Im Oktober 2016 verlegte der Künstler Gunter Demnig an der Ruppmannstraße in Stuttgart-Vaihingen einen Stolperstein für Nikolaus Tschermuk. Foto: Sandra Hintermayr

Nur wer seine Geschichte kennt, kann Lehren aus ihr ziehen und Bestehendes schätzen lernen. Wer weiß, von wem und wie den Nazis die Herrschaft serviert wurde, kann gegenwärtige Gefahren besser einschätzen, findet der Journalist Götz Schultheiss.

Vaihingen/Möhringen - In den 1990er Jahren fragte eine Studentin den Sozialhistoriker Eric Hobsbawm (1917-2012): „Wenn Sie hier vom Zweiten Weltkrieg reden, kann man dann davon ausgehen, dass es einen Ersten gegeben hat?“ Diese Frage hat den Briten jüdischer Herkunft, der 1933 als 16-Jähriger in Berlin erleben musste, wie Konservative und Liberale den Nazis die Macht servierten, tief bewegt. „Wir leben in einer geschichtslosen Zeit“, stellte er in der Einleitung zu seinem Werk „Das Zeitalter der Extreme – das kurze 20. Jahrhundert“ fest. Nun lauern als Rechtspopulisten verniedlichte Faschisten nicht nur in Deutschland auf ihre Chance, erneut an die Macht zu kommen. Ihre Werkzeuge sind als alternative Fakten stilisierte Lügen. Von Begriffen wie „Umvolkung“ oder „Fliegenschiss“ ist es nicht mehr weit zum Ausdruck „Ballastexistenzen“ (siehe: „Kindermord durch Vernachlässigung“).