Der Mangel an Lehrern hat mehrere Gründe. Foto: Gottfried Stoppel/Archiv

Laut Kultusministerium gibt es einen Mangel an Bewerbern, nicht an Stellen. Das hat mehrere Gründe.

Region Stuttgart - Die Gründe für den derzeitigen Lehrermangel liegen größtenteils in der Vergangenheit. „Die Fehlplanungen gab es bereits unter der CDU-FDP-Landesregierung bis 2011“, sagt Matthias Schneider, der Landesgeschäftsführer der GEW. „Schon damals wurden die Kapazitäten nicht erhöht.“ Zudem sind unter Grün-Rot von 2011 bis 2016 die Bedarfszahlen etwa für das Grundschullehramt laut Kultusministerium von 1.450 auf knapp 1.000 Studienanfängerplätze um ein Drittel reduziert worden.

Fehlplanungen wirken sich jetzt aus

Diese Fehleinschätzungen wirken sich jetzt aus: Weniger Absolventen auf der einen Seite stehen einer Pensionierungswelle auf der anderen Seite gegenüber. Hinzu kommt, dass viele junge Lehrerinnen durch Schwangerschaften längere Zeit ausfallen. Gleichzeitig sei der Bedarf an Lehrern etwa durch die Ganztagsschule,Inklusion und neue Schulkonzepte an Real- und Gemeinschaftsschulen gestiegen, erläutert der Göppinger Schulamtsleiter Jörg Hofrichter. Sein Fazit: „Wir müssen zukünftig sowohl mit quantitativer Unterdeckung rechnen als auch davon ausgehen, dass wir für Fachaufgaben auch Lehrkräfte heranziehen, die nicht originär hierfür qualifiziert sind – also können wir etwa für Inklusion nicht mehr nur auf Sonderpädagogen zurückgreifen.“

„So schnell wird es wohl keine deutliche Entspannung geben“, vermutet Angela Huber, die Schulamtsleiterin in Böblingen. Sie betont: „Die Unterrichtsversorgung hat allerhöchste Priorität und ist eine Daueraufgabe.“ Daran dürfte sich zunächst nichts ändern, obwohl die Landesregierung die Anzahl an Lehramtsstudienplätzen erhöht hat – im Grundschulbereich auf knapp 1500. Dass das nicht von heute auf morgen Wirkung zeigt, weiß man auch im Kultusministerium: Bis die angehenden Lehrer ihre Ausbildung abgeschlossen haben, vergehen fünf bis sechs Jahre. Die GEW bezweifelt, dass die Aufstockung angesichts steigender Geburtenzahlen ausreicht. Bei derzeit sprudelnden Steuereinnahmen könne mehr getan werden, fordert sie.