Autor Lieven L. Litaer steht in seinem Haus im saarländischen Dudweiler vor einer selbstgebauten Raumschiff-Kulisse. Litaer hat das erste Klingonisch-Lehrbuch für Anfänger verfasst. Foto: dpa

Klingonisch? Gibt es so eine Sprache? Ja, und sie wird sogar gesprochen – wenn auch nur von wenigen. Damit sich das ändert, hat ein saarländischer „Star-Trek“-Fan ein Klingonisch-Lehrbuch erstellt.

Saarbrücken - Wenn Sie in der Kneipe oder nachts auf der Straße von einem hühnenhaften Typen mit dicken Stirnwülsten, extrem buschigen Augenbrauen und ungepflegter Langhaar-Zottel-Friseur in einem unverständlichen Kauderwelsch angequatscht werden, sollten Sie Vorsicht walten lassen. Es könnte sich um einen Klingonen handeln, der Sie fragt: „NuqneH“ – „Was willst Du?“ Wenn Sie nicht antworten, kommt sofort hinterher: „BIjeghbe’chugh vaj bIHegh“ („Ergib Dich oder stirb!“)

„IwlIj jachjaj!“ – „Möge dein Blut brennen!“

Klingonen sind Abkömmlinge einer intergalaktischen Kriegerrasse, nicht sehr redselig, dafür aber umso reizbarer. Ihre Sprache ist direkt und wüst, Höflichkeitsfloskeln und Small Talk sind ihnen fremd. Für unbedarfte Passanten könnte es deshalb überlebenswichtig sein, dass sie die einfachsten Vokabeln der Diktion des Klingonischen Imperiums beherrschen. Auch wenn man damit noch längst nicht zu fließenden Dialogen befähig ist.

Wenn Klingonen gut drauf sind, werden sie mit Ihnen vielleicht einen heben und einen Trinkspruch zum Besten geben: „IwlIj jachjaj!“ – „Möge dein Blut brennen!“ Vielleicht muss der Klingone auch mal: „NuqDaq ‚oH puchpa’ ‚e’“ – „Wo ist das Klo?“ Wenn Sie eine Frau sein sollten und den Hühnen erotisch kalt lassen, wird ihm das ein „BbIrchoH SuvwI’ ‚Iw“ – „Das Blut des Kriegers bleibt kalt“ – entlocken.

Sprache aus dem „Star-Trek“-Universum

Zugegeben. Besonders häufig dürfte man nicht in eine solche Situation kommen. Wenn doch, kann Lieven L. Litaer helfen. Der 36-Jährige aus dem Saarland gibt schon seit Jahren Klingonisch-Kurse. Nun hat er ein Lehrbuch der fiktiven Sprache aus dem „Star Trek“-Universum rund um das Raumschiff Enterprise verfasst. Der 13. Kinofilm „Star Trek Beyond“ läuft momentan in den Kinos.

Seit nunmehr 50 Jahren existiert das faszinierende „Star-Trek“-Paralleluniverum mit zahllosen TV-Serien und Kinofilmen. 1966 startete die legendäre Science-Fiction-Serie „Raumschiff Enterprise“ (englisch: „Star Trek“), die bis 1969 in den USA gedreht wurde. Die Geschichte beginnt im 23. Jahrhundert, zu einer Zeit, als die Menschheit den Dritten Weltkrieg überlebt und sich in friedlicher Koexistenz mit außerirdischen Lebensformen zur „Vereinigten Föderation der Planeten“.

Wären da nicht die Klingonen, eine humanoide Krieger-Rasse vom Planeten „Qo’noS (gesprochen: „Kronos“) mit einer langen, blutigen Geschichte. Sie sind zu dieser Sternzeit die erbittersten Feinde der Menschheit, die immer wieder Krieg gegen die Erdenbewohner führen.

Ein Belgier und die Liebe zu „Star Trek“

Den gebürtigen Belgier Litaer packte die Liebe zu „Star Trek“ und den Klingonen im Alter von elf Jahren. Er stieß beim Zappen durch die Fernsehprogramme auf die Serie. „Durch Zufall habe ich dann die erste Sequenz der allerersten Folge von „Star Trek – The next Generation“ gesehen“, erzählt er. Schon vier Jahre später lernte er erste Grundlagen des Klingonischen, seit 2001 bietet er neben seiner hauptberuflichen Arbeit als Architekt Klingonisch-Sprachkurse an. Die gibt es auch auf der Videoplattform YouTube, wo Litaer als Klingone im Anzug Unterricht hält.

Im Internet und auf dem Buchmarkt gibt es mehrere Angebote, die beim Klingonisch-Lernen helfen, darunter eine Hamlet-Ausgabe. Dazu gehört auch ein Wörterbuch, Litaer hat es vor einigen Jahren überarbeitet. Sein neues Buch „Klingonisch für Einsteiger“ ist wie ein Lehrbuch mit zehn Lektionen aufgebaut, sagt der 36-Jährige. Geübt werden können Begrüßungen, es geht um Situationen in Restaurants oder auf einer Kneipentour. „Als Rahmenhandlung wird die Geschichte eines jungen Sternenflotten-Offiziers erzählt, der auf der klingonischen Heimatwelt Urlaub macht“, sagt Litaer. Im Herbst dieses Jahres soll das Buch auf den Markt kommen.

„Klingonen reden nicht um heißen Brei“

„Die Klingonen sind sehr direkt und reden nicht um den heißen Brei“, erklärt Litaer. Sie begrüßten sich mit dem bereits erwähnten schlichten „nugneH“ – „Was willst du?“. Verabschiedet wird sich mit einem kurzen „Qapla“, man wünscht sich so „Erfolg“. „Klingonisch darf man nicht zögerlich sprechen“, betont Litaer. „Man muss es bellen, es muss direkt und laut sein.“

Spaß an der Sprache haben vor allem „Star Trek“-Fans – und die Gemeinde klingonisch-sprachiger Erdlinge wächst. Litaer schätzt, dass weltweit mehrere Hundert Menschen annehmbar Klingonisch sprechen können, 30 beherrschten es perfekt. Interessiert sind auch Sprachwissenschaftler. Schließlich war es der US-Linguist Marc Okrand, der Klingonisch 1984 schuf. Litaer sagt, Klingonisch ähnele keiner anderen Sprache, klinge sehr ungewöhnlich.

Nicht schwerer zu erlernen als Ungarisch oder Türkisch

Cyril Brosch, Linguist an der Universität Leipzig, überzeugt das nicht ganz. „Unter der Haube sind da viele englische Strukturen vorhanden“, sagt er über das Klingonische. Auch spiele die Sprache in der Linguistik keine allzu große Rolle. „Ich weiß aber von zwei Fällen, wo Klingonisch didaktisch in der Linguistik verwendet wurde.“ Man könne damit sprachliche Phänomene anhand einer „coolen“ und in ihrer Form regelmäßigen Sprache zeigen.

Linguist Brosch hält Klingonisch-Lernen grundsätzlich für durchaus machbar. Er sagt: „Für einen Europäer sollte Klingonisch nicht schwerer zu erlernen sein als Ungarisch oder Türkisch, mangels Unregelmäßigkeiten wahrscheinlich sogar einfacher.“

Die Klingonische Sprache

„TlhIngan Hol“ – die klingonische Sprache auf Klingonisch

Das Klingonische ist eine fiktive Sprache, die im ersten „Star Trek“-Film 1979 das Licht der Welt erblickte. Damals war es nur ein Raunzen und Grunzen, elf kurze Sätze. Doch seit der amerikanische Sprachwissenschaftler Marc Okrand 1984 im Auftrag von Paramount „tlhIngan Hol““, (die klingonische Sprache auf Klingonisch) ein linguistisches Paralleluniversum mit einem Wortschatz von 1700 Grundwörtern und 3000 Begriffen erfand, ist Klingonisch eine gesprochene fiktionale Sprache.

Es existiert ein eigenes Alpahabet, das auf „Hol“, der Sprache der Vorfahren beruht. Schriftzeichen (Klinzhai), Wörterbücher, Übersetzungsplattformen und sogar ein „Klingon Language Institute“ (KLI), das 1992 in Flourtown (US-Bundesstaat Pennsylvania) gegründet wurde. 1999 wurde Klingonisch in die Liste der „Internet Assigned Numbers Authority“ (ICANN, einer Organisation mit Sitz in Los Angeles, die Namen und Adressen im Internet vergibt) mit dem Kürzel „i-klingon“ eingetragen.

„Qo’noS ta’puq, Hamlet lotlut“ – Shakespeares Hamlet auf Klingonisch

Seit 2004 ist Klingonisch unter dem Sprachcode „tlh“ eine offiziell archivierte Sprache in der „Library of Congress“ (der Forschungsbibliothek des Kongresses der Vereinigten Staaten, der größten Bibliothek der Welt). An deutschen Universitäten bieten Linguistik-Professoren Klingonisch-Seminare an.

Besonders eindrucksvoll ist das „Kriegslied“ der Klingonen. Das KLI hat berühmte Werke von William Shakespeare wie „Hamlet“ (Qo’noS ta’puq, Hamlet lotlut) und „Viel Lärm um Nichts“ (aghmo’ tIn mISins) ins Klingonische transkribiert.Auch der Klassiker der chinesischen Weisheit „Daodejing“ des chinesischen Philosophen Laotse aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus und das sumerische Gilgamesch-Epos wurden übersetzt.

„Sie werden Shakespeare erst richtig genießen, wenn sie ihn im klingonischen Original lesen“, wird der verdutze Captain Kirk in dem Kinofilm „Star Trek VI - Das unentdeckte Land“ von dem Klingonen-General Chang belehrt. „To be, or not to be, that is the question“ – „Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage“ – heißt es in der berühmten Ersten Szene des Dritten Akts, in dem Hamlet , Prinz von Dänemark, diese unsterblichen Worte.

Noch schöner als das Original ist wohl nur die klingonische Adaption: „TaH pagh taHbe’. TaH pagh taHbe’. DaH mu’tlheghvam vIqelnIS.“

Mit Material von dpa http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.star-trek-star-william-shatner-captain-kirk-wird-85.e1aa23c3-6fb2-49d8-8f7c-b8a670827d3b.html

http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.filmkritik-star-trek-beyond-sie-werden-sich-selbst-immer-aehnlicher.de40b98f-032d-4cb0-a8e7-5ae5f1796b5b.html