Der Mordprozess um den Tod der sechsfachen Mutter Hanaa S. neigt sich dem Ende zu (Archivbild). Foto: dpa

Im April 2015 verschwindet Hanaa S. aus Solingen. Ein Jahr später wird bei Bruchsal die Leiche der sechsfachen Mutter gefunden. Nun nähert sich der Prozess dem Ende. Auf der Anklagebank in Wuppertal sitzen fünf Angehörige der ermordeten Irakerin.

Wuppertal/Bruchsal - Der Mordprozess um den Tod der sechsfachen Mutter Hanaa S., deren Leiche im Juli bei Bruchsal gefunden worden war, neigt sich dem Ende zu. An diesem Dienstag will das Landgericht Wuppertal nach 92 Verhandlungstagen Verteidiger sowie Staatsanwalt um die Schlussvorträge bitten.

Fünf Angehörige der Ermordeten sitzen auf der Anklagebank. Sie sollen die Irakerin getötet haben, „um die Familienehre wieder herzustellen“, wie es in der Anklage heißt. Die 35-Jährige hatte sich von ihrem Mann getrennt. Der Prozess gegen die fünf Verwandten von Hanaa S. - darunter ihr Mann und ein Sohn - begann am 27. Juni 2016.

Erst nach 69 Verhandlungstagen hatte ein angeklagter Schwager der Ermordeten eine Mitverantwortung an dem Verbrechen eingeräumt. Der Prozess wurde unterbrochen, und der 26-Jährige führte die Ermittler zu einem Waldstück bei Bruchsal.

Bei den Ermittlungen geriet die Familie der Verschwundenen ins Visier

Nach tagelanger Suche auch mit Hubschraubern konnten dort die sterblichen Überreste des Opfers geborgen werden. Die Leiche war in einen Teppich gewickelt. Anhand der Zähne der Toten und einem Abgleich mit den Unterlagen ihres Zahnarztes ergab sich, dass es sich „mit großer Wahrscheinlichkeit“ um Hanaa S. handelt.

Die Polizei hatte schon direkt nach ihrem Verschwinden am 21. April 2015 mit großem Aufwand nach der sechsfachen Mutter gesucht. Einsatzhundertschaften, Polizeitaucher und eine Fliegerstaffel überprüften Gewässer und Waldstücke auch in Baden-Württemberg.

Bei den Ermittlungen geriet schnell die Familie der Verschwundenen ins Visier. Alle fünf Angeklagten sind Iraker: der Ehemann und der Sohn der Verschwundenen sowie zwei Brüder und eine Schwester des Ehemanns.

Nachdem die Leiche gefunden worden war, redeten nach und nach auch einige der anderen Angeklagten. Reinen Tisch machten sie mit ihren Einlassungen nicht. Sie wiesen sich eher gegenseitig die Schuld zu.