Der Gefängniskoch und Food-Blogger Johannes Guggenberger (Mitte) feierte mit Bürgermeister Kalbfell (r.), Armin Ruf (l.) und Kochmüttern das zehnjährige Bestehen. Foto: Tetik

Die Mensaeltern des Vereins Kantine LE in Leinfelden-Echterdingen haben zehnjähriges Bestehen gefeiert. Aus diesem Anlass schaute ein ganz besonderer Gast vorbei, mit dem die Kocheltern noch etwas vorhaben.

Leinfelden - An Spitzentagen gehen knapp 400 Teller über den Tresen. Hochgerechnet haben die Kocheltern der Immanuel-Kant-Schulen 250 000 Mahlzeiten in der Mensa zubereitet. Bereits seit zehn Jahren bereiten ehrenamtliche Kocheltern das Mittagessen für Schüler und Lehrer in der Kantine vor. Den runden Geburtstag des Vereins Kantine LE nahm die Schule nun zum Anlass, gemeinsam mit Eltern, ehemaligen Schulleitern, Lehrern und Gästen ein Sommerfest mit Barbecue und einer Vorführung des Entertainers Topas zu feiern.

Oberbürgermeister Roland Klenk lobte den beispiellosen Einsatz der Kocheltern als vorbildlich und nachahmenswert. Die Kantine sei zu einem Ort der Begegnung zwischen Schülern, Lehrern und Eltern geworden und fungiere als soziales Bindeglied. Die Schulleiterin des IKR, Heike Hauber, sagte: „Die Kocheltern sorgen für eine Wohlfühlatmosphäre beim Mittagessen; es wird mit Liebe gekocht, und das merkt man den Gerichten immer an.“ Statt auf Fertigprodukte setzen die Mütter und Väter auf regionale, frische Produkte und Hausmannskost.

Der Verein zählt 200 Mitglieder

Die Koch-Initiative geht zurück ins Jahr 2000. Im Juni starteten damals die ersten Kochmütter mit einem wöchentlichen Kochtag in einem ehemaligen Klassenzimmer und versorgten rund 50 Schüler im IKG. Schon bald waren es zwei Kochtage; die Eltern stießen jedoch in der notdürftig aufgerüsteten Teeküche an ihre Grenzen. 2003 schlossen sich auch Kocheltern aus der Realschule an, um für ihre Schüler zu kochen. Schließlich zogen die Teams an einem Strang und versorgten an vier Tagen die Woche Schüler beider Schulen mit frisch gekochtem Essen. 2006 eröffnete schließlich die Mensa und brachte räumliche wie auch organisatorische Erleichterung in den Kochalltag. Die Vereinsgründung vor zehn Jahren bildet den rechtlichen Rahmen für die Kocheltern.

Knapp 200 Mitglieder zählt der Verein mittlerweile. Das Engagement bleibt ungebrochen. „Viele der Eltern sind berufstätig und haben wenig Freizeit, aber sie nehmen sich bewusst Zeit, um für ihre Kinder zu kochen“, sagte der Vorsitzende des Vereins, Armin Ruf. Mit dem neuesten Projekt möchte der Verein die Motivation der Kocheltern stärken und neue Mitglieder gewinnen: Der Verein konnte den bekannten Koch und Food-Blogger Johannes Guggenberger für eine Kooperation gewinnen. Im Herbst startet eine Reihe von Koch-Workshops.

Kooperation mit Koch und Food-Blogger Johannes Guggenberger

Am Dienstag besuchte Guggenberger die Kantine, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen und die Teams kennenzulernen. „Ich bin absolut begeistert, mit welcher Professionalität die Kocheltern hier arbeiten“, betonte der Profi-Koch. Ziel der Workshops sei es nicht etwa, den Eltern das Kochen beizubringen, sondern ihnen Ideen, Inspirationen und Mut auf den Weg zu geben, um den Speiseplan aufzupeppen. „Ich sehe mich als Mann im Hintergrund, die wahren Stars sind die Kocheltern“, sagte Guggenberger, der den Eltern gemeinsam mit Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell in die Kochtöpfe schauen durfte. „Ich freue mich sehr auf die gemeinsamen Kochtage“, so Guggenberger.

Hauptberuflich ist der 54-Jährige für das leibliche Wohl der Strafgefangenen in der JVA Stammheim verantwortlich. Ob JVA-Kantine, Schulmensa oder Fünf-Sterne-Restaurant: „Am Ende muss es allen schmecken. Der größte Fehler, den man dabei machen kann, ist, ohne Liebe und Leidenschaft zu kochen“, so der gelernte Koch und ausgebildete Justizvollzugsbeamte.