Roland Klenk strebt seine dritte Amtszeit an. Claudia Moosmann fordert ihn heraus. Foto: Natalie Kanter

Roland Klenk und Claudia Moosmann: Beide zieht es auf den Chefsessel des Rathauses in Leinfelden-Echterdingen. Am Donnerstag haben sie sich in der Filderhalle den Fragen der Bürger gestellt.

Leinfelden-Echterdingen - Im Großen Saal der Filderhalle herrscht am Donnerstag – kurz nach 19 Uhr – emsiges Treiben. Bürger, Pressevertreter und auch Bundestagsabgeordnete sind gespannt, was dort nun passieren wird. Zwei Oberbürgermeister-Kandidaten warten auf ihren Auftritt. Claudia Moosmann und Roland Klenk wollen am Sonntag, 12. November, gewählt werden.

Amtsinhaber Roland Klenk wirkt zunächst angespannt. Auf der Bühne aber ist seine Nervosität verflogen. Der Rede des CDU-Mannes, der eine dritte Amtszeit anstrebt, ist anzumerken, dass er sich gut vorbereitet hat. Im Gespräch mit den Bürgern taut er vollends auf. Er wirkt locker, sein Auftritt ist sympathisch. Auf die Frage warum er sich das Amt, das nicht vergnügungssteuerpflichtig sei, erneut antun wolle, sagte er: „Ich stünde heute nicht hier, wenn ich diese Stadt und diesen Beruf nicht lieben würde – mit jeder meiner Fasern.“ Dieser Satz sitzt. Spätestens jetzt hat der 65-Jährige die Zuhörer für sich gewonnen.

Jeder hat exakt 15 Minuten Zeit, um zu sprechen

Roland Klenk will sich für ein durchgängiges Tempo 40 auf der Hauptstraße einsetzen, verspricht er einem Zuhörer aus Stetten. Mehr Grün auf dem Neuen Markt hält er für sinnvoll. Gemeinsam mit dem Jugendgemeinderat will er herausfinden, was für Jugendliche getan werden muss. Klenk will auch einen weiteren Anlauf nehmen, um freies WLAN im Stadtgebiet durchzusetzen.

Zuvor hat der amtierende Rathauschef, genauso wie Moosmann, exakt 15 Minuten Zeit, um zu sprechen. Klenk gelingt es, in seiner Rede vieles unterzubringen. Den Konsens im Gemeinderat und in der Bürgerschaft zu suchen, sei eine der wichtigsten Aufgaben des Amtes. Er wird sich für die Stärkung des Ehrenamtes einsetzen, verspricht er. Klenk bedankt sich bei den Helfern, „die Großes geleistet haben bei der Unterbringung und Betreuung der Flüchtlinge“.

Die Stadt verfüge derzeit über eine Liquidität von 75 Millionen Euro. Diese Mittel seien auch notwendig. Es gelte, Gebäude und Straßen zu sanieren, neue Kitas zu bauen, die Schulkindbetreuung ausbauen. Um den Schutz vor lärmenden IC-Zügen, die durch L.-E. rollen werden, für das Stadtbild sinnvoll zu gestalten, „erweist es sich als gut, dass der Gemeinderat meiner Anregung gefolgt ist, einen Lärm- und Verkehrsminderungsfonds zu bilden“, sagt er.

Die neue Ringbuslinie ist genehmigt

Klenk spricht sich für die Weiterführung der U5 bis mindestens zur Hinterhofstraße aus. Und er bringt an diesem Abend die frohe Botschaft mit, dass die neue Ringbuslinie vom Regierungspräsidium genehmigt ist. Weil sich diese selbst tragen wird, will er sich dafür einsetzen, die 190 000 Euro, die so frei werden, für andere ÖPNV-Maßnahmen einzusetzen.

Der Bau von bezahlbaren Wohnungen müsse vorangetrieben werden. Damit sich auf dem Stadtgebiet mehr Unternehmen ansiedeln können, regt er an, in den Rötles-äckern ein Miteinander von „Wohnen, Arbeiten, Gemeinschaftsflächen und autarker Energieversorgung zu schaffen“.

Für Claudia Moosmann, die erst kürzlich ihren Hut in den Ring warf, weil „zu einer demokratischen Wahl mindestens zwei Bewerber gehören“, wird die Zeit knapp. Die 61-jährige Kommunalpolitikerin, die einst der SPD, jetzt den Linken angehört und für die Freunde der Filderpiraten im Gemeinderat sitzt, hält sich lange damit auf, über ihre Biografie zu berichten.

Moosmann hat sich bereits in der Postgewerkschaft für die Rechte anderer eingesetzt. Sie hat den Frauenhilfsverein Frauen helfen Frauen gegründet. Sie ist Mitglied der Schutzgemeinschaft Filder und Vorsitzende des Vereins Lebenswertes L.-E. Die OB-Kandidatin hat jahrelang als Pfarramtssekretärin in Musberg gearbeitet und ist nicht zuletzt Mutter dreier Kinder.

Moosmann kommt in Zeitdruck

Zum Schluss kann die Leinfelderin von ihren Zielen, die sie als Oberbürgermeisterin durchsetzen will, nur noch zwei von 14 ausführen. Sie spricht über den aus ihrer Sicht nötigen Ausbau des Glasfasernetzes. Sie fordert ein Konzept für den sozialen Wohnungsbau. Dann ist ihre Redezeit vorbei. Mit den Worten: „Wir müssen gerecht bleiben“, weist Versammlungsleiterin und Bürgermeisterin Eva Noller die Herausforderin sanft in die Schranken.

Dass Moosmann kontern kann, zeigt sich im Anschluss im Dialog mit den Bürgern. „Sie sprechen hier über Demokratie“, sagt ein Mann. „Zur Demokratie aber gehört es auch, Kröten zu schlucken. Das tun Sie nicht.“ Er spielt damit auf Moosmanns Engagement als Stuttgart-21-Gegnerin und den regelmäßigen Schwabenstreich auf dem Neuen Markt an. Sie sagt dazu: „Wenn Sie das Pfeifen stört – darüber können wir reden.“ In Sachen S 21 auf den Fildern aber, gebe es noch viel zu diskutieren. „Die Auswirkungen auf L.-E. sind nicht zumutbar.“

Was Moosmann für die Jugend in L.-E. plant? Darauf antwortet sie: „In jedem Dorf muss es für Jugendliche etwas geben.“ Die Stadt dürfe sich hierbei nicht auf den Neubau des Jugendhauses Areal konzentrieren. Ihre Einstellung zum freien WLAN: „Das finde ich gut. Man braucht aber Bürger und Firmen, die sich einen solchen Kasten hinhängen lassen.“ Zum Verkehr in Unteraichen sagt sie: „Der Ort braucht dringend Entlastung vom Durchgangsverkehr.“