Frank Plate handelt mit Klangschalen, Statuen und anderem Esoterik-Bedarf. Nun muss er einen neuen Standort suchen. Foto: Sägesser

Die Sportvereinigung Stetten will ihre alte Sporthalle abreißen und das Grundstück an der Jahnstraße an die Freie Aktive Schule verkaufen. Der derzeitige Mieter der Immobilie – ein Esoterik-Großhandel – fühlt sich von den Plänen überrumpelt. Der Vermieter kann dies nicht verstehen

Stetten - Der Esoterik-Großhandel Abaton Vibra fühlt sich ungerecht behandelt. Ende Februar wurde der Firma mit Sitz in Stetten der Mietvertrag gekündigt. Nun machen sich der Geschäftsführer Frank Plate und seine Mitarbeiter Sorgen um die Zukunft. Seit 17 Jahren ist Plate Mieter einer ehemaligen Sporthalle an der Jahnstraße 40. Von dort aus verschickt er Klangschalen, Räucherstäbchen und anderen Esoterik-Bedarf nach ganz Europa. Vieles läuft über den Online-Shop.

Die Freie Aktive Schule Leinfelden will sich vergrößern

Nun möchte der Vermieter, die Sportvereinigung Stetten, das Gebäude abreißen und verkaufen. Hauptinteressent ist, wie Ende Februar berichtet, die Freie Aktive Schule Leinfelden, die dringend mehr Platz für die wachsende Zahl an Schülern braucht und sich an dem Standort in Stetten vergrößern will.

Plate fühlt sich von den Plänen überrumpelt. Es seien auch bereits Leute da gewesen, die sich die Räume angeschaut hätten – ohne dass Abaton Vibra konkret von den Verkaufsabsichten des Vereins gewusst hätte. „Das ist doch keine Art“, sagt Plate. Und: „Ich stell’ mich jetzt erst mal auf die Hinterbeine.“ Heißt konkret: Die Sache liege bei seinem Anwalt. Wegen angeblicher Formfehler in der Kündigung will er erreichen, dass er bis mindestens Ende 2018 in den Räumen an der Jahnstraße bleiben kann. Der Sportverein habe die vereinbarte Kündigungsfrist zwar eingehalten. „Aber es gibt einen Unterschied zwischen Recht und Gerechtigkeit“, sagt der Geschäftsführer des Esoterik-Großhandels.

Vermieter kann Aufregung nicht verstehen

Ihm ist zudem übel aufgestoßen, dass der Vermieter Abaton Vibra im Gespräch mit dieser Zeitung als „Lagerraum“ bezeichnet habe. Die Firma sei mehr. Zum einen kämen oft Kunden für Esoterik-Bedarf persönlich zum Einkauf nach Stetten, zum anderen bieten Plate und seine Frau Christina etliche Seminare vor Ort an.

Rolf Wurster, der Vorsitzende der Sportvereinigung Stetten, kann die Aufregung seines Mieters nicht verstehen. Der Verein habe bereits vor zwei Jahren erstmals angedeutet, dass es Pläne für die Immobilie gebe. „Die rechtliche Situation ist für uns klar.“ Dass es nun nach 17 Jahren im Zwist auseinandergeht, bedauere er, „aber was soll ich jetzt machen?“.

Vor dem Vertragsschluss müssen noch Details geklärt werden

Die Verhandlungen mit der Freien Aktiven Schule stehen derweil kurz vor dem Abschluss. Diese Woche soll es ein Treffen geben, bei dem letzte Details – vor allem im Zusammenhang mit dem geplanten Abriss – geklärt werden sollen. Anschließend soll der Kaufvertrag ausgearbeitet werden. Das bestätigt auch Frank Baum aus dem Vorstand der Schule. Baum ist zuversichtlich, dass sich der Schulverein mit der Sportvereinigung zeitnah einig wird.

Frank Plate steht derweil zwischen den Hochregalen voller Klangschalen, Buddha-Statuen und Kristallsalz-Säcken. Ihm ist es ein Rätsel, wohin er all die Sachen schaffen soll, wenn er Ende August räumen muss. 280 Quadratmeter stünden ihm hier zur Verfügung; seine Suche nach einer Alternative sei ernüchternd. Weil er und seine Mitarbeiter fast alle auf den Fildern leben, gebe es keine Alternative zu dieser Gegend. Zumal auch die Nähe zum Flughafen für seinen Handel wichtig sei, wie er erklärt.

Der Kaufpreis sei zu hoch gewesen

Plate berichtet, dass der Sportverein ihm das Gebäude zum Kauf angeboten habe. Doch der Preis sei jenseits seiner Möglichkeiten gewesen, sagt der Geschäftsführer von Abaton Vibra. Nun geht es um nichts Geringeres als die Zukunft der Firma – und die der insgesamt sieben Mitarbeiter. Der Großteil sei älter als 50, einige seien vorher arbeitslos gewesen, für sie dürften düstere Zeiten anbrechen, wenn alles so kommt, wie es sich derzeit anbahnt.

Abaton Vibra hat auch Kontakt zur Ersten Bürgermeisterin Eva Noller aufgenommen. Noller bestätigt dies. „Es ist aber nicht unsere Liegenschaft“, sagt sie. Deshalb habe sie Abaton Vibra an die städtische Wirtschaftsförderung vermittelt. „Wir haben gesagt: Wir gucken mal, vielleicht finden wir ja was“, sagt Noller. Und auch Rolf Wurster vom Sportverein signalisiert, dass er versuche, zu helfen. „Wir haben schon mehre Objekte in der Anfrage“, sagt er.