Von Magenkrämpfen geplagt wird Alina Reh mit dem Rollstuhl aus dem Khalifa-Stadion gefahren. Foto: AFP

Die Leichtathletik-WM in der Wüste zeigt besonders eindrucksvoll, dass die Interessen der Hauptpersonen an letzter Stelle kommen.

Doha - Womöglich gab es neben den vielen Petrodollars ja noch weitere Gründe, die Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2019 in die Wüste zu vergeben. Doch fällt einem auch mit viel gutem Willen kein einziger ein.

Stattdessen sind die Titelkämpfe in Doha ein besonders eindrucksvolles Beispiel dafür, dass die Interessen der Hauptpersonen an letzter Stelle kommen, wenn die Vergabe von Großereignissen beschlossen wird. Die Athleten sind es, die eigentlich im Mittelpunkt stehen sollten – und nun den Irrsinn der Funktionäre ausbaden müssen, im wahrsten Sinne des Wortes.

Es wird sich kein seriöser Mediziner finden lassen, der nicht mit Nachdruck davor warnen würde, in glühender Hitze Sport zu treiben. Unverantwortlich ist es daher, die Marathonläufer und Geher bei nächtlichen Temperaturen von 32 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 73 Prozent auf die menschenleere Straße zu schicken. Wen könnte es wundern, dass die Athleten reihenweise kollabierten?

Im Khalifa-Stadion mögen die Temperaturen dank der riesigen Klimaanlagen einigermaßen erträglich sein – doch dürfte es den Athleten auch hier schwerfallen, so etwas wie WM-Euphorie zu entwickeln. Selbst beim 100-Meter-Finale waren die Tribünen nur spärlich besetzt – allein der mit Planen verhüllte Oberrang, die künstlichen Showeffekte und die Rekrutierung einheimischer Jubel-Katarer verhinderten die völlige Trostlosigkeit.

Gut drei Jahre noch, dann findet hier die Fußball-WM statt. Die Wettkämpfe der Leichtathleten werden zur Steigerung der Vorfreude nicht beitragen.