Eine gute Vorbereitung erleichtert den Unterricht. Foto: dpa

In der Region Stuttgart machen sich fünf Hochschulen zusammen auf den Weg, die Lehrerbildung zu verbessern.

Stuttgart - Viele Lehramtsstudenten erleben beim Wechsel vom Studium in den Beruf einen Praxisschock. Auf die unzähligen fachlichen und pädagogischen Aufgaben, die sie dort erwarten, fühlen sie sich durch das Studium oft nicht ausreichend vorbereitet: Wie lässt sich Unterricht so gestalten, dass sich die Schüler nicht langweilen? Was können sie tun, damit Schüler nicht über-, aber auch nicht unterfordert sind? Wie sollen sie reagieren, wenn Schüler den Unterricht stören oder Eltern sich beklagen?

Um angehende Lehrer besser auf die Anforderungen an den Schulen vorzubereiten, wollen nun fünf Hochschulen in der Region Stuttgart eine gemeinsame Einrichtung schaffen, an der die Lehrerbildung im Zentrum steht: Die Professional School of Education (PSE) soll möglich machen, was keine der Hochschulen alleine schaffen könnte. Beteiligt sind die Universitäten Stuttgart und Hohenheim, die Pädagogische Hochschule (PH) Ludwigsburg, die Kunstakademie und die Musikhochschule Stuttgart.

„Es ist wichtig für die wirtschaftsstarke Region Stuttgart, für eine Lehrerausbildung zu sorgen, die Menschen bestmöglich in die Lage versetzt, zukunftsfähigen, hochwertigen Unterricht zu halten und zu erhalten“, sagte Wolfram Ressel, Rektor der Universität Stuttgart am Montag bei der Auftaktveranstaltung in Stuttgart.

Hochschulen setzen auf Kooperation

Martin Fix, Rektor der PH Ludwigsburg erklärte, die Hochschulen wollten in die neue Einrichtung ihre jeweiligen Stärken einbringen – zugunsten der Studierenden und zukünftigen Lehrkräfte. „Sie können professionsorientierte Angebote machen, die bisher durch die Trennung in zwei Kulturen der Lehrerbildung jeweils nur für die eine oder andere Seite vorhanden waren.“ Dabei müssten auch Vorurteile und Konkurrenz überwunden werden.

An den Universitäten spielt vor allem die wissenschaftliche Ausbildung in den einzelnen Fächern eine Rolle, besondere Veranstaltungen für Lehramtsstudenten sind eher die Ausnahme. An den Pädagogischen Hochschulen liegt der Schwerpunkt auf Bildungswissenschaften und Fachdidaktik – für die einzelnen Fächer stehen den Studierenden weniger Zeit und Angebote zur Verfügung. Das soll sich ändern.

Mit der neuen Einrichtung entstehe in der Region Stuttgart ein starker Ort für die Lehrerbildung, lobte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne). „Künftige Lehrer werden davon profitieren, dass hier die Lehrerbildung als Ganzes verantwortet, beforscht und weiterentwickelt wird.“ Das ermögliche, die Lehrer fachlich und pädagogisch besser zu qualifizieren und sei ein Signal für die hohe Wertschätzung des Lehrerberufs. Die Beteiligung von fünf Hochschulen sei „einzigartig“.

Untersütung durch Qualitatsoffensive Lehrerbildung

Unterstützt wird die neue Einrichtung durch die Qualitätsinitiative Lehrerbildung, die Bund und Länder im Jahr 2013 ins Leben gerufen haben. Fünf Millionen Euro werden in den nächsten Jahren nach Stuttgart fließen. Das Land werde den beteiligten Hochschulen weitere 25 Prozent zur Verfügung stellen, sagte Bauer weiter. Im April soll in Stuttgart die Geschäftsstelle eröffnet werden und ersten Projekte – etwa eine bessere Praxisbegleitung von Lehramtsstudenten starten.

Die neue Lehrerbildungseinrichtung setzt auf vier Schwerpunkte: Lehramtsstudenten sollen in Zukunft früher und intensiver mit der Schulpraxis in Berührung kommen. Sie sollen beispielsweise eher als bisher in ihren Fächern eine eigene Unterrichtsstunde vorbereiten und vor einer Klasse stehen. Damit könnten sie rechtzeitig herausfinden, ob der Lehrerberuf für sie der richtige ist. Zudem sollen durch neue Angebote die so genannten Mint-Fächer – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – für Studenten attraktiver werden.

Integration ermöglichen

Lernen sollen die angehenden Lehrer auch, wie sie der wachsenden Vielfalt in den Klassen gerecht werden. Zu den künftigen Herausforderungen aller Schulen gehört unter anderem, Flüchtlingskinder undKinder mit Behinderungen zu integrieren. Die neuen Projekte sollen wissenschaftlich begleitet und auf ihre Qualität überprüft werden.

Die Lehrer müssten ihre Schüler befähigen, „sich in einer rasant wandelnden Welt kritisch zu orientieren“, sagte Cathleen Kantner, Prorektorin der Uni Stuttgart. Diese Ziele müssten unabhängig von der sozialen Herkunft der Schüler erreicht werden. Das schafften nur Lehrer, die fachlich und bildungswissenschaftlich exzellent qualifiziert seien.