Manche der Falschparker sehen sich trotzdem im Recht. Einer behauptet sogar, dass er den Löschzug problemlos durch die Engstelle lenken könne. Foto: Caroline Holowiecki

Wenn die Feuerwehr gerufen wird, können Augenblicke über Leben und Tod entscheiden. Und eben diese Augenblicke werden vergeudet, wenn sich die Löschzüge erst an falsch geparkten Autos vorbeimanövrieren müssen. Ein Beispiel aus Leinfelden-Echterdingen.

Leinfelden-Echterdingen - Roland Mayer bringt nichts aus der Ruhe. Die Äste nicht, die wie Krallen übers Dach seines Fahrzeugs kratzen. Auch die Schaulustigen nicht, die beobachten, wie sich der rote Koloss an ihren Häusern vorbei durch die Dierbachstraße schiebt. Zentimeter für Zentimeter bewegt Roland Mayer sein Feuerwehr-Löschauto, 2,50 Meter breit, 3,60 Meter hoch, 14,5 Tonnen schwer. „Jetzt bin ich ja nicht in Eile“, sagt der Zugführer lässig. Aber ein Anruf genügt, und dann ist es vorbei mit der Ruhe. Dann können Augenblicke über Leben entscheiden. Nicht selten werden Rettungsfahrzeuge aber durch parkende Autos ausgebremst. Um herauszufinden, wo es in Echterdingen klemmt, haben Ordnungsamt und Feuerwehr nun eine nächtliche Durchfahrtprobe gemacht.

Die Karawane ist aufsehenerregend. Die Vorhut bildet ein Mannschaftswagen der Feuerwehr, dicht gefolgt vom dicken Löschfahrzeug. Hinterher ein blau-weißes Auto des Gemeindevollzugdienstes, und den krönenden Abschluss bildet der leuchtend gelbe Abschlepper. „Wir wollen schon etwas Wind machen“, sagt Jutta Rößler. Immerhin gehe es darum, die Bürger für die Problematik zu sensibilisieren. Die stellvertretende Ordnungsamtsleiterin hat eine Liste zusammengestellt. Darauf stehen Stellen, über die sich Anwohner beschwert haben, explizit ausgewiesene Feuerwehrzufahrten, aber auch Wohnstraßen, die regelmäßig durch Parksünder auffallen.

Die Halter eilen teils in Hausschlappen her

An den Haken kommt an diesem Abend kein Auto. Immer gerade noch rechtzeitig eilen die Halter herbei, teils in Hausschlappen, teils übellaunig angesichts des Auflaufs zur besten Tagesschau-Zeit. Während einige ihre Autos schweigend von Wendeplatten entfernen, gehen andere auf Konfrontation. Die Argumentation wiederholt sich – „ich hab’ doch nur geschwind...“. An der Marienstraße, wo sich das Löschfahrzeug im Slalom verkeilt hat, ärgert sich ein Mann. „Riskieren Sie keine dicke Lippe!“, schleudert er Klaus Alrutz entgegen, der im Baurechtsamt für den vorbeugenden Brandschutz zuständig ist und zu erklären versucht, dass jeder so parken muss, dass Rettungsfahrzeuge jederzeit durchkommen. Stattdessen will der Mann mit den Feuerwehrleuten wetten, dass er den Lastwagen ohne Problem durch die Straße bewegen könnte, außerdem seien das eigentliche Problem die Kunden des nahen Biomarktes.

Das Rathausteam kennt solche Reaktionen. Oft werde Schikane unterstellt, sagt Jutta Rößler. „Jeder beansprucht, vor seinem Haus zu parken“, sagt der Stadtkommandant Wolfgang Benz. Sein Echterdinger Abteilungskollege Timo Balbach mahnt jedoch: „Selbst wenn wir durchfahren können, kriegen wir die Geräte nicht raus.“

Und dann kapituliert das Löschfahrzeug

Für einige Echterdinger wird die Probe Konsequenzen haben – und nicht nur wegen der 35-Euro-Knöllchen, die etwa einer aus der Straße In den Gärtlesäckern zahlen muss, weil er seinen Wagen auf der Feuerwehr-Wendeplatte abgestellt hat. An der Kronenstraße, vor der das Löschfahrzeug kapitulieren muss, soll das Halteverbot, das aktuell nur zu Müllabfuhrzeiten gilt, dauerhaft werden. „Das ist für die Leute bitter, aber Sicherheit geht vor“, sagt der Ordnungsamtsleiter Gerd Maier.

Außerdem soll vor dem Moxy-Hotel, wo jetzt ein eingeschränktes Halteverbot gilt und in dieser Nacht ein Auto parkt, die Beschilderung angepasst werden. An der Keplerstraße, durch die sich der Lösch-Brummer gerade so quetschen kann, werden voraussichtlich vier Stellplätze entfallen, auch die Einfahrt in die Straße Im großen Garten wird wohl künftig durch ein Verbot freigehalten werden. Und über die Marienstraße sagt Jutta Rößler: „Da müssen wir noch mal hin.“

Trotzdem ein positives Fazit

Dennoch: Das Fazit von städtischem Ordnungsamt und Feuerwehr fällt positiv aus. Vergangene Durchfahrtproben hätten augenscheinlich gefruchtet, loben alle Beteiligten, viele Anwohner hätten sich Hinweise zu Herzen genommen. Timo Balbach hebt zudem die vorbildlich gestutzten Hecken an der Kelterrainstraße hervor, und seit der Halteverbot-Beschilderung in der Kleinen Obergasse habe sich auch dort die Lage deutlich entspannt. Er schnauft. „Problem gelöst.“