Das Nippen am Meisterkelch wurde ersetzt mit einer Dose Energy Drink für jeden der 241 jungen Gesellinnen und Gesellen. Foto: Michael Frick

Das Handwerk im Kreis Böblingen freut sich über 241 junge Gesellinnen und Gesellen: Ein leichter Anstieg gegen den Landestrend.

Das Geräusch hatte was: Als Kreishandwerksmeister Wolfgang Gastel am Montagabend die 241 jungen Gesellinnen und Gesellen in der Stadthalle Leonberg zur Freisprechung auf die Bühne bat, gab es für jeden neben einer Portion Selbstbewusstsein auch eine Dose Energy Drink. Am Ende seiner Rede durften die Nachwuchs-Handwerker sie aufmachen: Klack-Klick-Klack-Klack-Klack. „Das ist der Ersatz für den Schluck aus dem Meisterkelch, den es vor Corona noch gab“, sagte Gastel. Damit wurden die jungen Leute auf den nächsten Tritt der Karriereleiter entlassen, greifbar durch den Gesellenbrief.

„Der Kreis Böblingen hat entgegen dem Landestrend wieder eine leicht steigende Zahl an bestandenen Prüflingen zu verzeichnen“, sagte Gastel. Waren es im Vorjahr noch 189 junge Gesellen und in 2020 insgesamt 209, ist 2022 wieder ein erfreulich starker Jahrgang, heißt es von der Kreishandwerkerschaft. In ganz Baden-Württemberg gingen die Zahlen hingegen nach unten, wodurch sich der Fachkräftemangel im Handwerk weiter verschärft. „Es geht auch die Zahl der ausbildenden Betriebe tendenziell zurück“, sagte der Kreishandwerksmeister. Immer weniger Handwerker müssten die Lehrlinge ausbilden. Das trifft einzelne Branchen härter als andere.

Lebensmittel-Bereich hat Bedarf

Während der Run auf eine Ausbildung im Bereich Elektroinstallation ungebrochen ist, tut sich beispielsweise der Lebensmittel-Bereich gerade schwer, heißt es. Sichtbar vor allem beim Sterben eigenständiger Bäcker und Metzger; in Böblingen schlossen in diesem Jahr die Bäckerei Schall und die Metzgerei Kogel ihre Ladentüren für immer.

Innerhalb der 22 Berufe wurden wie jedes Jahr die Besten ihres Jahrgangs geehrt. Von den 241 Prüflingen erzielten 56 ein gutes oder sehr gutes Ergebnis – auch das ein vergleichsweise starker Wert. Die Kammersieger heißen in 2022: Modellbauer Benjamin Brose, der bei AKKA in Rutesheim seine Lehre abschloss, Schilderhersteller Felix Karl Motzer von Jehle Werbetechnik in Böblingen und der Bestatter Tom Späth von der Weiß und Mozer GmbH aus Jettingen.