Gerhard Rentschler, Otto Baumann und Rolf Schmidhuber (v.l.) haben sich Großes vorgenommen und suchen Gleichgesinnte. Foto: Becker

300 Stunden liegen noch vor ihnen. Dann soll die Miniaturversion des Bahnhofs in Leinfelden fertig sein. „Dieses Modell ist ein Jugendtraum von mir“, sagt einer der Baumänner. Für 2019 haben sie damit Großes vor...

Leinfelden - Die Hobbybastler beraten sich. „Da fehlen noch Türen im Bahnhofsgebäude“, sagt Otto Baumann. Manchmal passt der Nachname einfach wie der Hammer auf den Nagel. Baumann baut gern und zwar in Miniaturgröße. Das Modell des Haupthauses des Leinfelder Bahnhofs hat er aus Sperrholz gezimmert. Der Putz ist eine Mischung aus Leim und Grieß. „Aus dem Grieß wollte meine Frau eigentlich was kochen, aber ich war schneller“, sagt Baumann und lacht schelmisch.

Historische Fotos helfen bei der Orientierung

Das kleine Bahnhofshäuschen benötigt deutlich weniger Putz als das Original von 1955. Aber die Details stimmen. Mit historischen Fotos und einem Gleisplan vom Stadtarchiv versuchen die Bastler den Bahnhof nachzubauen. „Die Straßenlaternen hier haben einen Holzmasten, genau wie früher“, erklärt der 68-Jährige. Diese und viele weitere Lämpchen in den Gebäuden sollen bald helles Licht werfen. Und am Rande des Bahnhofs fährt die Filderbahn vorbei. „Jetzt fehlen noch ein paar Geschäfte, da war zum Beispiel ein Schrotthändler“, sagt Baumann und lenkt den Blick der Kollegen auf eine leere Stelle im Modell.

„Das wird noch viel Arbeit“, sagt Rolf Schmidhuber. Auch er ist leidenschaftlicher Bastler und trifft sich zweimal mit Monat jeweils mittwochabends mit Otto Baumann und drei weiteren Freunden im Treff Impuls in Leinfelden, um an ihrem kleinen Großprojekt weiterzuarbeiten. Schmidhuber hat noch den Originalbahnhof miterlebt. „In den 70ern sind von Leinfelden aus noch Sonderzüge für Schulausflüge gefahren“, erzählt er.

Rund 300 Stunden müssen die Bastler noch investieren, dann ist das etwa drei Meter lange Modell des Leinfeldener Bahnhofes fertig. Es soll im Jahr 2019 anlässlich des 750-Jahr-Jubiläums der Stadt ausgestellt werden. Die Kosten trägt Baumann ganz alleine. „Dieses Modell ist ein Jugendtraum von mir“, sagt der Apotheker. Eigentlich wollte Baumann erst damit anfangen, wenn er in Rente ist, aber dann kam es anders. „Ich habe Menschen getroffen, die genauso von der Idee begeistert sind wie ich“, sagt er. Darunter auch Gerhard Rentschler. Der Vermittlungstechniker ist in der Gruppe für die Entwurfszeichnungen zuständig. In den 1990ern hat er das alte Bahnhofsgebäude komplett ausgemessen. „Ich bin sehr froh, dass wir ihn gefunden haben und uns nun so gut verstehen“, sagt Otto Baumann.

Der Steg über den Bahnhof war das Sorgenkind

Kommunikation sei ganz wichtig bei der Arbeit. „Wir reden über Politik oder über das, was uns gerade beschäftigt“, sagt Rolf Schmidhuber. Auch wenn bei manchen Bastlern schon die Hand zittert und bei anderen die Augen nicht mehr mitmachen. „Das Basteln ist Entspannung pur.“ Trotz einiger Rückschläge. Der Steg, der einst für Fußgänger über den Bahnhof führte, war zuletzt das Sorgenkind. „Wir haben mehrere Entwürfe und Anläufe gebraucht, bis wir festgestellt haben, dass Zinnblech und Messing das richtige Material dafür ist“, sagt Baumann. Das dünne Geländer und die Anzahl der Treppen, die im Modell nicht eins zu eins wiedergegeben werden können, haben ihm Kopfzerbrechen bereitet. „Das ist dann eine echte Geduldsprobe.“

Otto Baumann ist seit jeher begeistert von Modellbahnen. „Ich bin früher mit meinem Vater auf Auktionen gegangen, und mit den Jahren wurde daraus eine Sammelleidenschaft“, erzählt er. In seinem Ruhestand möchte Otto Baumann seinen kleinen Bahnhof dann noch in die Stadt hinein erweitern. Etwa sieben Meter lang soll das Modell von Leinfelden am Ende sein, nostalgisch und detailgetreu.