Drei Anwohnerinnen der Ernst-Lehmann-Straße in Echterdingen haben den Biomüll mit einem Pferde-Anhänger nach Kirchheim gefahren. Foto: privat

Weil die Müllabfuhr sie im Stich gelassen hat, haben drei Frauen aus Leinfelden-Echterdingen selbst Entsorgungsdienst gespielt. Das solle freilich eine Ausnahme bleiben, sagen die Verantwortlichen.

Echterdingen - In Echterdingen haben Bürger zur Selbsthilfe gegriffen. Nachdem ihre Biotonnen mehrere Tage lang nicht geleert worden waren, fuhren sie diese persönlich mit einen Pferde-Anhänger zum Kompostwerk nach Kirchheim.

Das Grundproblem ist in diesem Fall eine Baustelle in der Moltkestraße. Wegen ihr ist die Ernst-Lehmann-Straße derzeit eine Sackgasse. Das Müllauto muss deshalb von der Dierbachstraße aus in die Ernst-Lehmann-Straße einfahren. An der Kreuzung versperrte offenbar ein Baufahrzeug den Weg. Der Fahrer des Müllfahrzeugs entschied deshalb, die Tonnen an der Ernst-Lehmann-Straße stehen zu lassen.

„Das verstehe ich nicht“, sagt Stefan Bommer von der städtischen Tiefbauabteilung auf Anfrage unserer Zeitung. „Der hätte doch nur zu dem Lkw-Fahrer sagen müssen, dass er wegfahren soll. Diese eine Minute Zeitverlust wäre doch wohl verkraftbar gewesen.“ Die Stadt treffe in diesem Fall keine Schuld. Das sei Sache des zuständigen Abfallwirtschaftsbetriebs (AWB) des Landkreises.

„Kann keine großartigen Ermittlungen anstellen“

Dort sieht man die Sache indes etwas anders. An der Kreuzung seien zwei Lkw gestanden, sagt Ulrich Fechter, der stellvertretende Leiter des AWB. Deren Fahrer seien nicht dort gewesen. „Man kann dem Fahrer des Müllautos nicht zumuten, großartige Ermittlungen über deren Verbleib anzustellen“, sagt Fechter. Zumal er wirklich unter Zeitdruck stehe.

Den betroffenen Bürgern war von Seiten des AWB auf ihre Anfrage mitgeteilt worden, dass die Zufahrt zur Ernst-Lehmann-Straße versperrt gewesen sei. „Wir sollten die Tonnen stehen lassen, hieß es“, erzählt die Anwohnerin Anita Dahm. „Den zusätzlichen Biomüll könnten wir in Papier einwickeln und aufbewahren.“ Das allerdings hält Dahm schon wegen der Konsistenz des Abfalls für ein Zumutung.

Als die Tonnen schließlich am vergangenen Donnerstag immer noch am Straßenrand standen, entschlossen sich Anita Dahm, Simone Rudert und Daniela Buchmann, selbst aktiv zu werden. Sie luden das Dutzend Mülltonnen in einen Pferde-Anhänger und fuhren sie zum Kompostwerk nach Kirchheim. „Dort haben wir sie dann auch selbst ausgeleert“, berichtet Dahm. Die Leute dort hätten nicht helfen dürfen. „Wir hatten uns vom Abfallwirtschaftsbetrieb eine Sondergenehmigung zur Anlieferung von Abfall besorgt.“

Beim Rest- und Papiermüll klappt es

Martin Rudert, der ebenfalls an der Ernst-Lehmann-Straße wohnt, versteht nicht, warum die Müllwerker die Biotonnen stehen ließen. „Beim Rest und Papiermüll klappt es doch auch.“ Für Stefan Bommer von der Stadtverwaltung bleibt das Ganze ebenfalls unerklärlich. „Wir haben auch an anderen Stellen Probleme mit dem Biomüll.“ Sowohl die Tonnen aus der Bismarckstraße in Echterdingen als auch die bei der Baustelle in der Stettener Hauptstraße seien nicht abgeholt worden. „Die Bauarbeiter haben vereinbarungsgemäß die Tonnen zum Sammelplatz gezogen“, sagt Bommer. Dort seien sie aber stehen geblieben.

Warum dies nicht geklappt hat, weiß Ulrich Fechter vom AWB nicht. Generell sei es so, dass es immer wieder Probleme mit Baustellen gebe. „Da müssen uns die Kommunen einfach rechtzeitig informieren.“ Martin Rudert hofft, dass man beim Abfallwirtschaftsbetrieb jetzt sensibilisiert ist für das Abfuhrproblem. „Die Heldentat der drei Frauen sollte die Ausnahme bleiben“, sagt er.