Beim Einatmen von Duschnebel kann man sich mit Legionellen infizieren. Foto: Archiv

In einem Stuttgarter Schwimmbad hat sich ein Mann mit Legionellen infiziert. Doch auch in Wohnungen und Mietshäusern kommt es immer wieder zu Problemen. Was man über die Keime wissen muss – und wie man sie vermeidet.

Stuttgart - Immer wieder hört man von Fällen aus Schwimmbädern. Erst vor einigen Tagen wurden in den Leitungen des Leo-Vetter-Bads im Stuttgarter Osten Krankheitserreger gefunden. Doch auch in Mietshäusern kommen sie vor: Legionellen.

Was sind Legionellen?

Legionellen sind stäbchenförmige Bakterien, die natürlicherweise und in geringer Konzentration im Grundwasser vorkommen – und auch ins Trink- oder Duschwasser gelangen. Sie vermehren sich bei Wassertemperaturen zwischen 25 und 55 Grad, heißt es vom Landesgesundheitsamt – besonders in sogenannten Biofilmen, die in Wasserleitungen entstehen können. Besonders im Wasser von älteren und schlecht gewarteten Leitungen komme es häufig zu drastischen Vermehrungen der Stäbchenbakterien. Es gibt verschiedene Arten von Legionellen, von der eine Art – die Legionella pneumophila – für rund 90 Prozent der Erkrankungen bei Menschen verantwortlich ist.

Wie kommt es zu einer Infektion mit den Bakterien?

Werden Wasserleitungen nur selten benutzt, sind die Anlagen veraltet oder wird die Klimaanlage nicht richtig betrieben, so können sich Legionellen dort gut vermehren. Gefährlich wird es, wenn Legionellen eingeatmet werden – also beispielsweise über den Duschnebel oder aufgestäubtes Wasser aus Klimaanlagen. Auch aus einem laufenden Wasserhahn oder beim Putzen kann durchaus mal etwas Wassernebel in die Atemluft gelangen. Die Erreger können dann zwei Erkrankungen hervorrufen: Die sogenannte Legionörskrankheit und das grippeartige Pontiac-Fieber. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch wurde bislang allerdings noch nicht nachgewiesen – Legionellen sind also nicht ansteckend. Auch belastetes Wasser, das einfach getrunken wird, ist nicht gefährlich.

Wie gefährlich sind Legionellen?

Die Legionärskrankheit hat eine Inkubationszeit von zwei bis zehn Tagen – und äußert sich als eine schwere Lungenentzündung. Typisch sind Schüttelfrost, Verrwirrtheitszustände und sehr hohes Fieber. Unbehandelt kann diese sogar tödlich verlaufen – bei 10 bis 15 Prozent ist dies laut Landesgesundheitsamt der Fall. Das grippeähnliche Pontiac-Fieber ist deutlich häufiger als die Legionellose, tritt schon nach zwei Tagen auf und heilt meist auch nach wenigen Tagen wieder ab. Bei beiden Erkrankungen kann es zu Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, zu Unwohlsein, Durchfall und Husten kommen. Rechtzeitig erkannt, lassen sich Legionelleninfektionen mit einem Antibiotikum in der Regel gut behandeln.

Eine Infektion mit Legionellen muss aber nicht bedeuten, dass man erkrankt oder sich Symptome zeigen. Das hängt von verschiedenen Faktoren ab: Besonders gefährdet sind ältere und kranke Menschen und Personen, deren Immunsystem angeschlagen ist.

Welche Pflichten haben öffentliche Einrichtungen – und Vermieter?

Nicht nur öffentliche Einrichtungen wie Schwimmbäder müssen regelmäßig auf Legionellen geprüft werden. Auch Hausbesitzer von Mietshäusern mit mehreren Wohnungen sind gesetzlich dazu verpflichtet, das Trinkwasser zu kontrollieren. Konkret heißt das: Nach einer Erstprüfung müssen Vermieter gemäß der sogenannten Trinkwasserverodnung das Wasser mindestens alle drei Jahre prüfen. Bei Ferienwohnungen gilt die Pflicht wie für öffentliche Gebäude sogar jährlich. Anfällig sind meist Häuser mit einem älteren Rohrsystem und toten Leitungen, in denen das Wasser steht.

Werden bestimmte Werte von Bakterien überschritten, muss das Gesundheitsamt informiert und eine Desinfizierung des Wassers vorgenommen werden. Das geschieht meist mithilfe von Chlor – oder indem das Wasser auf 70 Grad erhitzt wird. Wer wissentlich mit Legionellen belastetes Wasser ausgibt, dem drohen hohe Bußgelder und Klagen.

Kann man sich selbst vor Legionellen schützen?

Aufzupassen gilt es überall dort, wo Wasser aufgestäubt wird. Ratsam kann es beispielsweise sein, Wasser aus dem Hahn und der Dusche erst einmal einige Minuten heiß laufen zu lassen, wenn die Leitungen längere Zeit nicht benutzt wurden. Besonders nach einem Urlaub oder einer mehrtägigen Abwesenheit empfiehlt es sich, die Leitungen erst einmal durchzuspülen, damit das abgestandene Wasser aus den Leitungen abfließt. Am besten dazu die Fenster öffnen und aus dem Raum gehen, um den Wasserdampf aus den Leitungen nicht in die Nase zu bekommen. Und sinnvoll ist – bei allem Ehrgeiz zum Wasser- und Energiesparen – das Trinkwasser über den Temperaturregler mindestens auf 60 Grad zu erwärmen.