Das Stuttgarter Stadion – einst das „Wimbledon der Leichtathletik“. Foto: baumann

Mörderhitze, leeres Stadion, enttäuschte Athleten: Bei der Leichtathletik-WM in Doha läuft so ziemlich alles schief, was schief laufen kann. Grundlegend anders war es 1993 in Stuttgart. Wir erinnern an eine sagenhafte Weltmeisterschaft im Gottlieb-Daimler-Stadion.

Doha - Kurz vor Beginn der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Doha informierte der örtliche Organisationschef Dahlan Al Hamad über den letzten Stand der Vorbereitungen. Alles laufe prächtig, man sei sehr zufrieden, es gäbe für die zehn Wettkampftage nur noch 5000 Resttickets. Während Al Hamad keine Miene verzog, konnte sich neben ihm Weltverbandspräsident Sebastian Coe das Lachen nur mit Mühe unterdrücken.

Inzwischen weiß man: Es wäre schön, wenn zumindest 5000 Menschen pro Abend den Weg ins Khalifa-Stadion finden würden.

Noch nie war das Interesse an einer Leichtathletik-WM in der gastgebenden Stadt so gering wie in Doha. Monatelang haben sich die Athleten auf den großen Höhepunkt vorbereitet – und müssen nun nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit Speere werfen, über Latten springen und über Hürden laufen.

Die Kritik der Athleten wird immer lauter

Zehnkampf-Weltrekordler Kevin Mayer muss das alles und noch viel mehr bewältigen – große Lust jedoch hatte er vor dem Wettkampf nicht, im Gegenteil: „Wir können alle sehen, dass es eine Katastrophe ist“, sagte der Franzose: „Die Tribünen sind leer, und die Hitze hat man überhaupt nicht in den Griff bekommen. Wenn ich mich nicht auf meine Leidenschaft für den Wettkampf konzentrieren könnte, würde ich diese WM boykottieren.“

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Mayer ist nicht alleine mit seiner Wut und seiner Enttäuschung, auch viele andere äußern immer offener ihre Kritik. Zur Nachsicht mahnt immerhin Gina Lückenkemper. „Wir sind ein bisschen verwöhnt“, sagt die deutsche Sprinterin und erinnert an die letzten beiden Leichtathletik-Großereignisse: „So stimmungsvoll wie in London und Berlin kann es eben nicht immer sein.“

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Was Gina Lückenkemper nicht wissen kann, weil sie erst 1996 das Licht der Welt erblickte: Am stimmungsvollsten war’s bei der Weltmeisterschaft 1993 im sportbegeisterten Stuttgart.

Wer dabei war, sei es als Athlet oder Zuschauer, wird sie nie vergessen – die Zuspätgeborenen erfahren in unserer Bildergalerie, was sie verpasst haben: rauschende Tage und Nächte im Gottlieb-Daimler-Stadion, damals auch „Wimbledon der Leichtathletik“ genannt.

Viel Spaß beim Durchklicken und Schwelgen!