Foto: AP

Am Montag widersprach die CDU-Chefin Forderungen aus der Union, als Lehre aus dem "Superwahlsonntag" das Wirtschaftsprofil zu schärfen und sich klarer zur FDP zu bekennen.

Berlin - Trotz der schweren Unionsverluste hält Kanzlerin Angela Merkel an ihrer Strategie im Bundestagswahlkampf unbeirrt fest. Im Einklang mit der Parteispitze widersprach die CDU-Chefin am Montag Forderungen aus ihrer Partei und der CSU, als Lehre aus dem "Superwahlsonntag" das Wirtschaftsprofil zu schärfen und sich klarer zur FDP zu bekennen. CSU-Chef Horst Seehofer verlangte jedoch "Vollgas" in den verbleibenden vier Wochen des Bundestagswahlkampfs. Ungeachtet ihrer Wahlschlappen erhoben die CDU-Ministerpräsidenten von Thüringen und dem Saarland, Dieter Althaus und Peter Müller, Anspruch auf die Bildung einer Regierung unter ihrer Führung.

Angesichts der Niederlagen in Thüringen und dem Saarland hatten zahlreiche Unionspolitiker Konsequenzen für die heiße Wahlkampfphase verlangt. Der Chef der Mittelstandsunion, Josef Schlarmann, bezeichnete in der "Financial Times Deutschland" Merkels bisherigen Wahlkampf als "inhaltlich profillos". Er verlangte ein "klares Wachstumskonzept". Kritik kam auch vom CSU-Präsidiumsmitglied Manfred Weber in der "Berliner Zeitung": "Merkel muss jetzt mehr zuspitzen und unsere inhaltlichen Positionen deutlicher machen." Der CDU-Präside Philipp Mißfelder mahnte in der "Leipziger Volkszeitung" ein klares Bekenntnis zur FDP als "Exklusiv-Koalitionspartner" an.

Nach dpa-Informationen kritisierte Merkel Schlarmann in der Sitzung namentlich und verlangte Geschlossenheit. Nach dem Treffen sagte sie, im Präsidium hätten die Teilnehmer übereingestimmt, "dass wir vollkommen richtig liegen". "Wir waren uns vollkommen einig." Sie verwies auf das im Juni beschlossene Wahlprogramm. Das müsse man nicht jeden Tag ergänzen. Darin enthalten sei auch eine Koalitionsaussage zu Gunsten der FDP. Auch an ihrem persönlichen Stil will sie nichts ändern. "Ich werde nicht in Lagern denken, sondern um die Menschen werben. Deshalb werde ich auch nicht aggressiver werden, sondern Argumente vorbringen."

Merkel ließ erkennen, dass sie - anders als von Teilen der CSU empfohlen - auch nicht die Warnung vor einem rot-rot-grünen Bündnis im Sinne einer Rote-Socken-Kampagne in den Mittelpunkt stellen werde. Sie kündigte aber an, die Union vor allem als Garant der Stabilität darzustellen. "Der gestrige Tag hat verdeutlicht, was Deutschland braucht: klare und stabile Verhältnisse". In einem Punkt zeigte sich Merkel nachdenklich. Das Erstarken der Linkspartei im Saarland führte sie auch darauf zurück, dass die Bürger nach mehr Gerechtigkeit verlangten. Sie kündigte an, deshalb vor allem gegen überzogene Bonus-Zahlungen für Manager vorgehen zu wollen.

CSU-Chef Horst Seehofer zog aus dem Sonntag das Fazit, dass "die Bundestagswahl noch längst nicht gewonnen ist". Man werde "mit Besonnenheit, aber mit Vollgas in die letzten vier Wochen gehen". Die Union müsse im Wahlkampf-Endspurt "ein klares inhaltliches Profil" zeigen. "Arbeitsplätze, soziale Gerechtigkeit und Bürgernähe - die drei Dinge werden jetzt in den nächsten vier Wochen verschärft", sagte Seehofer.

Althaus und Müller schlossen aus, dass die Art der Wahlkampfführung der Bundespartei zu ihren Verlusten geführt hat. Sie kündigten an, in ihren Ländern Sondierungsgespräche zu führen. Althaus will mit der SPD reden, Müller mit FDP und Grünen, aber auch mit den Sozialdemokraten. Merkel lehnte eine Diskussion über die Führungsposition von Althaus in Thüringen ab. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich, einziger CDU-Wahlsieger am Sonntag, will in seinem Bundesland mit FDP und SPD verhandeln.