Auf dem Sprung nach Portland: Weitspringerin Alexandra Wester. Foto: dpa

Große Erfolge rechnen sich die deutschen Leichtathleten bei der Hallen-Weltmeisterschaft in Portland nicht aus. Denn die Stars fliegen erst gar nicht hin. Die WM kommt ziemlich ungelegen, denn über Olympia geht in diesem Jahr nichts.

Stuttgart - Marie-Laurence Jungfleisch gibt jetzt Gas: auf Stuttgarts Straßen. Am Donnerstag bekamen die Hochspringerin vom VfB Stuttgart und ihr Mannschaftskollege, Weitspringer Fabian Heinle, von einem Sponsor jeweils einen schicken weißen Kleinwagen. Doch die Autos bleiben erst mal stehen. Jungfleisch und Heinle sind ab Freitag wieder unterwegs. In Südafrika im Trainingslager. Nicht bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Portland in den USA. Die lassen die beiden sausen. Wie viele andere deutsche Athleten auch. Es ist Hallen-WM und kaum einer fliegt hin.

Verletzungen, Krankheiten oder andere Prioritäten. Die Gründe sind vielschichtig, das Ergebnis dasselbe: Die Weltmeisterschaft vom 17. bis 20. März kommt zum falschen Zeitpunkt. Nur 14 Athleten schickt der Deutsche Leichtathletikverband (DLV) in die USA. Das Motto der Truppe: Jugend forscht. „Die jungen Athleten sollen durch den WM-Einsatz international Erfahrung sammeln und ihr bisheriges Leistungsniveau in einer harten Konkurrenzsituation bestätigen“, erklärt Cheftrainer Idriss Gonschinska. Doch die Anführer bleiben daheim. Zuletzt sprangen die Stabhochspringer vom WM-Zug ab. Raphael Holzdeppe verletzte sich bei der DM in Leipzig am Sprunggelenk, Silke Spiegelburg hat sich einen grippalen Infekt zugezogen. Sie wollte die WM nutzen, um im Wettkampfmodus zu bleiben. „Wir Stabhochspringer brauchen viele Wettbewerbe, weil wir nur da unsere harten Stäbe benutzen“, erklärt die Athletin des TSV Bayer 04 Leverkusen, doch „jetzt heißt es erst einmal gesund werden, um dann im Sommer voll anzugreifen“, meint Spiegelburg. Das wollen auch die anderen deutschen Leichtathleten.

„Dieses Jahr ist von drei hochkarätigen internationalen Meisterschaften geprägt“, sagt Gonschinska, doch Hallen-WM, Europameisterschaften und Olympische Spiele innerhalb von nur fünf Monaten ist für einige Athleten dann doch des Guten zu viel. „Die EM in Amsterdam und die Olympischen Spiele sind für mich die absoluten Höhepunkte in diesem Jahr“, sagt der deutsche Sprinter Julian Reus. Da will er in Topform sein. Auch die Athleten des VfB Stuttgart sehen das so: „Für uns beginnt jetzt schon die Vorbereitung auf die Freiluftsaison“, erklärt Marie-Laurence Jungfleisch. Mit einem Trainingslager in Südafrika statt mit der WM in Portland.

Schwanitz mit Pause

Andere Athleten haben mit Blick auf die Olympia-Saison die Hallen-Wettkämpfe sogar ganz ausgelassen. Die Kugelstoßer Christina Schwanitz und David Storl zum Beispiel gönnten sich lieber eine Pause. „Ich muss meinen sportlichen Ehrgeiz hinten anstellen. Mein großes Ziel sind die Olympischen Spiele“, sagt Storl. Und wegen seiner anhaltenden Knieprobleme müsse er seine Einsätze genau planen. Bloß nicht den Bogen überspannen.

In Portland gehört nun den jungen deutschen Athleten die Bühne. Den Kugelstoßern Lena Urbaniak (LG Filstal) und Tobias Dahm (VfL Sindelfingen) zum Beispiel. „Ich will meine gute Leistung der Hallen-Saison bestätigen“, sagte der Sindelfinger. Über 20 Meter will er in den USA stoßen und vor allem Erfahrung sammeln. „Für uns als Außenseiter ist so eine WM eine tolle Sache“, meint sein Trainer Peter Salzer.

Ähnlich sehen es die Sprinterin Tatjana Pinto und die Weitspringerin Alexandra Wester. Die beiden können sich in Portland sogar Hoffnungen auf eine Medaille machen. „Die Hallen-WM ist mein erster internationaler Wettkampf im Deutschland-Trikot. Das spielt für mich mental eine so große Rolle, dass ich darauf nicht verzichten werde“, sagt Wester. Die Athletin des ASV Köln führt mit 6,95 Metern die Weltjahresbestenliste an. Pinto vom LC Paderborn hat mit 7,07 Sekunden über 60 Meter die viertschnellste Zeit des Jahres auf die Kunststoffbahn gezaubert. „Eigentlich war gar keine Hallen-Saison geplant“, sagt sie, doch: „Solche Rennen sollte man mitnehmen. Das ist eine gute Generalprobe für den Sommer.“

Das allerdings sehen in diesem Jahr nicht alle Athleten so.