Die Bayern (in rot) haben unterm Korb alles im Griff. Foto: Baumann

Die Basketballer der MHP Riesen Ludwigsburg haben ihren Meister gefunden: Im Spitzenspiel verlor der Tabellendritte deutlich mit 73:90 gegen den Spitzenreiter – und neuen Meister?

Ludwigsburg - Ludwigsburgs Basketballer hatten sich am Samstagabend etwas Besonderes einfallen lassen und im Foyer der Halle das „MHP Riesen Kochbuch“ zum Kauf für einen guten Zweck angeboten, in dem die Spieler ihre Lieblingsrezepte notiert hatten. Nur eines hat dabei gefehlt – wie man Bayern München die Suppe versalzt. Aber wahrscheinlich wäre bei diesem Unterfangen selbst ein Improvisationstalent wie Spitzenkoch Tim Mälzer überfordert. Denn auch beim 18. Ligasieg nacheinander unterstrich der Tabellenführer, der das Duell beim Dritten locker und leicht mit 90:73 (43:32) gewann (fast genauso deutlich wie das Hinspiel Mitte Dezember/91:71), seine aktuelle Dominanz.

Also sprach Ludwigsburgs Spitzenkoch John Patrick von einer Kopie und Lehrstunde. Die war natürlich der individuellen Klasse des Bayern-Kaders geschuldet, dessen vier- bis fünffaches Budget sich ja irgendwo niederschlagen muss. Zum Beispiel in teilweise sehenswert herausgespielten Körben, vor allem von Center Devin Booker, an dessen Dunkings auch die Showtruppe Harlem Globetrotters ihre helle Freude gefunden hätte (treten übrigens am 26. April in Ludwigsburg auf), nicht aber Patrick. „Wir waren zu nervös“ – und hatten vielleicht auch zu viel Respekt.

Das hat sich gezeigt, als manche Spieler keine offenen Würfe nahmen, sondern lieber den schlechter postierten Nebenmann suchten. Ganz anders die Münchner, die immer wieder den freien Mann gesucht und gefunden haben.

29 Assists der Bayern

Die Statistik unterstrich das mit 29 Assists, das sind jene Pässe, die direkt zu Punkten führen. Bayern-Präsident und Basketballfan Uli Hoeneß, der unter den 4200 Zuschauern saß, hatte vor der Saison gesagt: „Wir schauen nicht so sehr auf den Etat, sondern dass wir eine gute Mannschaft zusammenstellen, und dann versuchen wir, das Geld dafür aufzutreiben. Das ist uns gelungen.“ Zum Beispiel auf der Schlüsselposition Spielmacher: Ex-NBA-Profi Jared Cunningham, der aus China kam, oder der Serbe Stefan Jovic (zuletzt Roter Stern Belgrad) haben auf Anhieb eingeschlagen – und in der Hinterhand haben sie auch noch einen Nationalspieler Anton Gavel oder den Ex-Tübinger Reggie Redding.

Von solchen Zuständen kann Patrick nur träumen. Der bisher so starke Thomas Walkup erwischte einen schwarzen Tag, und Kerron Johnson legte einen Egotrip aufs Parkett. In dessen Richtung dürfte Patricks Spitze gemünzt gewesen sein, der sagte: „Ich wünsche, dass wir uns manchmal etwas mehr wie Erwachsene präsentieren und nicht immer gleich meckern, wenn etwas nicht so läuft.“ Wie noch am Mittwoch bei der Galavorstellung gegen Ulm, die selbst Bayern-Coach Sascha Djordjevic („eine unglaubliche Leistung“) Respekt eingeflößt hatte – weil Djordjevic nach der Länderspielpause nicht genau wusste, wo sein Team steht. Ganz oben. Patrick: „Sie sind nicht umsonst die Nummer eins.“

Zeit für den Titel

Und wollen es bleiben, nachdem der Dauerrivale Bamberg zuletzt sieben der acht Titel (Ausnahme 2014) weggeschnappt hat – jetzt aber erst einmal um den Einzug in die Play-offs bangen muss. Bis dahin gehen noch zwei Monate ins Land, weshalb der Serbe sagt: „Die Saison hat gerade erst so richtig begonnen.“ Titel? Kein Thema: „Meine Philosophie ist: Das nächste Spiel ist immer das wichtigste in deinem Leben.“ Und das steht schon am Dienstag an, dann im Eurocup gegen das russische Spitzenteam aus Kasan, das wie die Bayern als Anwärter auf den Titel zählt. Sollten die Münchner den holen, wären sie für die lukrative Euroleague qualifiziert. Für Uli Hoeneß ist das ein mittelfristiges Ziel, spätestens wenn 2020/21 in München die neue 10 000-Mann-Halle steht. Wobei Djordjevic auch von der MHP-Arena angetan war. „Es ist eine der schwersten Aufgaben, in der Liga hier zu spielen, wenn nicht sogar die schwerste überhaupt.“

Doch selbst der Heimvorteil hat bei dieser Überlegenheit nichts genutzt, genauso wenig wie das Debüt des 2,03 Meter großen US-Amerikaners Josep Wiley, der sich erst an das neue Spielsystem und die Regeln in Europa gewöhnen muss. Vielleicht schon am Dienstag in Oldenburg, dann allerdings in der internationalen Champions League. Kleiner Trost am Rande: Während in der Liga die Bayern längst die Nase vorne haben, lag im europäischen Ranking Ludwigsburg zuletzt als Siebter noch zwei Plätze vor dem Rivalen – aber auch das könnte sich nach diesem Wochenende ändern.