Leinfelden-Echterdingen ist ein beliebter Standort für Firmen, weil die Stadt direkt an der Autobahn liegt. Foto: Caroline Holowiecki

Neue Firmen bringen mehr Jobs auf die Filderebene – aber eben auch mehr Autos. Damit nicht alles in einem Verkehrsinfarkt endet, gibt es nun den Ruf nach einer großen Lösung.

Leinfelden-Echterdingen - Kritik will gut verpackt sein, möchte man sich Gehör verschaffen. Meist macht es sich gut, wenn man zunächst etwas Positives hervorhebt. Roland Klenk hat am Mittwoch zunächst viel Lob und gute Nachrichten parat. Der Oberbürgermeister von Leinfelden-Echterdingen hebt anerkennend hervor, dass sich in den benachbarten Stuttgarter Filderbezirken mit Daimler und der Allianz zwei neue Platzhirsche ansiedeln und bis zu 10 000 Jobs bringen werden.

Klenk kann mit diesen Wirtschaftsnachrichten mithalten. Im Juli schon wird der Spatenstich für die neue Zentrale der Daimler-Sparte Trucks auf dem ehemaligen Georgii-Kobold-Gelände in seiner Stadt sein, und dann lässt er auch noch mit der geheimnisvollen Ankündigung aufhorchen, dass ein internationales Unternehmen aus der Metallbranche konkrete Ansiedlungspläne habe und sich möglicherweise 2000 neue Jobs auftun könnten. „Das sind erfreuliche Nachrichten“, resümiert der OB.

28 000 Menschen pendeln in die Stadt

Das Aber folgt auf dem Fuß. „Wie kommen diese Menschen morgens hin und abends wieder nach Hause?“ Klenk wird diese Frage an diesem Vormittag so oder so ähnlich mehrfach stellen. Immerhin gibt es laut der Ersten Bürgermeisterin Eva Noller aktuell etwa 34 000 sozialversicherungspflichtige Jobs in Leinfelden-Echterdingen, denen neben den Einheimischen auch fast 28 000 Einpendler nachgehen. Für sie und Klenk ist klar: Allein können – und wollen – sie das Verkehrsproblem nicht lösen, denn immerhin nehme ihre Stadt im regionalen Gefüge eine zentrale Position ein. „Die Filder ist die Zukunftsregion für die ganze Region Stuttgart“, sagt Noller, daher müssten sich nach dem Dafürhalten der Rathausspitze in L.-E. auch alle an der Lösung der zunehmenden Verkehrsprobleme beteiligen.

Die Region und die Wirtschaft nimmt Klenk dabei ebenso in die Pflicht wie Land, Bund – und die Nachbarkommunen. Letzteres betont er nicht ohne Grund. Eine gewisse Verschnupftheit in Bezug auf die Landeshauptstadt leugnet der OB nämlich nicht. Mehrfach betont er, dass er aus der Presse erfahren musste, dass sich die Stuttgarter Nachbarn mit spektakulären Seilbahnplänen rund ums gemeinsame Gewerbegebiet von Möhringen und Vaihingen tragen und gar mit einer Verlängerung dieser Seilbahn bis zum Flughafen und zur Messe liebäugeln. Nur dass dann eben die Gemarkung Leinfelden-Echterdingen betroffen wäre. Vorgesprochen habe wegen der Ideen aber niemand, sagt er und schiebt einen Seitenhieb nach: „Wir sind Kummer gewohnt.“

Die Stadt will auch an die Seilbahn angeschlossen werden

Dabei will Klenk gerade einen solchen Austausch, „das gehört zusammengedacht“. Eine Seil- oder Schwebebahn etwa sähe er nämlich tatsächlich gern auch mit Stopps im Leinfeldener Industriegebiet, in Echterdingen-Nord und an der Messe. Auch ein neues großes Parkhaus quer über die Autobahn, am besten noch angebunden durch eben diese Seilbahn, hält er grundsätzlich für denkbar. Den A-8-Vollanschluss auf Höhe von Möhringen brauche es ebenso. Klenks Devise: Vermeintlich Unmögliches, vielleicht auch Skurriles nicht gleich abtun. „Man muss über solche Dinge nachdenken“, findet er und stellt klar: „Mit Straßen allein kriegen wir es nicht gebacken.“

„Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, betont er, und zum Beweis legt er das druckfrische Heft zum bereits beschlossenen Mobilitätskonzept für die Stadt vor. Es soll in den kommenden Jahren als eine Art Handbuch dienen. Zu finden sind darin etwa die Verlängerung der U5 bis zum Gebiet Schelmenäcker als konkretes und bis nach Echterdingen als fernes Ziel. Außerdem sei die Osttangente hinterm Leinfeldener Gewerbegebiet, die die Maybach- mit der Max-Lang-Straße verbinden soll, angedacht. Ihre Hausaufgaben sollen jetzt auch andere machen, wenn es nach Klenk geht, und das quasi im kollektiven Nachsitzen. Klein-Klein will er nicht mehr. „Es ärgert mich, dass immer nur Pflästerle draufgeklebt werden und keiner das große Geld in die Hand nimmt.“