Martin Kleinfelder (links) und Oliver Reuter sind weiter auf Expansionskurs – aber nicht im Leo-Center. Foto: Jürgen Bach

Die Unternehmerfamilien Kleinfelder und Reuter haben den Vertrag für ihr Mode-Geschäft Only Women im Leo-Center in Leonberg nicht mehr verlängert. Für sie passt das enge Korsett des Hamburger Betreibers ECE nicht mehr zur eigenen Philosophie.

Das Leo-Center ist die Innenstadt von Leonberg. Das sagte im Jahr 2018 Klaus-Peter Regler, der ehemalige Center-Manager, beim großen Fest zum 45. Geburtstag. „Generationen kommen zu uns, kaufen ein und fühlen sich wohl.“ Ob er das heute auch so sagen würde?

Die Kunden stehen aktuell vor vielen geschlossenen Läden. Mindestens drei Bekleidungsgeschäfte haben zuletzt für immer dichtgemacht. Ein Plakat kündigt an, dass in eine der Räumlichkeiten bald ein Optiker einziehen wird – nunmehr der fünfte im Center. Gerüchte machen die Runde, dass bald noch mehr Geschäfte verschwinden werden.

Zwei Jahre lang verhandelt

Nach 43 Jahren ist auch für die Leo-Center-Filiale des inhabergeführten Modeunternehmens Only Women auf insgesamt 255 Quadratmetern Schluss. „Wir wären gerne drin geblieben, hätten den auslaufenden Vertrag verlängert, aber nach zwei Jahren Verhandlung mit dem Hamburger Betreiber ECE haben wir gemerkt, dass es für uns nicht mehr passt“, sagt der Geschäftsführer Oliver Reuter, der das Unternehmen mit seiner Frau Tina und den Schwiegereltern Martin und Elisabeth Kleinfelder führt.

„Ich glaube an den stationären Handel und wir sind weiter auf Expansionskurs“, sagt Reuter, der nach dem Ausstieg im Leo-Center aktuell noch mit acht Standorten in der Region vertreten ist.

„Die Lockdowns während der Coronapandemie haben die Unternehmer genutzt, um die Läden zu renovieren. „Klar war das am Anfang eine ganz schwierige Situation und wir wussten im ersten Moment nicht, wie es weitergehen sollte, doch die finanzielle Unterstützung der Bundesregierung hat uns geholfen.“

Für den Junior-Chef Oliver Reuter ist das Thema Leo-Center (vorerst) abgehakt. Ohne Groll. Ohne den Wunsch, nachtreten zu wollen. Auch wenn er sich von der Center-Managerin Nadine Fensterer ein persönliches „Auf Wiedersehen“ gewünscht hätte. „Wenn man so lange Mieter war, könnte man das doch erwarten. Zumal wir zeitweise auch mit zwei Läden vertreten waren. So ein Verhalten habe ich noch nirgends erlebt, das ist keine Wertschätzung. Die Center-Managerin schaute nie bei uns vorbei, sie war auch nie zu erreichen. Auf Antworten haben wir immer lange warten müssen.“

Mit Kinder-Moden hat alles angefangen

Im Jahr 1979 eröffneten Elisabeth und Martin Kleinfelder erstmals ein Mode-Geschäft für Kinder im Leo-Center. Später wurde daraus Damen-Mode. „Wir haben richtig gute Zeiten mitgemacht, doch die Entwicklung im Leo-Center ist schön länger schlecht“, sagt Martin Kleinfelder.

Dann kam Corona. „Mir ist klar, dass das ECE ein renditegetriebener Konzern ist, das ist auch völlig in Ordnung, doch selbst während Corona, wo kein Mieter Einnahmen hatte, hielt das Unternehmen im Gegensatz zu anderen Großvermietern eisern an den Verträgen fest. Auch von den Werbekosten rückten sie nicht ab, obwohl keine Werbung in dieser Zeit stattgefunden hat“, sagt Oliver Reuter.

Keine gemeinsame Basis gefunden

Die Pandemie, der Russland-Ukraine-Krieg und die daraus resultierende Energiekrise hätten die Situation verändert. „Die Inflation liegt bei acht Prozent, wir haben sinkende Umsätze, Mieten und Mietnebenkosten steigen. Da wird noch einiges auf den Einzelhandel zukommen. Wir haben lange versucht, mit der ECE eine gemeinsame Basis zu finden, um im Leo-Center weiterhin arbeiten zu können. Ohne Erfolg, es gab es keine Verhandlungsmöglichkeiten“, so Reuter, der nach wie vor überzeugt ist, dass sein Textil-Unternehmen als eines der größten in der Region ins Leo-Center gehört.

Der Klage über mangelnde Kommunikation widerspricht die Center-Managerin Nadine Fensterer: „Wir sind im guten und engen Austausch mit unseren Mietpartnern und informieren regelmäßig durch Rundschreiben über aktuelle Themen. Bei unserer jährlichen Mieterversammlung werden unser Mieter über unsere anstehenden Marketingaktivitäten ausführlich informiert.“

Mit Hochdruck werden Mieter gesucht

Die Leerstände sind für Fensterer kein Grund zur Sorge. „Wir haben momentan ein paar, da sich einige Mieter dazu entschieden haben, ihre Verträge nicht wie gewohnt zu verlängern. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, Nachfolger für die entsprechenden Flächen zu finden und führen diverse Gespräche unter anderem mit regionalen Mietinteressenten.“ Doch es dauere in der jetzigen Situation einfach länger, bis neue Verträge geschlossen werden.