Echterdingen bildet den Schwerpunkt beim Einzelhandel. Foto: Thomas Krämer

Die Stadt Leinfelden-Echterdingen hat erneut eine Studie zur Situation von Handel und Gewerbe in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse wurden nun den Stadträten präsentiert. Die Empfehlungen stoßen nicht nur auf Gegenliebe.

Echterdingen - Ein funktionierender Einzelhandel ist äußerst wichtig, um die Ortskerne der Kommunen lebendig zu halten. 1986 war erstmals eine Marktuntersuchung für Leinfelden-Echterdingen gemacht worden, aus der dann ein Einzelhandelskonzept abgeleitet wurde. 2002 wurde die Situation des Einzelhandels aktualisiert und 2007 nochmals untersucht. Ein Konzept entstand daraus jedoch nicht, im Gemeinderat herrschte die Meinung vor, dass nicht überreguliert werden sollte. Wie wichtig ein Einzelhandelskonzept jedoch für die Stadt ist, machte Philipp Schwarz bei der Sitzung des Technischen Ausschuss am Dienstagabend deutlich. „Das ist kein abstraktes Werk, sondern ein wichtiges Steuerungsinstrument für die Genehmigungsbehörden“, so der Leiter des Stadtplanungsamts.

Deshalb hat sich die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH (GMA) im Auftrag der Stadt erneut die Situation des Einzelhandels in der Filderkommune untersucht, und die Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts dem Gremium vorgestellt. Demnach werden von 212 Betrieben auf insgesamt rund 70 000 Quadratmetern Produkte verkauft, und es wird dabei ein Brutto-Umsatz von 244 Millionen Euro erzielt. „Ein Drittel der verkauften Produkte sind Nahrungs- und Genussmittel“, so Stefan Holl von der GMA. Räumlicher Schwerpunkt beim Einzelhandel ist Echterdingen mit 60 Prozent der Verkaufsfläche. Leinfelden hat daran einen Anteil von 28 Prozent, Stetten acht Prozent und Musberg vier Prozent. Ein Drittel der Geschäfte liegt in den Innenstädten von Echterdingen und Leinfelden. Allerdings befinden sich 61 Prozent der Verkaufsfläche dezentral in den Gewerbegebieten.

Rückgang der Verkaufsfläche um vier Prozent

Das eigene Stadtgebiet sowie die nähere Umgebung eingerechnet, kann laut der Untersuchung Leinfelden-Echterdingen auf ein Kaufkraftvolumen von 594 Millionen Euro setzen; allerdings sei im Vergleich zu anderen Kommunen die Einzelhandelsausstattung im Nicht-Lebensmittelbereich unterdurchschnittlich, was den Autoren der Studie zufolge auch für Bücher, Schreib- und Spielwaren sowie Bekleidung und Schuhe gelte. Verantwortlich dafür sei die Nähe zu Stuttgart.

Im Vergleich zur jüngsten Untersuchung 2011 hat Holl eine bedeutende Verringerung der Betriebe im Bereich Bekleidung und Sport sowie einen Rückgang der Verkaufsfläche um vier Prozent festgestellt. Eine gute Nachricht für die Einzelhändler hatte er aber auch dabei: Holl geht von einem weiteren Anstieg der Kaufkraft um fünf Prozent aus. „Mehr Verbraucher bedeutet auch mehr Geld“, machte Holl eine einfache Rechnung auf. Leerstand, auf den einige Stadträte hingewiesen hatten, bedeute zudem nicht automatisch, dass es keine Nachfrage gebe, sondern dass die angebotenen Produkte nicht nachgefragt würden. „Mit Ausnahme des Segments Hausrat, Einrichtung und Möbel sehen wir keine großen Entwicklungspotenziale“, so Holl. In den übrigen Segmenten solle das Hauptaugenmerk auf Bestandssicherung und Modernisierung gelegt werden.

Das Konzept wird für drei Monate öffentlich ausgelegt

Er empfiehlt, die Ortskerne von Echterdingen und Leinfelden städtebaulich aufzuwerten und die Nahversorgung weiterzuentwickeln. „Dadurch lassen sich auch Verkehrsprobleme verringern“, so Holl. Zentrumsrelevante Sortimente – wozu Bekleidung und Schuhe, Haushaltswaren oder Spielzeug gehören – sollten in den Gewerbegebieten ausgeschlossen werden.

Während GMA-Mitarbeiterin Franziska Hamscher die Geschäfte am Flughafen nicht als Konkurrenz sieht – der Anteil der Verkaufsfläche beträgt laut Gutachten drei Prozent – befürchten sowohl CDU-Fraktionschefin Ilona Koch als auch Wolfgang Haug einen negativen Einfluss auf den örtlichen Einzelhandel. „Der Flughafen hat unendliches Potenzial und erzielt seine Haupteinnahmen nicht mehr mit dem Flugverkehr“, so der FDP-Stadtrat. Zudem befürchtet er einen negativen Einfluss auf die Geschäfte durch die vielen Autos. „Einkaufen auf der Hauptstraße ist im Feierabendverkehr nicht lustig“, sagte der Stadtrat und fordert dazu eine gründliche Analyse.

Außerdem brachte Haug eine genossenschaftlich organisierte Bauernmarkthalle ins Gespräch. „Wochenmarkt und Hofläden funktionieren bei uns, diese sollten wir deshalb stärken“, so sein Wunsch. Maßlos ärgere er sich, dass das Gutachten auf der Einstufung von Leinfelden-Echterdingen als Unterzentrum aufsetze. „Das liefert falsche Ergebnisse“, kritisierte er.

Das Einzelhandelskonzept soll demnächst für drei Monate öffentlich ausgelegt werden. Auch die örtlichen Einzelhandelsverbände sind nach Worten von Bürgermeisterin Eva Noller einbezogen.