Das Licht sei in der Regel nicht heller, werde aber anders empfunden, sagt Christoph Schmid vom Tiefbauamt. Foto: Caroline Holowiecki

Grell, kalt, ungeeignet: Vaihinger Bürger beschweren sich über neue LED-Straßenlichter. Sie sind nicht allein. Auch aus dem Bezirksbeirat setzt es jetzt Kritik. Und vereinzelt gibt es sogar Gesundheitsbedenken wegen der grellen Lichter.

Vaihingen - Orange, orange, orange, weiß, weiß, weiß, dann wieder orange. Abends geht nicht jedem Vaihinger Bürger dasselbe Licht auf. Die Stadtverwaltung hat umgerüstet. Straßenzugsweise, teils nur punktuell, sind dort, wo Lichtmasten und Birnen veraltet waren, neue installiert worden. Sukzessive wird nach diesem Prinzip stadtweit gearbeitet. Doch das Ergebnis finden nicht alle gelungen. „Wenn man etwas Neues macht, sollte es doch eigentlich besser werden“, sagt Klaus Feith. Doch als eine Verbesserung empfinden er und seine Frau das, was ihnen in der Straße Im Finkenschlag da ins Schlafzimmerfenster strahlt, keinesfalls.

Seit November brennen vor ihrer Haustür neuartige LED-Lampen grell weiß statt ehemals schummrig orange. „Wüst“ findet Klaus Feith den kälteren Look, der ihn neuerdings nachts zum Herunterlassen der Jalousien zwinge. Zudem bemängelt er, dass es nun auf der Straße faktisch dunkler sei. Nach seinem Empfinden streut das neue LED-Licht nämlich weitaus weniger, sodass zwischen den einzelnen Masten schwarze Flecken entstünden. „Ein Traum für Einbrecher“, moniert seine Frau. Alles in allem finden die Feiths die Wahl unglücklich. „Es gibt LEDs und LEDs, und es gibt Abstrahlwinkel und Abstrahlwinkel“, sagt Klaus Feith.

Fördert Licht mit hohem Blauanteil eine bestimmte Erkrankung der Netzhaut?

Nicht nur ihm leuchtet die Leuchtenwahl nicht ein. Auch der Vaihinger Bezirksbeirat Gerhard Wick (SÖS/Linke-plus) stellt die Maßnahme infrage. Zum einen hätten auch andere Bürger, etwa Anwohner der Schwarzwaldstraße in Kaltental, davon berichtet, dass sie sich durch die neue Beleuchtung „sehr gestört“ fühlten, zum anderen hat Gerhard Wick aus privatem Interesse recherchiert.

Er selbst hat nämlich vor einiger Zeit bei sich daheim alte Birnen durch neue LEDs ersetzt. „Ich habe gedacht, das ist eine feine Sache. Die sind energiesparend und machen schön hell“, erklärt er. Später sei er aber über Studien gestolpert, die aussagten, dass das Licht mit dem hohen Blauanteil eine Makuladegeneration, also eine Erkrankung der Netzhaut, fördere. Außerdem will Gerhard Wick herausgefunden haben, dass diese Art des Lichtes den Schlaf beeinträchtigt.

Experte beim Tiefbauamt geht davon aus, dass alles eine Gewöhnungssache ist

Christoph Schmid, beim Tiefbauamt für die Straßenbeleuchtung und somit 70 000 Leuchtstellen auf Stuttgarter Gemarkung zuständig, glaubt jedoch an einen anderen Störfaktor. „Tatsächlich ist es oft eine Gewöhnungssache, man ist das gelbe Licht gewöhnt“, sagt der Mann vom Tiefbauamt. Das Licht sei in der Regel nicht heller, werde aber anders empfunden. Die Stadtverwaltung verwende auf Verkehrs- und Fußwegen Leuchtmittel mit einer Lichttemperatur von 4000 Kelvin, in Aufenthaltsbereichen, etwa auf Plätzen, sanfteres Licht mit 3000 Kelvin. Laut Christoph Schmid haben die LEDs den Vorteil, dass man Fußgänger und Gegenstände besser erkenne, zudem sparten sie bis zu 50 Prozent der Energiekosten.

Für Gerhard Wick wiegen gesundheitliche Aspekte schwerer. „Ich habe den Verdacht, dass das nicht berücksichtigt wurde“, sagt er. In der nächsten Sitzung des Vaihinger Bezirksbeirats will die Fraktion aus diesem Grund einen Antrag stellen, der zum Inhalt hat, dass Vertreter des Arbeitskreises Straßenbeleuchtung – also Tiefbau-, Stadtgestaltungs- und Umweltamt, Garten-, Friedhofs- und Forstamt, Kriminalitätsprävention sowie Stuttgart Netze als Betreiber – ihr Konzept und ihre Leuchtmittel-Wahl erklären sollen.

Gerhard Wick selbst hat indes bereits reagiert, wie er sagt. Seine privaten LEDs habe er abermals ausgetauscht, in solche mit aufgedampftem Orangefilter.