Am Samstag gingen wegen des Bildungsplans in Stuttgart wieder Hunderte auf die Straße. Foto: FRIEBE|PR/ Simon Adomat

Das Arbeitspapier hat heftige Kritik ausgelöst: Das Thema „Sexuelle Vielfalt“ sollte nach Plänen der Landesregierung stärker in den Bildungsplänen verankert werden. Die Lehrergewerkschaft würde die Einführung gerne verschieben.

Das Arbeitspapier hat heftige Kritik ausgelöst: Das Thema „Sexuelle Vielfalt“ sollte nach Plänen der Landesregierung stärker in den Bildungsplänen verankert werden. Die Lehrergewerkschaft würde die Einführung gerne verschieben.

Stuttgart - Die Lehrergewerkschaft GEW sieht die geforderte Aufnahme von Kompetenzen zur Akzeptanz sexueller Vielfalt in die Leitprinzipien des Bildungsplans als „misslungen“ an. Das habe auch die öffentliche Diskussion gezeigt, heißt es in einer Stellungnahme zur Bildungsplanreform 2015.

Stattdessen sei die Integration des Themas unter einem neuen Leitprinzip wie „Anerkennung gesellschaftlicher und kultureller Diversität“ dringend zu empfehlen, heißt es darin weiter. Zuvor hatte die „Stuttgarter Zeitung“ darüber berichtet.

Das Kultusministerium, das aktuell Stellungnahmen von den Mitgliedern eines Beirats zur Weiterentwicklung der Bildungspläne eingefordert hatte, wollte das GEW-Papier nicht inhaltlich kommentieren. Alle Stellungnahmen würden zunächst ausgewertet. „Bei der Bildungsplanreform ist uns das Wissen und die Meinung von Experten sehr wichtig, wir sind hier im ständigen Austausch“, betonte eine Sprecherin. Der Beirat trifft sich das nächste Mal im Mai.

CDU: GEW "kommt zur Vernunft"

Die CDU erklärte, sie begrüße es, „dass die GEW zur Vernunft kommt“, wie der bildungspolitische Sprecher der Landtagsfraktion Georg Wacker verlauten ließ. Er forderte Kultusminister Andreas Stoch (SPD) auf, sich von seiner „Leitprinzip-Ideologie“ zu verabschieden.

GEW-Landeschefin Doro Moritz betonte, dass die Gewerkschaft schon in einer ersten Reaktion vor einem Jahr darauf hingewiesen hatte, dass die Leitprinzipien zu unkonkret seien. Es fehlte zum Beispiel der Aspekt Demokratie- und Friedenserziehung, sagte sie der dpa. Auch das Thema gesellschaftliche Vielfalt sollte breiter angelegt werden, damit auch Migranten und Behinderte erfasst würden. Die neue Stellungnahme sei daher kein Rückzieher, betonte Moritz.

"Enge Zeitplan lässt gehaltvolle Debatte kaum zu"

Sie bekräftigte außerdem die Forderung, den Zeitplan zur Einführung der Bildungspläne um ein Jahr zu verschieben. „Angesichts der zahlreichen ungeklärten Fragen und offenen Punkte ist eine vertiefte Diskussion mit den Beteiligten unbedingt erforderlich“, heißt es dazu in der Stellungnahme. „Der bislang vorgesehene sehr enge Zeitplan lässt eine gehaltvolle Debatte jedoch kaum zu.“

Unterdessen ist in dieser Woche eine Gegenpetition zu einer Petition gegen die geplante Bildungsplanreform abgelaufen. Rund 92.000 Unterstützer zeichneten diese Gegenpetition, 100.000 waren angestrebt worden. Zudem gibt es eine weitere Gegenpetition, die bis Freitagmittag fast 140.000 Unterstützer gefunden hatte. Die ursprüngliche Petition „Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens“ hatten bis zum Ablauf der Frist etwa 192.000 Menschen unterzeichnet.