Gold mit dem letzten Versuch: der Musberger Weitspringer Fabian Heinle. Foto: Ralf Görlitz

Die Filder-Leichtathleten Fabian Heinle und Anjuli Knäsche gewinnen bei den deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig Medaillen. Eine andere wird derweil gefeiert.

Leipzig - Unterschiedlicher konnte die Bilanz der kleinen Gruppe der Filder-Leichtathleten, die sich für die deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig qualifiziert hatte, nicht sein. Fabian Heinle aus Musberg musste bis zum letzten Weitsprung-Versuch um die angestrebte Goldmedaille bangen. Der Leinfelden-Echterdingerin Anjuli Knäsche gelang nach dreijähriger Pause vom Wettkampfsport im Stabhochsprung ein glänzendes Comeback mit dem Gewinn von Silber. Und Victoria von Eynatten, ebenfalls aus Leinfelden, vergoss viele Tränen – allerdings nicht, weil sie trotz Saisonbestleistung nur den vierten Rang im Stabhochsprung belegte, sondern weil sie bei ihrem definitiv letzten Auftritt auf nationaler Bühne so viel Beifall von den rund 1600 zugelassenen Zuschauerinnen und Zuschauern bekam.

Für Heinle brachten die Titelkämpfe schließlich ein Happyend. Und das, obwohl der zweimalige Olympia-Teilnehmer eigentlich gar keine Startberechtigung gehabt hatte. Da er in diesem Winter zuvor keinerlei Hallenwettkämpfe bestritten hatte, fehlte es ihm am nötigen Leistungsnachweis. Doch der Deutsche Leichtathletik-Verband ließ eines seiner Aushängeschilder nicht im Regen stehen und erteilte eine Sondergenehmigung. „Ich konnte wegen Achillessehnen-Problemen erst sehr spät mit meinem Aufbautraining beginnen und wusste nicht, wo ich leistungsmäßig stehe“, sagte Heinle. So kam er auch ziemlich holprig in die Konkurrenz. Erst im letzten Versuch gelang ihm die Wende: Mit 7,64 Metern übertraf er den bis dahin führenden amtierenden U-20-Europameister Oliver Koletzko (Wiesbadener LV) noch um zwei Zentimeter.

Hallen-WM kein Thema

„Zweiter wollte ich nicht werden. Schön, dass es noch geklappt hat“, sagte Heinle, der somit seinen zweiten nationalen Indoortitel gewann. Vor drei Jahren hatte er sich ebenfalls in Leipzig behauptet. Die aktuelle Hallensaison ist für ihn damit beendet, die Weltmeisterschaft in drei Wochen in Belgrad kein Thema. Heinle teilt sich seine Kräfte lieber anders ein. „Wir haben in diesem Jahr im Freien Europameisterschaften in München und Weltmeisterschaften in Eugene. Dafür brauche ich noch ein paar Körner, um die erforderlichen Qualifikationsweiten zu schaffen“, sagte er.

Knäsche gleichauf mit der Siegerin

Gespannt durfte man auf das Filder-Stabhochsprungduell zwischen einer Alteingesessen und einer Neu-Leinfeldenerin sein. Auf der einen Seite die frühere U-20-Vizeweltmeisterin Victoria von Eynatten, die nach langer Verletzungsmisere zuletzt immer besser in Form gekommen ist und es nun in Leipzig noch einmal wissen wollte. Auf der anderen Seite Anjuli Knäsche, die nach Beendigung ihrer Leistungssportkarriere inzwischen wieder Geschmack an Wettbewerben gefunden hat. „Ich habe wieder richtig viel Spaß und hatte so auf eine Medaille gehofft“, sagte die vor einem Jahr bei der LG Leinfelden-Echterdingen als Cheftrainerin eingestiegene Norddeutsche. Ihr Wunsch sollte in Erfüllung gehen. Mit 4,30 Metern stellte Knäsche ihre persönliche Jahresbestleistung ein, was den zweiten Platz bedeutete. Gold verfehlte sie nur knapp. Die Mannheimerin Jacqueline Otchere benötigte bei gleicher Höhe einen Versuch weniger.

„Die schönste Holzmedaille“

Letztlich zufrieden war auch von Eynatten mit ihrem vierten Rang (4,20 Meter). „Es ist für mich die schönste Holzmedaille meiner Karriere, die damit zu Ende ist“, sagte die 30-Jährige. Für die Vorstellung aller Athletinnen hatte sich die Leinfeldenerin, die für den TSV Bayer 04 Leverkusen startet, kurzzeitig ein Karnevalskostüm übergestreift. Mit einem Aufkleber „Danke Leszek“ dankte sie ihrem Trainer Leszek Klima und signalisierte ihren Abschied. Und das Publikum verstand. Es feuerte von Eynatten bei allen ihren Versuchen lautstark an, sodass bei jener am Ende Tränen der Rührung flossen.