Gewässer wie dieses zwischen Echterdingen und Stetten beherbergen zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Auch der Schmetterling namens Wiesenknopf-Ameisenbläuling ist auf solcherlei Feuchtflächen angewiesen Foto: Thomas Krämer (2), privat

Überall klagt man über das dramatische Insektensterben. Umso überraschender: Auf der Filderebene erholen sich seltene Tierarten. Wir haben uns nach den Gründen erkundigt.

Leinfelden-Echterdingen - Als normaler Spaziergänger wird man Tiere wie Rebhuhn oder Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling wahrscheinlich nie zu Gesicht bekommen. Und wenn, dann werden nur wenige die Tiere korrekt identifizieren können. Und doch sind eben sie wichtig, gibt ihre Entwicklung doch Hinweise auf den Gesundheitszustand der Natur.

Früher war die Windschutzscheibe nach einer Autofahrt übersät mit dunklen Flecken. Heute kann man die Zahl der bei dem Aufprall getöteten Insekten bisweilen an den Fingern einer Hand abzählen. Doch das in den vergangenen Wochen oft beklagte dramatischen Insektensterben kann Martin Frick für eine auf den Fildern wichtige Schmetterlingsart nicht bestätigen. Im Gegenteil, denn die Population des streng geschützten und vom Aussterben bedrohten Ameisenbläulings hat sich nach Worten des Mitarbeiters im Umwelt- und Grünflächenamt von Leinfelden-Echterdingen in den vergangenen Jahren verdoppelt. 1985 wurden noch 60 Exemplare gezählt, 2015 sind es nun 120 Exemplare, wie eine Untersuchung ergeben hat.

Den Rebhühnern geht es langsam besser

Wie ist das möglich? Die Anlage und Pflege der Feuchtwiesen speziell am Fleinsbach und am Horber Brühl zeigt einen Erfolg, so Frick. Dabei gehe es nicht nur um diese Schmetterlingsart, sondern um alle Tiere, die auf diesen wechselfeuchten Wiesen am Rand von Gräben und Tümpeln leben.

Auch bei einem anderen Tier hat sich die Lage zumindest entspannt, wie Frick kürzlich im Technischen Ausschuss des Gemeinderats sagte. „Die Zahl der Rebhühner hat sich nach dem dramatischen Einbruch durch den Bau der Messe wieder erholt“, sagte Frick und lobte die Kooperation mit der Landwirtschaft. Die Vögel sind auf Wildkräuter zur Ernährung angewiesen. „Seit 1999 gibt es das Artenschutzprogramm Rebhuhn, bei dem Ackerflächen mit einer speziellen Mischung eingesät werden. Diese Blumen dienen nicht nur den Rebhühnern als Futter, sondern sind außerdem Nahrung für Insekten. „Mittlerweile werden fünf bis sechs Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche eigens für das Rebhuhn und die Insekten angelegt“, freut er sich.

Grüne wollen mehr Flächen für Insekten

Die Grünen in L.-E. möchten Bienen, Hummeln und Schmetterlingen aber gerne noch mehr Flächen zur Verfügung stellen, wie in einem Ende vergangenen Jahres gestellten Antrag zu lesen ist. „Der städtische Bestand an extensiv bewirtschafteten Flächen beträgt 68,7 Hektar“, rechnete Frick vor, „das entspricht ungefähr einhundert Fußballfeldern“. Dabei handelt es sich vor allem um Feuchtwiesen und Streuobstwiesen, zu einem geringeren Teil um Fettwiesen und trockene Magerwiesen. Bei der Bewirtschaftung gibt es jedoch noch Luft nach oben. Denn von lediglich gut zwei Dritteln dieser Grünflächen wird das Schnittgut nach dem Mähen zusammengerecht und abgefahren. Der Rest wird vor Ort gemulcht und liegen gelassen. Und das mögen die Insekten nicht. „Aufgrund der Personalsituation kann der Bauhof aber lediglich den Transport zur Deponie nach Kirchheim leisten“, sagte Frick, die restlichen Arbeiten wie das Schwaden und Aufsammeln müssten fremd vergeben werden – für jährlich knapp 150 000 Euro. Für die Biogasanlage könne das Gras aufgrund seiner Qualität nicht genutzt werden – man stehe aber mit den Stadtwerken als Betreiber im Gespräch.

Die Fraktion L.E. Bürger/FDP hätte auch gerne mehr Wasserflächen im Stadtwald, wie sie kürzlich beantragt hatte. Eine von Frick präsentierte Karte zeigte, dass Feuchtbiotope bereits schon jetzt vor allem im Wald und nur vereinzelt auf der wasserarmen Filderebene zu finden sind. Nach einer Amphibienkartierung durch den Nabu wäre ein Planungsbüro damit beauftragt worden, Ideen für eine Vernetzung des Reichenbachtals mit dem Panzerübungsgelände bei Böblingen zu entwickeln, informierte Frick über den aktuellen Stand. Denn dann könnten Tiere wie die gefährdete Gelbbauchunke wieder wandern und sich neue Lebensräume erschließen.