Mehrere Kriminaltechniker untersuchen das Mehrfamilienhaus in der Herner Sedanstraße, in der am Donnerstagabend eine männliche Leiche gefunden wurde. Foto: dpa

Zwei Tote und viele offene Fragen: Die Polizei hat begonnen, den mutmaßlichen Kindermörder von Herne zu verhören. Vor allem rätseln die Ermittler, um wen es sich bei dem zweiten Opfer handelt.

Herne - Nach seiner Festnahme hat der mutmaßliche Kindermörder von Herne, Marcel H., im Polizei-Verhör zu seinen Taten ausgesagt. „Er hat sich in der Nacht bei der Polizei zur Sache eingelassen“, sagte der Bochumer Oberstaatsanwalt Paul Jansen am Freitag. Zur Identität eines zweiten Opfers, das Einsatzkräfte in der Nacht in einer brennenden Wohnung gefunden hatten, äußerten sich die Ermittler zunächst nicht. „Wir wissen nur, dass es sich um einen männlichen Mitbürger unserer Stadt handelt, der noch relativ jung ist“, sagte der Herner Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD).

Keine Zweifel an der Identität des Täters

Der 19 Jahre alte Marcel H. war am Donnerstagabend nach drei Tagen auf der Flucht festgenommen worden. Mit den Worten „Ich bin der Gesuchte. Bitte rufen Sie die Polizei“, hat er sich nach Polizeiangaben in einem Imbiss in Herne gestellt. Den Ermittlern zufolge gibt es keine Zweifel, dass es sich bei ihm um den gesuchten Marcel H. handelt.

Er wird verdächtigt, den neunjährigen Jaden in Herne erstochen zu haben. Das Kind war am Montagabend im Keller des 19-jährigen Nachbarn gefunden worden. Bei seiner Festnahme gab er den Ermittlern den Hinweis zu dem Feuer in einem nahegelegenen Haus. In der brennenden Wohnung fanden die Fahnder dann die Leiche eines Mannes. In welchem Zusammenhang der zweite Tote und die Wohnung zu Marcel H. stehen, blieb zunächst unklar. Der Verdacht, es könnte noch ein weiteres Opfer geben, bestätigte sich zunächst nicht.

Spurensicherung am Fundort

Experten der Spurensicherung setzten am Freitagmorgen ihre Arbeit fort. In weißen Schutzanzügen und mit Mundschutz betraten Kriminaltechniker das Mehrfamilienhaus in der Sedanstraße, in dem nach dem Brand die Leiche gefunden wurde. Unterdessen untersuchten Gerichtsmediziner die Leiche des zweiten Opfers.

Die Straße vor dem Haus war durch die Polizei abgesperrt. Mehrere Kamerateams waren postiert. Passanten äußerten sich erleichtert darüber, dass der gesuchte mutmaßliche Kindermörder gefasst wurde. „Es hat uns alle betroffen“, sagte eine 40 Jahre alte Frau. Sie habe selbst zwei Kinder. In den vergangenen Tagen habe sie ihre Schicht umgelegt, um ihre 12 und 14 Jahre alten Kinder persönlich zur Schule begleiten zu können.

Trauerfeier am Donnerstag

Auch die Eltern des getöteten Jaden zeigten sich erleichtert. „Sie sind froh, dass er gefasst worden ist“, sagte der Anwalt der Familie, Reinhard Peters, der Deutschen Presse-Agentur. Die Festnahme helfe den Angehörigen, mit der Sache fertig zu werden. Nun stehe die Frage nach dem Warum im Vordergrund. „Die wollen verstehen, was da geschehen ist“, sagte Peters. Die Trauerfeier für Jaden werde voraussichtlich kommenden Donnerstag stattfinden. Einzelheiten seien aber noch offen.

Marcel H. sitzt nun in Bochum in Polizeigewahrsam. Im Laufe des Tages sollte er dem Haftrichter vorgeführt werden. Sein Motiv ist ebenso ungeklärt wie die näheren Umstände seiner tagelangen Flucht. Bei der Suche nach ihm hatte die Polizei mehr als 1400 Hinweise erhalten. Nach Angaben der Polizei hatte der 19-Jährige Fotos im Internet veröffentlich, die ihn blutverschmiert neben dem toten Jaden zeigen.