So schnell wie eine Spielburg sind neue Kindergärten und Krippen nicht gebaut: Vor diesem Problem steht auch die Stadt Leinfelden-Echterdingen. Foto: dpa

Bei der Kinderbetreuung brennt in Leinfelden-Echterdingen der Hut. Es werden zwar bereits neue Kitas gebaut oder zumindest geplant. Die Stadt ist dennoch im Zugzwang. Wir erklären, warum.

Leinfelden-Echterdingen - Leinfelden-Echterdingen muss beim Ausbau der Kinderbetreuung schneller werden. Denn Eltern werden offenbar zunehmend vertröstet, die Wartelisten wachsen. Insbesondere in den Stadtteilen Echterdingen und Stetten brennt der Hut. Und die Kinderzahlen sollen einer Prognose nach weiter anwachsen. Stadt und Kirche planen zwar bereits neue Kitas – zum Teil werden sie auch schon gebaut. Aber: Die Stadt tut sich schwer, ausreichend Personal dafür zu finden.

Warum ist die Stadt im Zugzwang?

Leinfelden-Echterdingen wird immer größer. Immer mehr Familien und Unternehmen ziehen in das Stadtgebiet. Die Firmenmitarbeiter haben Kinder, die ebenfalls betreut werden wollen, wenn die Eltern arbeiten gehen. Manfred Kern, Leiter des zuständigen städtischen Amtes, sagt dazu: „Wir haben einen enormen Handlungsbedarf.“ Und: „Wir werden noch Jahre zu tun haben, bis wir von der Defensive in eine Offensive kommen.“

Sorgenkinder sind insbesondere die Stadtteile Echterdingen und Stetten. In Stetten gibt es aktuell bis zu 25 nicht versorgte Eltern, in Echterdingen sind es zehn Familien, die auf einen Betreuungsplatz warten. In diesem Stadtteil muss die Stadt bis zum Jahr 2030 neun zusätzliche Gruppen schaffen, das hat eine Hochrechnung gezeigt.

In welchen Stadtteilen wird gebaut, wo sind neue Kitas angedacht?

In Echterdingen lässt die Stadt das Sternkinderhaus derzeit um zwei Kindergarten- und zwei Kleinkindgruppen erweitern. Es soll laut Kern Ende März/Anfang April an den Start gehen. Eine viergruppige Kita am Aicher Weg soll künftig die dortigen Containerbauten sowie auch die Interimsbauten an den Gärtlesäckern ersetzen. Am Stangenkreisel ist ebenfalls eine neue Einrichtung geplant.

Im Stadtteil Leinfelden hat derweil der Neubau des katholischen Kindergartens St. Franziskus mit Verzögerung begonnen. Er soll im Oktober/November dieses Jahres in Betrieb gehen. Kern hofft, dass noch in diesem Jahr der Bau des in den Schelmenäckern geplanten Kinderhauses an den Start gehen kann, damit im Sommer 2021 dort die ersten Gruppen Einzug halten können. In der achtgruppigen Kita werden anfangs auch Kinder aus anderen Stadtteilen untergebracht sein. Die Einrichtung soll als Übergangsquartier dienen, wenn in anderen Quartieren Kindergärten umgebaut oder neu gebaut werden.

In Oberaichen muss der Kindergarten Sonnenbühl saniert oder auch neu gebaut werden. Baubürgermeisterin Eva Noller sagt dazu: „Wenn ein Neubau, dann in unmittelbarer Nähe zum jetzigen Kindergarten.“ Über den Stadtteil Stetten sagt Kern: „Speziell hier müssen wir uns besonders beeilen.“ Die katholische Kirche will auf einem Grundstück zwischen der Wiesentalstraße und der Oberdorfstraße eine neue Kita bauen. Die Stadt plant derweil die bisherige Einrichtung an der Jahnstraße 62 mittels eines Anbaus zu erweitern.

Warum geht es nur schleppend voran?

Die Stadt unternimmt also bereits viel, um die fehlenden Plätze zu schaffen. Bei vielen geplanten Projekten mangelt es aber noch an den notwendigen Beschlüssen des Gemeinderates. Die Freien Wähler und auch die örtliche SPD fordern deshalb die Stadtverwaltung zum Handeln auf. Es gelte dem Gremium möglichst bald konkrete Vorschläge mit Kostenberechnungen vorzulegen. „Das sind mächtig viele Hausaufgaben, die nach Erledigungen schreien“, sagt FW-Fraktionschef Eberhard Wächter. „Wir müssen einen gewaltigen Zahn zulegen“, sagt auch Barbara Sinner-Bartels (SPD).

Es gilt aber noch ein anderes Problem zu lösen. Wie viele Städte, tut sich Leinfelden-Echterdingen schwer, das nötige Personal für die neuen Kitas zu finden. Selbst für das Echterdinger Sternkinderhaus, das im Frühjahr in Betrieb gehen soll, sucht die Stadt noch Erzieherinnen oder Erzieher.

Was tut die Stadt, um neues Personal zu gewinnen?

Laut Manfred Kern sei die Stadt mittlerweile auch bereit, neue Wege zu gehen. So werde derzeit überlegt, junge Leute aus Spanien und Italien anzuwerben und den Erziehern kostengünstige Wohnungen anzubieten.

Seit Januar erhalten Kollegen, die aus pädagogischen Gründen gemeinsam mit den Kindern zu Mittag essen, dieses Essen kostenlos. Andere, die nicht in diesem Bereich eingesetzt werden, müssen ihr Essen, das sie in einer Pause einnehmen, derweil bezahlen.

Wo kann die Stadt im Wettbewerb um neues Personal bisher nicht punkten?

Die Stadt hat die Vorbereitungszeit für Erzieher, also jene Zeit, die sie nicht gemeinsam mit den Kindern verbringen, vor vielen Jahren gekürzt. Wer eine Kita leitet, wird zudem bisher nur zum Teil für diese Verwaltungsaufgaben freigestellt. Will heißen, diese Kollegen werden unabhängig von ihrer Leitungsfunktion für die Betreuung in den Gruppen eingesetzt. FDP-Stadträtin Judith Skudelny rät dazu, die Ausbildungsstellen attraktiver zu gestalten.