätten dieses Filetstück vergolden können“, sagt Pfarrer Hans Stehle. „Bezahlbare Wohnungen sind wichtig, Kita-Plätze sind noch wichtiger“, erklärt er. Und: „Wir sind in diesem Bereich überengagiert.“ Will heißen, die Gemeinde tut deutlich mehr, als ihr vorgegeben wird.

St. Michael in Echterdingen, St. Martin in Musberg, St. Franziskus in Leinfelden und St. Gabriel in Stetten: Bis zum Jahr 2021 wird die Kirchengemeinde vier Einrichtungen im Stadtgebiet umgebaut oder neu errichtet haben. „Wir sind mit zehn Kita-Gruppen gestartet und gehen jetzt auf die 17 Gruppen zu“, sagt Jung.

Eine sinnhafte Tätigkeit

Die Kirchengemeinde bildet zudem junge Menschen für den Erzieherberuf aus, eine laut Jung „sehr sinnhafte Tätigkeit“, die „gar nicht mehr so schlecht bezahlt wird“. Es werden auch Leute qualifiziert, die beruflich noch mal neu durchstarten wollen. Die Gemeinde stellt auch ältere Fachkräfte ein. Die christliche Ausrichtung, ein Konzept bei dem die Kinder sich noch einer bestimmten Gruppe zugehörig fühlen, zieht manche Fachkräfte sogar an. Der Erfolg: „Unsere Stellen sind relativ gut besetzt“, sagt Pfarrer Stehle.

Zurück zu den 63 fehlenden Plätzen in Stetten: Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell sagt dazu: „Das sind wie in den Vorjahren lediglich die Anmeldezahlen.“ Mitte Mai stehe fest, ob diese Plätze auch tatsächlich gebraucht würden. Um die laut Kalbfell „nicht große“ Lücke zu schließen, setzt die Stadt nicht nur auf den Neubau der katholischen Kirche. Die Kommune plant auch eine weitere Kindergartengruppe im Gudrun-Mebs-Kinderhaus. Bürgermeister Kalbfell hofft zudem auf „einen beschleunigten Anbau“ an der bestehenden Kita an der Jahnstraße. In Sachen Kleinkinder will er das Gespräch mit Tageseltern suchen.

Druck kommt aus der Kommunalpolitik. „Wir brauchen für die angemeldeten Kinder Lösungen“, sagte kürzlich SPD-Stadträtin Barbara Sinner-Bartels. Mehr als 60 fehlende Plätze seien jede Menge Holz. Da reiche es nicht aus, auf geplante Einrichtungen zu verweisen, wo die Plätze erst in einigen Jahren zur Verfügung stehen. Sie fragt: „Wie wollen wir die Zeit bis dahin überbrücken?“