Wo geht der Weg von Hürdenläufer Felix Franz noch hin? Foto: Pressefoto Baumann

Hürdenläufer Felix Franz aus Bietigheim wird immer wieder von Verletzungen und Krankheiten zurückgeworfen – aufgeben kommt aber nicht in Frage.

Stuttgart - „Nein ich geb nicht auf, auch wenn es noch härter kommt.“ Peter Maffays Liedzeile ist für den Hürdenläufer Felix Franz längst zum Programm geworden. Franz hat eine unheimliche Leidensgeschichte hinter sich, und er weiß noch nicht, wann sie zu Ende ist.

2014 war das Jahr des Felix Franz aus Bietigheim. Bei den Deutschen Meisterschaften holt er in Ulm mit einem fulminanten Spurt auf den letzten 100 Metern seinen ersten Titel über 400 Meter Hürden. Kniefall, Jubelpose, Hoffnungsträger – Franz könnte der Nachfolger von Harald Schmid auf dieser Strecke werden. Bei der anschließenden EM in Zürich stürmt der junge Mann mit 48,96 Sek. auf Platz fünf. Er ist der Aufsteiger des Jahres: Felix der Glückliche. Seine großen Ziele: eine 48er Zeit, ein Start bei den Olympischen Spielen in Rio. Zwölf Mal Training die Woche, viermal am Olympiastützpunkt in Stuttgart, der Rest in Bietigheim.

Auch neben der Bahn stehen Hürden

Doch dann stehen ihm die ersten Hürden abseits der Bahn an der Uni Stuttgart bei seinem Studium (Verfahrenstechnik) im Weg. Die duale Karriere bereitet Probleme, er erhält keine Unterstützung bei Prüfungen und Terminstreckungen für Trainingslager und Wettkämpfe. Noch schwerwiegender: es folgt ein Hürdenlauf mit der Gesundheit seines Körpers.

2015 ereilt ihn eine mysteriöse Magen-Darm-Geschichte: zehn Kilo Gewichtsabnahme, Substanzverlust – Franz bricht die Saison frühzeitig ab. Zu Beginn des Olympiajahres 2016 wieder Magen-Darm-Probleme, wieder Gewichtsverlust. Die Ärzte sind ratlos. „Als 400 Meter-Läufer brauchst du auf der Zielgeraden Sprintausdauer“, sagt Franz-Trainer Thomas Riegraf, „die kannst du so nicht aufbauen“. Felix Franz liegt im Bett statt auf der Bahn über die Hürden zu rennen. Mit nur zwei Wochen Training holt er dennoch seinen zweiten DM-Titel in Kassel. Ein Indiz für das Talent des jungen Hürdenläufers. Doch bei der EM in Amsterdam kommt im Vorlauf das Aus. Ein Muskelfaserriss in der Wade bringt danach das Olympia-Aus. Der Traum von Rio ist geplatzt. Franz’ Körper spielt nicht mit.

Leistungssport: Für Franz ein Ritt auf der Rassierklinge

Zu Beginn 2017 fährt er mit Bundestrainer Volker Beck ins vierwöchige Trainingslager nach Südafrika. Vorbereitung der WM-Saison mit dem Höhepunkt in London (4. bis 8 .August). Doch erneut melden sich Magen und Darm. Wieder acht Kilo Gewichtsabnahme und zwei Wochen Trainingsausfall. „Es ist schwer, unter diesen Voraussetzungen eine systematische Trainingssteuerung durchzuführen“, sagt Beck. Zurück von Potchefsdrom nach Bietigheim: Franz landet in der Notaufnahme des Krankenhauses. Der Verdacht auf Morbus Crohn bestätigt sich nicht. Letzte Woche erhält Felix Franz Post vom Arzt: ein Erreger ist gefunden, und damit die Lösung?

Er muss seinen Saisoneinstieg in Pliezhausen einen Tag vorher absagen. Leistungssport ist für Felix Franz ein Ritt auf der Rasierklinge geworden. Welche Belastungen hält sein Körper noch aus? Welche Ziele kann er erreichen? Am 8. und 9. Juli finden in Erfurt die nationalen Meisterschaften statt. „Ich werde meinen Titel nicht kampflos abgeben“, gibt sich der 24-Jährige kämpferisch. Wieder einmal.

Am vergangenen Samstag rannte Franz im altehrwürdigen Dantestadion in München mit 50,49 deutsche Jahresbestleistung. „Ich habe wieder Luft nach oben“, sagt er. Es ist beeindruckend: Felix Franz hat bei seinem Hürdenlauf auf und neben der Bahn trotz all der Rückschläge den Glauben an sich noch nicht verloren. Aber an die Weltmeisterschaften in London denkt er vorläufig noch nicht.