Erinnerungsfoto im Herbert’z Foto: privat

Der Gründer der legendären Kaffeebar Herbert’z ist gestorben. Herbert Okolowski war nicht nur ein kreativer Kopf, er konnte auch sehr gut zuhören.

S-Süd - Herbert Okolowski ist tot. Der Chef von Herbert’z Espressobar zählt mit seiner „Elektra Belle Epoque“-Maschine zu einem der Pioniere in der Stuttgarter Espresso-Kultur. Und im Süden firmierte der umtriebige und multitalentierte Kommunikator zeitweilig gar als „inoffizieller Bürgermeister des Heusteigviertels“, berichten langjährige Weggefährten wie Wolfgang Jaworek. Okolowski hat Feste, Märkte und Kulturveranstaltungen im Heusteigviertel mitgestaltet und kulinarisch betreut, die Bars für die Dekumo-Messe entworfen, Konzerte veranstaltet. Er kannte alle und wirkte vermittelnd.

Der Umschlagplatz für seine Ideen und Gedanken war gerne sein Café in der Immenhoferstraße. Es sei von Anfang an gedacht gewesen als Ort, an dem man anderen Leuten begegnet und den ganzen Tag sitzen bleiben darf, auch wenn man nicht konsumiert. Bei der Eröffnung seiner Bar im Sommer 1992 hatte Okolowski sein großes Vorbild das berühmte Café Hawelka in Wien im Sinn, wo keine Berührungsängste herrschen zwischen den Schichten und Milieus. Und tatsächlich fühlen sich im Herbert’z bis heute Künstler und Kaminfeger, Makler und Studenten, Rentner und Redakteure, Hausmänner und Honoratioren gleichermaßen heimisch. Das Herbert’z ist eine Art öffentliches Wohnzimmer.

Schwerer Start ins Leben

Okolowski habe leicht einen Draht zu Menschen gefunden, sagen Freunde. Er sei vielleicht optisch ein grober Kerl, mächtig von Statur, beeindruckend mit Glatze und gezwirbeltem Oberlippenbart, aber zugleich ein feinfühliger Zuhörer gewesen. Dabei war ihm der Feinsinn nicht gerade mit auf den Lebensweg gegeben. Herbert Okolowskis hatte, was man wohl eine schwere Kindheit nennen muss. Geboren 1956 in Freudenstadt als eines von 15 Geschwistern, deren überforderte Mutter mehrmals heiratete, kam der Kleine früh in ein Erziehungsheim. „Dort habe ich gelernt, dass man sich nur mit Gewalt durchsetzt“, sagte er vor vielen Jahren einmal im Gespräch mit den Stuttgarter Nachrichten. Mit Sicherheit war es ein denkbar schwieriger Start ins Leben.

Frühen Lieferdienst eröffnet

Okolowski hat später Schmied gelernt, sich als Schlosser, Bierfahrer und ein paar anderen Jobs verdingt, auch sonst viel ausprobiert und wieder verworfen. Doch dann hatte er die zündende Idee, die ihm im Süden zu einer gewissen Berühmtheit verhalf: Er schweißte sich kunstfertig ein schmuckes Vehikel zusammen, mit dem er Mitarbeiter in den Büros zur Mittagszeit mit Biokost belieferte. Der „Vesperdienst“ war eine Art Lieferando frei Schnauze. Er lief ausgesprochen gut, expandierte rasch bis etwa zur Jahrtausendwende. Danach konzentrierte sich Okolowski auf die Bar in der Immenhoferstraße 11. Geführt wird das Herbert’z seit einiger Zeit von zwei seiner Söhne. Beigesetzt wird Okolowski am heutigen Mittwoch auf den Fangelsbachfriedhof – beinahe vis à vis seines geliebten Mozartplätzles.