Gretchenfrage: Wie wird die Unterrichtsversorgung besser, wenn man neue Lehrer nicht backen kann? Foto: Picture Alliance / dpa/Arno Burgi

Auch im Land grassiert der Lehrermangel an Schulen. Kultusministerin Schopper will ihn lindern. Bei der GEW hat sie versprochen: Sie will ohne Daumenschrauben auskommen.

Trotz Lehrermangels behält das Land die Chancen auf Teilzeitbeschäftigung im Schuldienst uneingeschränkt bei. „Wir werden die Möglichkeit zur Teilzeitbeschäftigung von Lehrkräften zugunsten von Eltern- und Pflegezeit nicht ändern“, sagte Kultusministerin Theresa Schopper bei einer Schulleitertagung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Das gelte, obwohl das Recht von Lehrkräften auf substanzielle Arbeitszeitreduktion bis zum 18. Lebensjahr eines Kindes „komfortabel“ sei, so die Ministerin. Auch an der „unterhälftigen Teilzeit“ – wenn Lehrer weniger als die Hälfte ihres Deputats unterrichten – werde nicht gerüttelt. Dazu wäre laut Schopper eine Novellierung des Beamtenrechts erforderlich. Dies plane die Landesregierung nicht.

Schopper verspricht Vorgehen mit Augenmaß

An diesem Punkt können die rund 130 000 Lehrer im Südwesten mit einer Art Bestandsgarantie in die Debatte über Wege aus der Personalnot an Schulen starten. Schopper erklärte, dass ihr Haus aktuell ein Maßnahmenpaket schnürt, um die Lehrer- und Unterrichtsversorgung zu verbessern. Sie wisse, dass die Arbeit an Schulen „nicht auf der halben Arschbacke“ zu erledigen sei, sagte Schopper. Deshalb werde sie differenziert mit den Empfehlungen der Wissenschaftskommission SWK umgehen, die den Kultusministern Einschränkung bei der Teilzeit als wichtigsten Hebel zur Linderung der Personalnot empfohlen hat.

Was ihre eigenen Pläne angeht, ließ Schopper sich mit wenige in die Karten schauen. Sie habe sich gegen Deputatserhöhungen an Grundschulen und größere Klassen ausgesprochen, betonte sie. Um die Situation in der Sonderpädagogik zu verbessern, solle der Direkteinstieg für Interessenten ohne einschlägiges Studium ausgebaut werden. Eine klare Absage erteilte sie Forderungen, den Gymnasiasten eine fortwährende Wechselmöglichkeit zwischen G 8 und G 9 zu ermöglichen. Dies sei ein „Ressourcenfresser, den wir auf keinen Fall machen“.

„Holland in Not“ – durch Schwangerschaften

Kurzfristige Entlastung versprach Schopper, wenn die Corona-Einschränkungen für schwangere Lehrerinnen wegfallen. Pro Schuljahr hätten in der Pandemie allein deshalb 8000 Lehrerinnen gefehlt. „Wenn freitags der Schwangerschaftstest positiv war, war die Kollegin montags nicht mehr in der Schule. Da war bei Ihnen natürlich Holland in Not“, sagte sie an die Schulleiter gewandt. Dass das ab sofort gilt, sagte Schopper nicht. Wie unsere Redaktion erfahren hat, informierte ihr Amtschef Daniel Hager-Mann die Schulen am Freitag darüber. „Ab sofort können Schwangere und vulnerable Lehrkräfte grundsätzlich wieder ohne besondere Schutzmaßnahmen hinsichtlich des Corona-Virus im Präsenzunterricht eingesetzt werden“, heißt es in seinem Brief.

„Ich finde es gut und richtig, dass wir jetzt den letzten Schritt zur Normalität bei den schwangeren Lehrerinnen gehen“, betonte Theresa Schopper gegenüber unserer Redaktion. „Denn das Infektionsrisiko in einer Schulklasse ist grundsätzlich nicht höher als im Supermarkt oder bei einer Veranstaltung. Deshalb brauchen wir auch keine Sonderregelungen für die Schule mehr.“ Es bleibe natürlich weiter dabei, dass „jede und jeder, der oder die möchte, weiterhin eine Maske tragen“ dürfe, um sich zu schützen.