Was würde es für den Schulbetrieb bedeuten, wenn es erneut zu einer Pandemie käme? Foto: picture alliance/dpa/Uli Deck

Kinder und Eltern haben unter den Schulschließungen in der Corona-Zeit schwer leiden müssen. Doch wie wären die Schulen vorbereitet, wenn es erneut zu einer Pandemie käme? Schlecht, sagen Lehrerverbände. Und sie nennen zahlreiche Gründe.

Lehrerverbände warnen, Schulen wären für den Fall einer erneuten Pandemie nicht ausreichend vorbereitet, und werfen der Politik Verantwortungslosigkeit vor. Alle seien froh, dass die Coronapandemie vorbei sei und Präsenzunterricht nicht mehr infrage stehe, sagte der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, unserer Redaktion. „Die Politik macht allerdings den Fehler, sich nun wieder zum Nichtstun verleiten zu lassen“, fügte er hinzu. Meidinger betonte: „Auf eine künftige Pandemie, die niemand ausschließen kann, wären die Schulen erneut höchst unzureichend vorbereitet.“ Er kritisierte: „Die politisch Verantwortlichen tun nichts, um etwas daran zu ändern. Das ist verantwortungslos.“

Probleme mit Digitalisierung

Auch der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, sagte unserer Redaktion: „Für uns ist nicht erkennbar, dass die Politik aus den Fehlern der vergangenen Jahre gelernt hat.“ Schulen seien weiterhin nicht auf vergleichbare Szenarien vorbereitet. „Ein zweites Corona würde das Bildungssystem derzeit erneut mit voller Härte treffen“, sagte Brand.

„Wenn die Schulen erneut schließen oder ihren Betrieb einschränken müssten, gäbe es ähnliche Probleme mit Digital- und Hybridunterricht wie beim letzten Mal“, führte Meidinger aus. Die Digitalisierung an deutschen Schulen stocke weiter, das Ziel, überall auf schnelles Internet, gut funktionierende Videokonferenzsysteme und Lernplattformen zurückgreifen zu können, sei längst nicht erreicht. „An den meisten Schulen fehlt eine professionelle IT-Betreuung“, bemängelte er. „Kein Land traut sich, bei Schulausfall in Folge von extremem Schneefall, Stürmen oder Streiks von Verkehrsbetrieben flächendeckend Fernunterricht anzuordnen“, sagte Meidinger. Denn alle wüssten genau, dass dies vielerorts nicht funktionieren würde.

Wie schnell könnte entschieden werden?

Auch bei den Entscheidungsstrukturen sei Deutschland kein Stück vorangekommen, sagte der Präsident des Lehrerverbandes. „Wenn es erneut zu einer Pandemie kommen sollte, gäbe es wieder kein funktionierendes Krisenmanagement. Jedes Land würde wieder sein eigenes Ding machen“, sagte er. „Entscheidungen würden erneut viel zu lange dauern.“ Es sei die ganze Corona-Pandemie hindurch nicht gelungen, dass sich alle Länder auf einen einheitlichen Stufenplan geeinigt hätten, wie vorzugehen sei. „Man hat aus Corona nichts gelernt“, sagte Meidinger.

Auch VBE-Chef Brand betonte, einen bundeseinheitlichen Stufenplan zum Umgang mit einem potenziellen Infektionsgeschehen forderten die Lehrkräfte schon lange vergeblich. „Bauliche Anpassungen für eine möglichst sichere Begegnung, wie beispielsweise der Einbau von Luftfiltern, wurden in der Regel nicht vorgenommen“, fügte er hinzu. Digitale Ausweichmöglichkeiten für den Ernstfall seien weiterhin unausgegoren.

„Alle an Schule Beteiligten wollen Präsenzunterricht ermöglichen, soweit es irgendwie geht“, sagte Brand. „Wenn die Politik es mit ihrem Bekenntnis zu offenen Schulen ernst meint, muss sie Schulen auch für Krisenzeiten fit machen.“