Der Leiter der Stadtwerke, Peter Friedrich, zeigt die moderne Heiztechnik im Untergeschoss des Gebäudes der Stadtwerke. Foto: Braitinger

Im Kampf gegen den Klimawandel sind große Anstrengungen notwendig. Ein Ziel ist es, Gebäude kohlendioxidfrei zu beheizen. Technisch ist das aber nicht immer ganz einfach, wie ein Blick nach Leinfelden-Echterdingen zeigt.

Die Stadt Leinfelden-Echterdingen hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu sein. Während bei neuen Gebäuden gleich auf einen klimaneutralen Betrieb geachtet werden kann, wird der Umbau bei vielen bestehenden Gebäuden oft etwas komplizierter. Die Stadtwerke Leinfelden-Echterdingen setzen deshalb auf Nahwärmenetze für ganze Quartiere. „Damit wird man schnell klimaneutral“, erklärt der Leiter der Stadtwerke Leinfelden-Echterdingen, Peter Friedrich.

Im Detail sind die technischen Herausforderungen aber oft gigantisch. Ein prominentes Beispiel für schwierige Voraussetzungen auf dem Weg zu einem klimaneutralen Gebäudebetrieb ist die historische Mitte von Echterdingen. Die mittelalterlichen Häuser und Gassen verlangen nach modernen Lösungen. Dort wird rasch deutlich, dass es oftmals leichter und wirtschaftlicher ist, eine Heizungsanlage für eine Gruppe von Gebäuden zu bauen als für jedes einzelne Gebäude. Die Stadtwerke hoffen, die Häuser in der historischen Mitte in Zukunft mit sogenannter flacher Geothermie versorgen zu können. Bei der flachen Geothermie werden mehrere Bohrungen in geringere Tiefen, etwa hundert Meter, als bei der normalen Geothermie gemacht, wo mehrere hundert Meter tief gebohrt wird. Von einem Versorgungsgebäude aus werden die umliegenden Häuser dann mit warmem Wasser beliefert.

Nutzung von Geothermie

„Mit der flachen Geothermie haben wir bereits gute Erfahrungen gemacht“, erklärt der Stadtwerkeleiter Friedrich. Die Technik wird im Gebäude der Stadtwerke an der Maybachstraße bereits eingesetzt. Im Winter sorgt die Geothermie für Wärme, im Sommer kann das Gebäude damit gekühlt werden. Gerade die Kühlung im Sommer wird angesichts der häufiger werdenden Hitzewellen in Deutschland zu einem immer wichtigeren Argument für die Nutzung der Geothermie.

Völlig ausreichend für das Heizen im Winter ist die Geothermie aber nicht. Dafür sind die gewonnenen Temperaturen nicht hoch genug. „Wir werden noch zuheizen müssen“, sagt der Stadtwerkeleiter. Um die Räume angenehm warm zu bekommen, könnte in Zukunft Strom genutzt werden, der aus regenerativen Quellen gewonnen wird, schlägt Friedrich vor. Neben der Geothermie können auch Pellets oder Biogas in Nahwärmenetzen genutzt werden.

Günstig ist die moderne Technik beim Bau von Wärmequartieren nicht. Doch angesichts der stark gestiegenen Preise für Öl und Gas werden die regenerativen und klimaneutralen Alternativen im Verhältnis wirtschaftlicher als sie es in den vergangenen Jahren waren. Dass die Preise für Gas und Öl in den kommenden Jahren wieder stark sinken, vermutet derzeit kaum jemand. „Es wird nicht mehr so günstig werden, wie es einmal war“, ist der Leinfelden-Echterdinger Stadtwerkeleiter Peter Friedrich überzeugt.

Für die Nutzer von Wärmenetzen gibt es neben der Klimaneutralität einige Vorteile. Oft werden Wärmenetze von einem sogenannten Contractor gebaut und betrieben. Der Verbraucher schließt einen Vertrag mit dem Contractor und bezahlt den Wärmeverbrauch und eine Grundgebühr. Die Anlage wird dafür vom Vertragspartner ferngesteuert, überwacht, optimiert, gewartet und instandgehalten – schon allein deshalb, weil die Anlagen technisch immer komplizierter werden.

Nahwärmenetze sind ein wichtiger Baustein

Das Ganze lohnt sich dadurch auch erst ab einer gewissen Größe der Heizungsanlage. Die Stadtwerke Leinfelden-Echterdingen bieten entsprechende Lösungen an. „Wir haben schon etliche Gebiete, die wir versorgen“, berichtet Friedrich. In weiteren Quartieren sei man in der Planungsphase.

Für die Stadt Leinfelden-Echterdingen sind die klimaneutralen Nahwärmenetze ein wichtiger Baustein, zur Erreichung der selbst gesteckten Klimaziele. Im kommunalen Klimaschutzkonzept ist beschrieben, dass die Stadt eine Halbierung der Pro-Kopf-Emissionen im Basisjahr 1990 bis spätesten 2030 erreichen möchte. Neben den eigenen Gebäuden sollen dafür möglichst viele private Immobilienbesitzer für einen Umbau ihrer Heizung gewonnen werden. Einen Zwang, dass sich alle Immobilienbesitzer in Zukunft einem Nahwärmenetz anschließen müssen, gibt es aber nicht.

Wärmenetze, die erweiterbar sind

Quartier
Eine starre Definition des Quartiers gibt es nicht. Synonyme können die Begriffe „Nachbarschaft“ oder „Viertel“ sein.

Gesetz
Das Land Baden-Württemberg hat mit seinem Klimaschutzgesetz beschlossen, bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu werden. Die Stadt Leinfelden-Echterdingen möchte die gesetzlichen Vorgaben mit einem eigenen Klimaschutzkonzept erreichen.

Anlagen
Wärmenetze der Stadtwerke, bei denen auch zusätzliche Anschlüsse und Erweiterungen möglich sind, gibt es bereits in den Gärtlesäckern (Echterdingen), Gartenstadt (Echterdingen), Neuer Markt (Leinfelden), Ludwig-Uhland-Schule, Filderhalle, Hallenbad Leinfelden und Am Jakobsbrunnen (Leinfelden). Weitere Anlagen sind in Leinfelden-Echterdingen im Gebiet Schelmenäcker, im Quartier Goldäcker, in der historischen Mitte von Echterdingen und in Echterdingen-Ost geplant.