In dem Schulhaus von anno 1865/66 sind heute die Gaststätte Paulaner und ein Polizeiposten untergebracht. Foto: z/Stadtarchiv Leinfelden-Echterdingen

90 Schüler pro Klasse, die Lehrer haben in den Räumen darüber gelebt: So hat einst der Schulalltag in Echterdingen ausgesehen. Das Schulhaus gibt es auch heute noch. Allerdings fehlt ihm sein imposanter Giebel. Das könnte sich ändern.

Mit der Gaststätte Paulaner im Erdgeschoss und einer Polizeistation im Obergeschoss hat das Gebäude an der Echterdinger Burgstraße auch heute noch eine besondere Bedeutung im Flecken. In der Vergangenheit lernte hinter diesen Mauern der Nachwuchs der damals noch eigenständigen Gemeinde das Lesen, das Schreiben und vieles mehr.

In dem Haus, das nicht unter Denkmalschutz steht, „aber stadtteilprägend ist“, wie Wolfgang Haug sagt, war einst die Echterdinger Schule untergebracht. „Das Haus ist einer der Edelsteine, die wir im Ortszentrum haben“, sagt der ehrenamtliche Leiter des Stadtmuseums.

Wie die Schuldenaufnahme begründet wurde

Die Gemeinde sei ein wohlhabendes Dorf gewesen; das Schulhaus das erste Anwesen, das eine städtische Prägung vermittelte. Sein Bau anno 1865/66 habe auch für das nicht arme Echterdingen eine erhebliche Investition bedeutet. Die Aufnahme der Schulden wurde auch damit begründet, dass berechnet wurde, dass die Schülerzahlen innerhalb weniger Jahre von 270 auf 360 ansteigen sollten. Das Schulhaus wurde mit vier Klassenzimmern im Erdgeschoss geplant und gebaut. In jedem der Räume sollten bis zu 90 Schüler Platz finden. Drei Lehrer haben mit ihrer Familie über den Klassenzimmern gewohnt, einer davon hat oben in dem imposanten Giebel gelebt, den es heute nicht mehr gibt. Das Anwesen wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Die Spar- und Darlehenskasse, Vorläufer der Echterdinger Bank, hat es 1948 gekauft. Das Gebäude wurde mit neuer Dachform wieder aufgebaut und diente dem Finanzunternehmen lange als Hauptsitz. Seit Ende 2015 gehört die alte Schule der Stadt. Die Kommune hatte das Gebäude für 1,2 Millionen Euro gekauft, als das mit der Bank vereinbarte Vorkaufsrecht auszulaufen drohte.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Die Polizei muss noch überm Wirtshaus bleiben

Weil das Haus mitten im Sanierungsgebiet Historische Mitte steht, gibt es nun die Idee und die Chance, die alte Giebel-, und Dachform wieder herzustellen. Wolfgang Haug möchte eine Zukunftswerkstatt im Stadtmuseum einrichten und dort auch über die Gestaltung dieses ehemaligen Schulhauses sprechen. Bei Philipp Schwarz, dem Leiter des städtischen Planungsamtes, rennt er offene Türen ein. Schließlich bilde die alte Schule mit der Stephanuskirche und dem evangelischen Pfarrhaus „ein historisch wichtiges Dreieck“, sagt der Amtsleiter unserer Zeitung. Schwarz sagt aber auch: „Wir stehen hier ganz am Anfang.“

Das Stadtplanungsamt habe begonnen, sich mit dem Bürgerpark zu beschäftigen, der hinter der alten Schule entstehen soll. Teilnehmer eines Bürgerworkshop hatten sich eine Grünfläche mit Wegen, Bänken und Spielmöglichkeiten für Kinder in Echterdingen gewünscht. An der Gestaltung des Parkes hänge auch der Neubau des evangelischen Gemeindehauses. Als Standort dafür hätte sich ein Areal nördlich des ehemaligen Schulhauses herauskristallisiert.

Schwarz hat sich historische Pläne und alte Fotos der einstigen Schule angesehen. Und festgestellt: Dem heutigen Gebäude „fehlt etwas“. Das Sanierungsgebiet Historische Mitte laufe im Jahr 2027 aus. Bis dahin sollte auch die alte Schule saniert werden. Und dann „wäre es eine tolle Sache, wenn wir das Gebäude in seiner ursprünglichen Form wieder herstellen könnten“, sagt auch er.