Matto Barfuss präsentiert seinen Film „Maleika“ auf dem Neuen Markt. Foto: Malte Klein

Immer mehr Geschäftsreisende übernachten in Leinfelden-Echterdingen. Die Große Kreisstadt setzt auf ungewöhnliche Aktionen, um diese in die Ortszentren zu locken.

Leinfelden-Echterdingen - Gute Nachrichten für Freunde des Freilichtkinos. Mitte September gibt es auch in der sonst kinofreien Großen Kreisstadt Leinfelden-Echterdingen Filmgenuss unter freiem Himmel. Auf dem Neuen Markt in Leinfelden wird eine Leinwand aufgebaut. Die Stadt will dort den Tierfilm „Maleika“ von Matto Barfuss zeigen. Und nicht nur das: Der Künstler, der einst unter wilden Geparden lebte, hat sein Kommen angekündet. Er will die Veranstaltung nutzen, um dort seine Mode zu präsentieren. Örtliche Ladenbesitzer mischen bei der Aktion mit.

Zeitgleich ist die Große Kreisstadt gerade dabei, eine Internetseite zu entwickeln, die sich an Gäste der Großen Kreisstadt richtet und solche, die es werden wollen. Möglicherweise wird die virtuelle Plattform im Herbst 2019 an den Start gehen. Freizeit-, und Kulturangebote sowie Übernachtungsmöglichkeiten sollen auf der Seite zu finden sein. Zudem werden sich örtliche Betriebe auch in diesem Herbst wieder auf der Publikumsmesse Familie und Heim präsentieren können. Auch wenn es dazu schon andere Überlegungen gab.

Warum das Ganze?

Das sind nur drei Aktionen, welche sich die Stadt ausgedacht hat. Stadträte und Verwaltungsmitarbeiter befassen sich seit zwei Jahren mit dem Tourismus in L.-E. Das erklärte Ziel ist es, die vielen Geschäftsleute, die in der Großen Kreisstadt übernachten, in die Ortskerne zu locken.

Der Hintergrund: Die Hotels schießen in Leinfelden-Echterdingen wie Pilze aus dem Boden. Am Flughafen entsteht ein Mövenpick-Hotel, das sich gezielt an Geschäftsreisende richtet. Das Vier-Sterne-Hotel soll mit 262 Zimmern ausgestattet werden. Auf dem ehemaligen Brixner-Areal am Ortseingang von Echterdingen wird die Stuttgarter Bülow-AG ein etwas kleineres Hotel mit 125 Zimmern errichten.

Das Geschäft mit den Geschäftsreisenden boomt und rechnet sich laut Klaus Peter Wagner, dem Stadtmarketingchef von L.-E., obwohl es immer mehr Beherbergungsbetriebe gibt. Die Auslastung der Hotels liege mit 50 Prozent auf dem höchsten Stand seit es die Messe auf den Fildern gibt.

Hierbei lohnt sich auch ein Blick auf Zahlen des Statistischen Landesamtes. Leinfelden-Echterdingen lag 2017 mit mehr als einer halben Million Übernachtungen pro Jahr in Baden-Württemberg auf Platz 13. In der Region belegte die Große Kreisstadt Platz zwei – hinter Stuttgart. Die Übernachtungszahl ist laut Wagner von 2016 auf 2017 um vier Prozent gestiegen, und ist insbesondere nach der Ansiedlung der Messe nach oben geschossen.

Zwei Millionen Übernachtungsgäste

Auch interessant: Im Jahr 2016 haben zudem zwei Millionen Menschen Leinfelden-Echterdingen besucht, ohne dort zu übernachten. Wagners Erklärung hierfür: „Wir haben mit dem Siebenmühlental ein großes Naherholungsgebiet.“ Viele Menschen nehmen in L.-E. an Seminaren und Tagungen teil. Dass der Airport und die Messe auf der Gemarkung der Großen Kreisstadt liegen, will man den Ausstellern, Messebesuchern und auch Fluggästen bewusster machen. „Man muss also abends nicht zwingend runter nach Stuttgart fahren“, sagt Wagner. Die Stadtteile sollen so mit mehr Leben gefüllt, die örtlichen Einzelhändler gestärkt werden.

Die Stadt überarbeitet also ihr Marketingkonzept und nimmt dabei den Tourismus in den Blick. Das Potenzial, das es dort gibt, soll genutzt werden. Die Verwaltung hat sich hier auch schon Leitlinien überlegt, die im Juli von Gemeinderat abgesegnet werden sollen. Insgesamt sollen die Geschäfts- und nicht die Tagestouristen im Mittelpunkt stehen. „Wir haben nicht vor, das Tourismusmarketing brachial zu erweitern“, sagt Wagner dazu. Die personellen Ressourcen seien begrenzt. „Wir müssen uns nach der Decke strecken.“ Es solle um Qualität und nicht um Quantität gehen.

Auch eine aktive Ansiedlungspolitik von Hotels soll nicht betrieben werden. Das steht für Oberbürgermeister Roland Klenk fest: „Die Hotels sind ein Selbstläufer“, sagt er unserer Zeitung. „Hier müssen wir keine Werbung machen.“