Der Sprinter Tobias Unger (links) war einst das Aushängeschild des Zentrums. Foto: dpa

Ging es nur um den Namen oder ging es um mehr? Fakt ist: der Großteil der Vereine plant den Austritt und eine Neugründung des Leichtathletikzentrums Ludwigsburg.

Spitzensport - Er war der unangefochtene Chef der Leichtathletik in Kornwestheim. 55 Jahre leitete Hanspeter Sturm die Abteilung, vor 15 Jahren war er federführend beim Zusammenschluss mit mehreren Vereinen aus dem Kreis Ludwigsburg zum Leichtathletikzentrum (LAZ) Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg. Ohne den starken Mann an der Spitze – Sturm starb vor fünf Jahren – hat das Konstrukt nicht lange überlebt.

Sechs Vereine – der SKV Eglosheim, die DJK, der MTV Ludwigsburg, der TV Neckarweihingen, der TV Marbach und der SV Spiegelberg – gründen jetzt laut einer Pressemitteilung ihr eigenes LAZ Ludwigsburg. Das LAZ Salamander ist Geschichte. Die Machtverhältnisse im neuen Leichtathletikzentrum sollen sich grundlegend ändern, jeder Verein soll gleichberechtigt mit einem Delegierten vertreten sein, berichtet Gerhard Uhl, der Vorsitzende des SKV Eglosheim. Er koordiniert die Neugründung. Bisher sei innerhalb des Zentrums alles per Absprache geregelt worden. Es habe keine festen Zuständigkeiten gegeben, das habe Unstimmigkeiten provoziert.

„Die Gewichte haben sich verändert“

Die austretenden Vereine hatten unter anderem eine Namensänderung angestrebt, die allerdings vom SV Kornwestheim abgelehnt wurde. Laut Uhl habe sich ein gewisser Unmut bei den Ludwigsburger Vereinen aufgestaut, die die Hauptlast bei der Finanzierung, den Trainern und der Betreuung getragen hätten. „Auf den Anzeigentafeln bei Wettkämpfen stand aber Kornwestheim.“ Gerhard Bahmann, Präsident des SV Kornwestheim, kann das Bestreben der bisherigen Partner nachvollziehen. „Die Gewichte haben sich seit der Zeit von Herrn Sturm verändert“, räumt er ein. Mit eine Rolle habe sicher gespielt, dass vor Jahren die Firma Salamander als großer Hauptsponsor auf Kornwestheimer Seite weggefallen ist. Spitzenathleten können sich seither weder das LAZ noch der SVK leisten.

Eine Namensänderung sei für seinen Verein indes nicht in Frage gekommen, stellt Bahmann klar. „Wenn das Kornwestheim verschwindet, macht es für uns keinen Sinn mehr, wir wollen nicht das fünfte Rad am Wagen sein.“ Man habe sich sportlich-fair auf eine Trennung geeinigt. Der SVK werde künftig wieder unter seinem eigenen Namen bei Wettkämpfen antreten.

„Die Tür steht ihnen offen“

Uhl lädt die Kornwestheimer explizit zum Beitritt in das LAZ Ludwigsburg ein. „Die Tür steht ihnen nach wie vor offen“, sagt er. Dem TV Marbach vermutlich auch, der dies aber derzeit offenbar nicht plant. Der Leichtathletik-Abteilungsleiter des TVM, Wolfgang Häfner, gibt an, erst an diesem Dienstag mit den Plänen konfrontiert worden zu sein, sodass er sich zunächst mit dem Gesamtverein über das weitere Vorgehen absprechen müsse. Die Auswirkungen auf das neue LAZ Ludwigsburg sind jedoch überschaubar, da der TVM seit vielen Jahren keine Wettkampfsportler mehr stellte.

Auch Bahmann sieht seinen Verein inzwischen längst nur noch als „Ausbildungsbetrieb für den Aktivenbereich“. Beim Jugendsport werde der Anspruch auf Spitzensport nicht aufgegeben, aber im Aktivenbereich „sind wir nicht willens, die Preistreiberei mitzumachen“. Dass sein SVK sich dem LAZ Ludwigsburg eines Tages doch anschließt, will der Präsident nicht grundsätzlich ausschließen.

Marc-Julian Bonnet, bis vor Kurzem Haupttrainer für den SVK, sieht seinen Verein gut auf die Trennung vorbereitet. Der SVK werde eine Teilzeitkraft für das U16- bis Aktiventraining einstellen, kündigt er an. Die Trainingsgruppen müssten umorganisiert werden.

Aufbau
: Das Leichtathletikzentrum (LAZ) Salamander Kornwestheim-Ludwigsburg wurde im Jahr 2001 ins Leben gerufen. Ziel des Zusammenschlusses der Startgemeinschaften SV Salamander Kornwestheim und SG Ludwigsburg war es, sich zu einem bundesweit bedeutenden Sportzentrum – auch mit hoher medialer Aufmerksamkeit – zu entwickeln. Im Unterschied zu den Großen im Geschäft, etwa Bayer Leverkusen oder TV Wattenscheid, konnte man in Kornwestheim und Ludwigsburg lediglich auf einen weit geringeren, sechsstelligen Betrag aus Sponsoring-Mitteln zurückgreifen. Schlimm wurde es für das LAZ, als 2009 bekannt wurde, dass der Hauptsponsor Salamander sich künftig nicht mehr in Kornwestheim engagieren wollte. Immerhin: Später stieg Wüstenrot als Sponsor ein.

Rekorde:
Jahrelang waren Olympische Spiele oder nationale und internationale Leichtathletik-Meisterschaften nicht denkbar ohne die LAZ-Athleten im gelben Trikot mit grünem Salamander auf weißem Grund. Das zuletzt bekannteste sportliche Aushängeschild war der Sprinter Tobias Unger. Der Wendlinger lief im Jahr 2005 im Salamander-Trikot mit 10,16 Sekunden auf 100 Metern einen württembergischen Rekord. Im selben Jahr gelang ihm auf den 200 Metern gar mit 20,20 Sekunden ein Deutscher Rekord. Doch mit dem Ausstieg des Hauptsponsors verließen viele Talente und sportliche Leistungsträger notgedrungen das Leichtathletikzentrum. In jüngster Zeit ist es deutlich stiller geworden um das LAZ Salamander Kornwestheim-Ludwigsburg. Im vergangenen Sommer setzte der 20-jährige Hochspringer David Nopper ein Ausrufezeichen: Er wurde mit 2,25 Metern Deutscher Meister.