Raphael Holzdeppe in Peking. Foto: dpa

Der deutsche Stabhochsprungs-Titelverteidiger Raphael Holzdeppe muss sich mit Silber begnügen. Gold geht an den Kanadier Shawnacy Barber.

Peking - Stabhochspringer Raphael Holzdeppe hat bei der Leichtathletik-WM in Peking die Silbermedaille gewonnen. Der Titelverteidiger aus Zweibrücken musste sich am Montag allerdings nicht dem großen Favoriten Renaud Lavillenie aus Frankreich geschlagen geben, sondern dem neuen Überraschungs-Weltmeister Shawnacy Barber. Der erst 21 Jahre alte Kanadier übersprang genau wie Holzdeppe 5,90 Meter, benötigte dafür aber zwei Versuche weniger.

„Wirklich alles gegeben“

„Ich habe heute wirklich einfach alles gegeben, was drin war“, meinte der aufgewühlte Holzdeppe im ZDF-Interview. „Ich bin einfach nur glücklich in Moment.“

Mit einem ganz langen Gesicht verließ Lavillenie die Anlage: Für den Olympiasieger und Europameister blieb bei einer WM wieder nur die Bronzemedaille. Die holte er zusammen mit den beiden Polen Pawel Wojciechowski und Piotr Lisek (alle 5,80). Tobias Scherbarth aus Leverkusen belegte mit 5,65 Metern Platz sieben.

Für den 25-jährigen Holzdeppe war es nach nach EM- und Olympia-Bronze 2012 sowie seinem überraschenden WM-Sieg vor zwei Jahren bereits die vierte internationale Medaille seiner Karriere. Genau das war vor diesen Weltmeisterschaften sein großes Ziel gewesen. Für eine Titelverteidigung schien er noch nicht wieder ganz bereit zu sein, da er das komplette vergangene Jahr über mit großen Verletzungs- und Formproblemen zu kämpfen hatte.

Magische Marke 6,00 Meter

Doch auf einmal tat sich diese Chance am Montag im „Vogelnest“ von Peking wieder auf. Lavillenie schwächelte erneut bei einer WM, am Ende waren nur noch Holzdeppe und der Außenseiter Barber im Wettbewerb. Doch beide scheiterten an der magischen Marke von 6,00 Metern - und der junge Kanadier reihte sich in die Serie der Überraschungs-Titelträger wie 2011 Wojciechowski und 2013 Holzdeppe ein. „Auf Deutsch sagt man einfach: Das ist eine abgebrühte Sau“, meinte Holzdeppe voller Respekt über seinen Nachfolger.

Der 21-Jährige hatte zuvor nur vergleichsweise unbedeutende Titel wie die Pan-American-Games gewonnen. Vor der WM holte er sich Selbstvertrauen durch seine Siege bei den deutschen Meetings in Leverkusen und Jockgrim.

Der große Favorit hatte eigentlich wieder Lavillenie geheißen, doch der Franzose muss auch weiterhin auf seinen ersten WM-Titel warten. Der 28-Jährige hat in seiner Karriere vom Olympiasieg über drei EM-Triumphe bis hin zum Hallenweltrekord schon alles erreicht - bis auf die Goldmedaille bei einer Freiluft-Weltmeisterschaft. Schon 2009 in Berlin (Bronze), 2011 in Daegu (Bronze) und 2013 in Moskau (Silber) hatte er jeweils einem anderen gratulieren müssen.